Das von mehreren Lehrstühlen und Instituten der RWTH Aachen initiierte Projekt „The People’s Ventilator – PV1000“ erreicht einen wichtigen ersten Meilenstein: Das so genannte „Graphical User Interface“ geht in den Test durch Beatmungsexpertinnen und –experten in ganz Deutschland.
Aufgerüttelt durch den verheerenden Mangel an Beatmungsplätzen in vielen Ländern zu Beginn der Corona-Pandemie entwickeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der RWTH seit April ein Notfall-Beatmungsgerät. Der „People’s Ventilator PV1000“ soll in den Situationen, in denen herkömmliche Beatmungsgeräte knapp werden, die Lücke als einfaches und robustes Gerät schließen, dass sich dennoch für einen mehrwöchigen Einsatz auf der Intensivstation eignet.
Angestoßen vom Lehrstuhl für Medizinische Informationstechnik (MedIT), dem Institut für Kraftfahrzeuge (ika) und dem Lehrstuhl Informatik 11 – Embedded Software (i11) arbeiten mehr als 30 Personen ehrenamtlich unter der Leitung von Professor Steffen Leonhardt (MedIT) an der technischen Realisierung und der organisatorischen Umsetzung des Projekts. Dabei wurden zahlreiche Unterstützer aus weiteren RWTH-Einrichtungen und aus der regionalen Wirtschaft gewonnen.
Beatmungsgeräte sind komplexe technische Systeme, die unterschiedliche Beatmungsverfahren unterstützen und auf viele Situationen richtig reagieren müssen. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist eine leichte und nachvollziehbare Bedienbarkeit durch das medizinische Personal. Für den PV1000 wurde nun das vom Lehrstuhl Informatik 11 – Embedded Software (i11) erarbeitete Bedienkonzept umgesetzt und die Programmierung abgeschlossen. Mit dem Lehrstuhl für Medizintechnik (medi-TEC) konnte dabei ein weiterer Partner aus der RWTH seine Expertise im Bereich der sicheren und gebrauchstauglichen Entwicklung von Medizinprodukten einbringen.
Zur Überprüfung, ob das Ergebnis auch wirklich eine sichere Bedienung auf der Intensivstation ermöglicht, wird die graphische Bedienoberfläche derzeit einem repräsentativen Querschnitt von 18 Beatmungsexpertinnen und -experten in ganz Deutschland zum Testen zur Verfügung gestellt, darunter zahlreichen ärztlichen Leitungen von Intensivstationen. Die Rückmeldungen werden zügig in die Software eingearbeitet, damit bald der nächste Schritt – die Integration aller Einzelelemente des PV1000 in einem ersten Prototyp – fertiggestellt werden kann.