Na und? NHR – was ist das überhaupt?
NHR – das steht für „Nationales Hochleistungsrechnen“ und ist ein Projekt der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK). Mit Hilfe dieses Projekts soll Forschenden deutschlandweit der bedarfsgerechte Zugriff auf die für ihre Forschung benötigte Rechenkapazität gesichert werden. „Hochleistungsrechnen“ beschreibt computergestütztes Rechen, bei der eine hohe Rechenleistung oder Speicherkapazität benötigt wird. Dies wird in der Forschung und Lehre immer wichtiger. Die Nutzung und Zugang zu Hochleistungsrechnern ist heutzutage für viele Forschungsbereiche unverzichtbar.
Aus diesem Grund haben sich Bund und Länder in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) darauf verständigt, neben Forschungsbauten und Großgeräten auch das Hochleistungsrechnen an Hochschulen gemeinsam zu fördern. Damit soll die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Forschungsstandortes Deutschland unter anderem in den Bereichen Simulation und Big Data gestärkt werden. Ziel ist die Schaffung eines nationalen koordinierten Verbunds von Hochleistungsrechenzentren. Dieser Verbund bietet für alle deutschen Hochschulen entsprechende Ressourcen und Dienste für das Nationale Hochleistungsrechnen an.
Am 07. Januar 2020 war es dann endlich soweit: die Förderausschreibung wurde veröffentlicht. Nun hatten interessierte Rechenzentren bis zum 17. April 2020 Zeit ihre Anträge einzureichen. Im Rahmen eines wettbewerblichen und wissenschaftsgeleiteten Auswahlverfahrens begutachtete dann die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Anträge auf ihre Förderungswürdigkeit im Rahmen des Nationalen Hochleistungsrechnens an deutschen Hochschulen.
Und? Wie hat die RWTH sich beteiligt?
Die RWTH Aachen betreibt, ebenso wie die TU Darmstadt, seit Jahren erfolgreich Hochleistungsrechner mit überregionaler Bedeutung – so genannte Tier-2-Rechner. Das bedeutet, dass Teile der beiden Systeme akademischen Forschenden aus ganz Deutschland offenstehen. Darauf aufbauend haben beide Hochschulen unter der Federführung ihrer jeweiligen Rechenzentren Computational Engineering Sciences (CES) in unzähligen Verbundprojekten, Graduiertenschulen und Studiengängen stark vorangetrieben. Im Fokus standen dabei Ingenieursanwendungen, insbesondere mit Blick auf komplexe Strömungsszenarien, Energiekonversion, Materialdesign und ingenieursorientierte Physik, Chemie und Lebenswissenschaften. Somit erfüllen beide Hochschulen nicht nur die Grundvoraussetzung zur Antragsstellung, sondern haben durch diese Aktivitäten und Erfahrungen eine gute Voraussetzung für einen erfolgreichen Antrag.
Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die beiden Hochschulen unter der Federführung von Professor Matthias S. Müller (IT Center, RWTH Aachen) und Professor Christian Bischof (Hochschulrechenzentrum, TU Darmstadt) in dem „Nationalen Hochleistungsrechenzentrum for Computational Engineering Sciences“ (NHR4CES) ihre bestehenden Stärken bündeln und sich dabei optimal ergänzen. Zudem fließen, Dank der langjährigen Kooperation der RWTH Aachen mit dem Forschungszentrum Jülich im JARA Center for Simulation and Data Science, viele wertvolle Kompetenzen und Erfahrungen in NHR4CES ein, die sich aus dem Übergang auf die so genannte Tier-1 Ebene der international agierenden Supercomputer in NHR4CES ergeben.
Und? Was ist draus geworden?
Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern hat in ihrer Sitzung am 13. November 2020 bundesweit acht Rechenzentren für die geplante Einrichtung eines Verbunds für das Nationale Hochleistungsrechnen zur Förderung empfohlen. Darunter sind auch die RWTH Aachen University und die TU Darmstadt.
Diese weiteren sechs Rechenzentren sollen in den NHR-Verbund aufgenommen werden:
- Berlin University Alliance
- Technische Universität Dresden
- Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
- Georg-August-Universität Göttingen
- Karlsruher Institut für Technologie
- Universität Paderborn
Für die dazu nötigen Investitions-, Betriebs- und Personalkosten stellen Bund und Länder gemeinsam 62,5 Millionen Euro jährlich über einen Zeitraum von zehn Jahren bereit. Die beiden NRW-Hochschulen (Aachen und Paderborn) erhalten für den weiteren Ausbau ihrer bestehenden Rechenzentren insgesamt rund elf Millionen Euro.
Und? Wie sind die Reaktionen?
Professor Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH Aachen bezeichnet die Empfehlung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz als großen Gewinn für die Universität: „Die RWTH hat in den letzten Jahren gezielt das Thema Forschungsinfrastrukturen rund um das Hochleistungsrechnen weiterentwickelt. Die Aufnahme in den NHR-Verbund ist die Anerkennung der Leistung unserer Forschenden. Gemeinsam mit unserem Partner TU Darmstadt können wir das Hochleistungsrechnen mit Themen wie Künstliche Intelligenz, Datenwissenschaft und Simulationswissenschaft voranbringen.“
Die beiden zuständigen Professoren freuen sich ebenfalls riesig über den Erfolg und die geförderte Fortsetzung ihrer guten Zusammenarbeit im Rahmen von NHR4CES. Bereits im letzten Jahr hatten sie mit dem gemeinsamen NFDI4Ing Antrag im Rahmen des Wettbewerbs für das Nationale Forschungsdatenmanagement Erfolg. Die Professoren sind sich einig: „Jetzt entwickeln wir mit NHR4CES ein Ökosystem für das Hochleistungsrechnen, das Simulations- und datengestützte Forschung vor allem für die ingenieursorientierten, computergestützten Forschungsdisziplinen in Deutschland voranbringt.“
Die Wissenschaftsministerin von NRW freut sich mit uns
„Mit dem Projekt Nationales Hochleistungsrechnen legen Bund und Länder die Grundlage für die Errichtung eines funktionsfähigen nationalen Verbunds von Rechenzentren, der die Forschung in Deutschland entscheidend voranbringen wird. Dass gleich zwei Rechenzentren in Nordrhein-Westfalen Teil dieses Verbunds werden sollen, ist ein großer Erfolg für die Universitäten in Aachen und Paderborn und auch für den Wissenschaftsstandort Nordrhein-Westfalen“, hält Isabel Pfeiffer-Poensgen, Wissenschaftsministerin des Landes NRW, fest.
Wir freuen uns sehr über die Entscheidung der GWK und gratulieren auf diesem Wege allen Rechenzentren, die in den NHR-Verbund aufgenommen werden sollen.
Verantwortlich für die Inhalte dieses Beitrags ist Tanja Wittpoth-Richter.