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Corona-News

Was beim Händewaschen mit den Viren geschieht

06. Mai 2020 | von

Regelmäßiges Händewaschen ist in Zeiten einer Virus-Pandemie wichtiger denn je und gilt als einer der Schlüssel zur Eindämmung der Corona-Krise. Doch was genau passiert beim Reinigen der Hände und wie wirkt sich Seife auf Viren und Bakterien aus? Dazu wurde bei Professor Mathias Walter Hornef vom Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Professor Sebastian Lemmen, Leiter des Zentralbereichs für Krankenhaushygiene und Infektiologie an der Uniklinik RWTH Aachen nachgefragt.

Wie wirkt sich Seife auf Viren und Bakterien aus? Werden diese abgetötet oder nur abgewaschen?

Seife ist ein Detergenz, das heißt es kann zwischen fetthaltigen und wasserlöslichen Materialien eindringen. Da alle Bakterien und viele Viren von einer Zellmembran, also einer Doppelschicht aus Fettmolekülen umgeben sind, vermindert Seife die Integrität dieser Erreger und tötet sie ab. Dies gilt allerdings nicht für unbehüllte Viren, die deshalb viel resistenter gegenüber Umwelteinflüssen sind. Auch gibt es bei Bakterien große Unterschiede im Zellwandaufbau, während manche Bakterien recht empfindlich sind, können andere sogar in Seife überleben. Neben dem Zerstören der Integrität der Erreger werden aber sicher auch Viruspartikel und Bakterien sowie Flüssigkeiten, in denen Infektionserreger enthalten sind, von den Händen effektiv abgewaschen und damit wird das Risiko einer Übertragung vermindert.

Gibt es einen Unterschied zum aktuellen Corona-Virus? Hält es sich beispielsweise länger auf der Haut?

SARS-CoV-2 Viren gehören zum Glück zu den behüllten Viren, d.h. die Viruspartikel hüllen sich beim Verlassen der infizierten Zelle in Membranen dieser Zellen ein. Diese Virushülle ist wichtig für die Viren, da in der Virusmembran die Moleküle verankert sind, die die Bindung an und Aufnahme in die nächste Zelle ermöglichen. Eine Zerstörung dieser Hülle durch Detergenzien oder Austrocknung vermindert die Infektiosität. Dazu passt, dass behüllte Viren ja vor allem über Tröpfchen, die beim Sprechen, vor allem aber beim Husten und Niesen gebildet werden, übertragen werden, auch über Aerosole. Auf der Haut ist es behüllten Viren eigentlich schon zu trocken, sie überleben nur eine begrenzte Zeit. Allerdings kann man sich vorstellen, dass Viren in der ausgehusteten Flüssigkeit länger überleben und dann beispielsweise beim Handschlag übertragen werden. Deshalb gelten die Regeln, möglichst in die Ellenbeuge zu husten, sich regelmäßig die Hände zu waschen und möglichst wenig ins Gesicht zu fassen.

Warum müssen für eine Desinfektion von Flächen und Gegenständen andere Mittel verwendet werden?

Seife funktioniert natürlich grundsätzlich auch auf Flächen und Gegenständen. Es ist daher weniger so, dass andere Mittel verwendet werden müssen als vielmehr, dass andere Mittel verwendet werden können. Die Haut ist nämlich gegenüber vielen sehr potenten Desinfektionsmitteln wie Formaldehyden und Halogenen sehr empfindlich. Diese dürfen daher nur auf Flächen und Gegenstände eingesetzt werden, niemals aber zur Desinfektion der Haut. Alkoholische Desinfektionsmittel können aber zum Beispiel auch zur Desinfektion der Haut eingesetzt werden. Allerdings schädigen sie bei häufigem Gebrauch die Haut, sie sollen deshalb vor allem dann eingesetzt werden, wenn die Möglichkeit zum Händewaschen mit Wasser und Seife nicht gegeben ist. Für zuhause besteht deshalb die Empfehlung zum regelmäßigen Händewaschen mit Seife.

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