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FOMO – Hast du heute schon was verpasst?

19. Mai 2021 | von
Mächen mit einem Handy

Quelle: Freepik

Wer kennt es nicht: die Angst, etwas zu verpassen – Fear of missing out (FOMO). Dieser scheinbar neue Begriff begegnet uns in der letzten Zeit immer häufiger, obwohl er eigentlich ein uraltes Phänomen der Menschheit bezeichnet. Durch die IT und die Digitalisierung wird FOMO trotz der Vernetzung, oder vielleicht sogar gerade wegen dieser, nicht weniger. Warum ist das so? Wie stark bist du von FOMO betroffen und was kann dagegen helfen?

Der Begriff FOMO ist als soziale Angst dadurch gekennzeichnet, dass die Aktivitäten von anderen mitverfolgt werden und dadurch das Gefühl entsteht, das eigene Leben sei im Vergleich zu dem der anderen öde und einsam. Unser digitales Verhalten im Alltag spielt dabei eine erhebliche Rolle, insbesondere die Nutzung von sozialen Medien. Menschen streben nach Zugehörigkeit sowie einem erfüllten Leben und so befinden sich FOMO-Betroffene in einer Spirale, in der sie sich immer mehr um die Kommunikation und Verbundenheit in den sozialen Medien bemühen, je unzufriedener sie sind. Die permanente Nachrichtenflut erweckt zusätzlich das Bedürfnis, immer auf dem Laufenden bleiben zu wollen. FOMO kann aber auch von der riesigen Bandbreite an Auswahlmöglichkeiten in diversen Bereichen ausgelöst werden. Basketball wäre vielleicht eine bessere Option als Fußball und Apple ist Android vielleicht doch etwas voraus.

Forscher der Universitäten Carleton und McGill haben herausgefunden, dass FOMO unabhängig vom Persönlichkeitstyp auftritt. Dabei ist ein Großteil der Bevölkerung stark betroffen, insbesondere junge Menschen. Zudem haben die Studien ergeben, dass es sich bei FOMO nicht nur um einen mentalen Zustand, sondern auch um physische Reaktionen handelt. Symptome sind Stress, Müdigkeit und verminderter Schlaf, Juckreiz, Herzrasen, Zwangsstörungen und innere Unruhe bis hin zu depressiven Verstimmungen. FOMO ist also ein ernstzunehmendes Thema.

Bei einigen ist FOMO zu Zeiten von Corona weniger geworden, schließlich steht die Welt im HomeOffice gefühlt still und kaum soziale Aktivität bedeutet hierhingehend auch nichts zu verpassen. Andererseits kann die Situation FOMO auch verschärfen, denn ein Gefühl des Verpassens allgemein vom normalen sozialen Leben, wie es sich in manchen Ländern nach und nach wieder etabliert, ist ebenso auf FOMO zurückzuführen.

Hier einige Fragen von Forschern, die den übermäßigen Internetkonsum untersucht haben. Du kannst sie dir stellen, um herauszufinden, ob du selbst von FOMO betroffen sein könntest.

  1. Hast du den Eindruck, ganz im Internet versunken zu sein (Erinnerst du dich an die letzten Online-Aktivitäten, oder sehnst du dich nach der nächsten Sitzung)?
  2. Empfindest du bei der Internetnutzung eine Befriedigung, wenn du deine Zeit im Internet erhöhst?
  3. Bist du wiederholt daran gescheitert, deine Internetnutzung zu kontrollieren, zu verringern oder aufzugeben?
  4. Fühlst du dich nervös, launisch, deprimiert oder empfindsam, wenn du versuchst, deine Internetnutzung zu verringern oder sie aufzugeben?
  5. Verbringst du im Internet mehr Zeit, als ursprünglich beabsichtigt?
  6. Hast du wegen des Internets schon riskiert, eine wichtige Beziehung, Arbeit, Bildungs- oder Berufschance zu verlieren?
  7. Haben du deine Familienmitglieder, deinen Therapeuten oder andere Menschen angelogen, um die Wahrheit über deine Internetnutzung zu verbergen?
  8. Verwendest du das Internet, um vor Problemen zu fliehen oder Angstzustände zu lindern, z. B. das Gefühl von Hilflosigkeit, Schuld, Angst oder Depression?

Die Forscher sagen: „Sie sind internetsüchtig, wenn Sie die Fragen 1 bis 5 und mindestens eine der übrigen Fragen mit ‚Ja‘ beantwortet haben.“

FOMO vs. JOMO

Dass FOMO kein neues Thema ist und von vielen bereits bekämpft wird, zeichnet sich auch in einer Gegenbewegung ab. Der Trend geht in Richtung JOMO (Joy of Missing Out). Die Freude daran, etwas zu verpassen, die sozialen Medien mal abzuschalten und sein eigenes Leben und was man hat zu feiern, führt zurück in die Selbstbestimmung.

Die Kompetenz mit Anzeichen von FOMO umzugehen, ist heute also wichtiger denn je. Deshalb hier noch einige Tipps, die bei der Bewältigung helfen könnten:

  1. FOMO basiert auf Lügen. Das Leben anderer erscheint in den sozialen Medien stets besser als das eigene. Dabei suchen sich die Menschen die herausragendsten Augenblicke ihres Lebens raus. Filter und eine gute Kameraführung verschönern alles zusätzlich. Erkenne das!
  2. Die eigene Mediennutzung reflektieren. Wieviel Zeit verbringst du mit dem Smartphone? Ist es am Morgen und am Abend das Erste und Letzte was du siehst? Verbringst du viel Zeit in den sozialen Medien, solltest du dies einschränken.
  3. Freundschaften und Kontakte im realen Leben pflegen. In Zeiten zu Corona leichter gesagt als getan, aber manchmal hilft es auch einfach mit jemandem zu telefonieren, anstatt Feedbeiträge zu kommentieren.
  4. Hobbys mehr angehen. Ob es eine alte schöne Beschäftigung ist, der du noch einmal nachgehst oder ob du etwas Neues lernst, es lohnt sich die Zeit zu investieren. Natürlich sollte es Spaß machen, aber auch die kleinen Erfolge tun gut!
  5. Auf sich selbst hören. Anstatt deine Ängste zu ignorieren und dich mit der Informationsflut weiter abzulenken oder zu betäuben, solltest du versuchen, deine Bedürfnisse wahrzunehmen und daran arbeiten, ihnen gerecht zu werden.
  6. Achtsamkeitsübungen und Meditation können dir dabei helfen, den Moment wahrzunehmen und zu genießen oder auch mal in dich zu kehren und zur Ruhe zu kommen. Es kommt nicht darauf an, was in einer übertriebenen, imaginären Internet- Fantasiewelt geschieht. Gedankliche Präsenz ist ausschlaggebend.
  7. Offline-Zeiten einrichten. Hierfür gibt es heutzutage vielfältige Apps, die bei der Zeiteinteilung unterstützen können und dir aufzuzeigen, wieviel Zeit du mit welchen Apps verbringst. Beschränke deinen Medienkonsum bewusst, indem du auch mal die Benachrichtigungen ausstellst. Eine strukturierte Nutzung im Alltag ist sinnvoll!
  8. Dankbarkeit üben. Manchmal braucht es ein wenig Übung um zu erkennen, was und wen man alles wertschätzt und sich dessen bewusst zu machen, dass diese Dinge nicht selbstverständlich sind. Lerne dankbar zu sein für das, was du hast. Ein Dankbarkeitstagebuch kann dabei helfen, die Lebenszufriedenheit zu steigern.

 

Verantwortlich für die Inhalte dieses Beitrags ist Vanessa Halle.

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