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Kilian

Eine Ode an Sydney

20. September 2015 | von

Samstag 1. August. Per Definition Winter. 25°, Sonnenbrille auf der Nase, Shorts an und Cabrio Verdeck offen. Auf geht es nach Bronte Beach. Burger auf den Grill, ein paar gekühlte Bier im esky (so nennt man Kühlboxen auf „Australisch“) und ein bisschen mit dem Ball gekickt. Danach weiter auf einen DJ Contest am Nachmittag mit 3 Stages in einem Innenhof eines historischen Kolonialstil-Hauses. Auf dem Weg nach Surry Hills einen überragenden Pulled PorkBurger-Stop eingelegt und dann auf pub crawl um die Häuser, Spelunken und Pubs schlussendlich noch ein wenig das Tanzbein zu 90ern feat. Queen geschwungen. Ein Samstag in Sydney…

Mein Reiseführer beginnt mit den Worten „Gäbe es eine Miss-Wahl für Metropolen so wäre Sydney relativ sicher in den Top 5 vertreten.“ Für mich war Sydney bevor ich hier hingezogen war, das opera house. Nicht mehr und nicht weniger, wusste ich wirklich von Sydney. So stumpf wie es klingt, aber die Atmosphäre von einer tief stehenden Sonne, die durch die harbour bridge scheint, mit einem riesigen Kreuzer am Quay und einigen Segelyachten auf dem Wasser, ist jedes Mal wieder absolut stunning. Einen vergleichbaren Vibe einer Metropole habe ich bis jetzt nur in Rio de Janeiro empfunden.Nach knapp 4 Monaten würde ich Sydney wohl als absoluten Favorit meiner persönlichen Miss-Wahl der Städte der Welt einstufen.

Der Lifestyle bewegt sich hier irgendwo zwischen Kö in Düsseldorf, Fast Food aus den Staaten, Alternatives Ökö-Hipster Szene aus East London, Street Food aus China und sandige Lockenfrisur. Hier parkt ein Maserati, neben einem schlammigen 4×4 Mitsubishi und daneben steht eine Abordnung von einem Harley-Davidson Club—Kurzer Einwurf: Die Mopeds sind hier teilweise sowas von übertrieben laut, daneben startet ein Kampfjet lautlos. Ich kann mit einem schönen Motorenklang durchaus etwas abgewinnen, wenn sich aber alle Leute die Ohren zu halten beim Vorbeifahren, sollte ich mir vielleicht Gedanken machen, ob das wirklich noch im Rahmen ist.—

Diese Ansammlung findet sich dann wahlweise in der Castlereagh St, wo sich Gucci, Prada und Hermès die Hand geben. Oder in the Rocks, am Ufer des Sydney Harbours, wo Parktickets schon mal so viel wie ein Abendessen kosten. Aber auch vor dem vegetarischen Café in Glebe, das von Vietnamesen betrieben wird und in dem hauptsächlich Studenten sitzen. In den Vororten Sydneys fühlt man sich teilweise wie mitten in Asien. Abgesehen von den Straßenschildern sind viele Schriftzeichen zu erkennen, auf der Straße hört man je nach Vorort die jeweilige vorherrschende Landessprache. Wie auch immer die Kollegen das machen, auch das Preisniveau vor allem für landesstypische Lebensmittel, wie Gemüsesorten oder auch Tofu, ist deutlich niedriger als im Supermarkt. Durch die großen Gemeinden bekommt man auch wirklich authentisches Essen in den zahlreichen Restaurants. Ich war schon ein bisschen in Asien unterwegs, teilweise fühle ich mich wirklich an die Zeit dort erinnert.

Vielleicht liegt es auch an Surry Hills wo ich lebe, aber hier in Sydney (und wohl auch im Rest Australiens) gibt es eine wahre Pub-, Café- oder Restaurantkultur. Wenn man am einem Samstag Morgen Frühstücken gehen will, ist es eigentlich Standard erstmal einen Kaffee im Stehen zu trinken. Die Cafés sind alle bis auf den letzten Platz belegt. Ab 11 Uhr kann man dann auch schon nahtlos ins Pub umsiedeln, die Ersten sind auf jeden Fall schon am Start und genießen ihr Bierchen. Irgendeine Wiederholung von einem Rugby oder AFL Spiel wird gezeigt.

Das ganze Spektakel hat natürlich auch seine Schattenseiten. In Australien ist das Investieren seiner Ersparnisse in Immobilien ein Nationalsport. Jeder mit einem soliden Einkommen hält 2 oder mehr Immobilien. Nachdem die Chinesen ja auch nicht unbedingt wissen, wohin mit ihrer Kohle, sind diese auch noch relativ aktiv am Markt. Das ganze findet gerade seinen Höhepunkt. Die Immobilienpreise sind im letzten Jahr um 22% (!!!) gestiegen, der Durchschnittspreis ist auf über A$ 1 Mio. gestiegen. Ein Ende ist nicht in Sicht, allerdings wirkt das auf mich schon teilweise etwas überbewertet. Würde mich nicht wundern, sollte das hier in der nahen Zukunft etwas kollabieren. Dagegen spricht, dass im letzten Jahr wieder ein neue Rekordzahl an Leuten nach Australien eingewandert ist und Sydney in den nächsten 10 Jahren eine weitere Million an Bewohnern bekommen wird.

 

VIvid (3)

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