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2021 ist das Gelbe vom Ei, oder doch nicht?

08. Januar 2021 | von

Ein Ausflug in die deutsche Sprache

Quelle: Pixabay

Wir alle haben uns wie ein Schneekönig auf das neue Jahr 2021 gefreut. Doch leider breitet sich das Virus, und v.a. die britische Mutation, zunehmend wie ein Lauffeuer aus. Und obwohl uns der erneute Lockdown auf den Senkel geht, so werden wir sicher nicht den Kopf in den Sand stecken oder gar die Flinte ins Korn werfen. Im Gegenteil, wir werden uns am Riemen reißen und am gleichen Strang ziehen. Auch wenn das für uns Abwarten und Tee trinken bedeutet. Denn uns ist allen klar, dass es eine Reihe von Menschen gibt, die sich tüchtig ins Zeug legen, damit wir nicht in Teufels Küche kommen. Und auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden nichts übers Knie brechen, sondern auf Lösungen mit Hand und Fuß sinnen. Dennoch: Es ist nicht aller Tage Abend, wir werden dem Virus die Zähne zeigen und wie Phönix aus der Asche auferstehen.

Ihr habt es sicher gemerkt: Der Text besteht überwiegend aus Redewendungen der deutschen Sprache. Was sie bedeuten ist vielen geläufig, ihre Herkunft hingegen eher selten bekannt. Daher haben wir hier mal einige zusammengestellt.

0. Das Gelbe vom Ei
Diese Redewendung hat einen ganz einfachen Ursprung: Ob Spiegelei oder gekochtes Frühstücksei – der Eidotter, also „das Gelbe vom Ei“, ist einfach der leckerste, der beste Teil davon.

1. Sich freuen wie ein Schneekönig
Der Zaunkönig zieht im Winter nicht, wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen, in den Süden und so wird er auch schon mal als Schneekönig bezeichnet. Da er trotz Kälte und Schnee durch die Lande fliegt, hüpft und dabei lustig vor sich her singt, kann man meinen, dass er sich freut – eben wie ein Schneekönig.

2. Sich ausbreiten wie ein Lauffeuer
Diese Redewendung stammt aus dem 17. Jahrhundert: Damals nannte man eine Spur aus Schwarz- oder Schießpulver, die zur Fernzündung einer Sprengladung angezündet wurde, Lauffeuer. Nach dem Zünden verbrannte diese Pulverspur rasend schnell, genau wie sich heutzutage manche Dinge/Gerüchte äußerst schnell herumsprechen.

3. Etwas/jemand auf den Senkel gehen
Dieser Ausdruck für einen lästigen, störenden Tatbestand oder eine nervende Person, ist auf die Wortbedeutung des Senkels als Schnürriemen zurückzuführen. In alten umgangssprachlichen Wendungen wurde der heutige Gürtel öfters als Senkel bezeichnet. So sagte man „auf den Senkel hauen“, was so viel wie angeberisch hieß. Dabei schlug man sich zur Bekräftigung üblicherweise auf die Gürtelschnalle. Wenn einem etwas auf den Senkel geht, belastet es also die ganze vom Gürtel umschlungene Gestalt … und das nervt und stört sehr.

4. Den Kopf in den Sand stecken
Vermeintlich stammt die Bezeichnung für das Ignorieren von Problemen und Verschließen der Augen von unangenehmen Situationen aus der Kolonialzeit. Europäerinnen und Europäer haben in Afrika zum ersten Mal Strauße beobachtet, wie sie bei Gefahr ihre Köpfe sehr nah über den Boden senken. Für die Beobachtenden sah es so aus, als würden sie den Kopf in den Sand stecken nach dem Motto: “Ich sehe die Gefahr nicht, also ist sie auch nicht da“.

5. Die Flinte ins Korn werfen
Die Redewendung bedeutet so viel wie aufgeben und den Mut verlieren. Sie bezieht sich ursprünglich auf die Zeit der Söldner. Männer, die für Geld kämpften, obwohl sie nicht unbedingt von der Sache an sich überzeugt waren und daher nicht bereit waren, bis zuletzt zu kämpfen oder gar zu sterben. Also kapitulierten sie in einem aussichtslosen Kampf und warfen wortwörtlich ihre Waffen ins Feld (ins Korn).

6. Sich am Riemen reißen
Wir reißen uns am Riemen, nehmen uns also zusammen und geben uns Mühe diszipliniert zu sein. Wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts beim Militär. Beim morgendlichen Appell hatte das Koppel (der Riemen) am Gürtel beim “Haltung annehmen” mittig ausgerichtet zu sein. Wenn das nicht so war, musste sich der Soldat “am Riemen reißen”, um ihn in die korrekte, mittige Position zu bringen.

7. Am gleichen Strang ziehen
Die Redensart hat ihren Ursprung bei den Zugsträngen, mit denen Pferde an einen Wagen geschnallt werden. So lange alle Pferde gleichmäßig an diesem Strang ziehen, fährt der Wagen gut, schlagen sie, etwa mit den Hufen, über die Stränge, sind sie aufgeregt und verfangen sich ggf. im Geschirr. Wenn die Stränge dann auch noch reißen, sind diese Pferde auf und davon.

8. Abwarten und Tee trinken
Der Ausspruch ist seit dem 19. Jahrhundert bekannt und geht vermutlich auf die Ermahnung von Kranken zurück, Geduld zu haben und abzuwarten, bis eine Krankheit ausgestanden ist. Neben der Bettruhe hilft dabei Tee trinken und eben abwarten. Ein damals bekannter Schafhirte und Kräuterheilkundiger mit dem Namen Heinrich Ast soll dies seinen ungeduldigen Patienten mit auf den Weg gegeben haben.

9. Sich ins Zeug legen
Auch diese Redewendung kommt aus dem Bereich der Zugpferde bzw. -ochsen. Als Zeug bezeichnet man das Geschirr von Zugtieren, die einen Pflug oder Wagen hinter sich herziehen. Bei dieser Anstrengung müssen sie sich mit ihrem ganzen Gewicht in das Geschirr, also “ins Zeug” legen.

10. In Teufels Küche kommen
Im Mittelalter stellten sich die Menschen die Hölle als eine Art Küche vor, eben als die Küche des Teufels. Zudem glaubten sie, dass Menschen, die eine Sünde begehen, zur Strafe in diese teuflische Küche kommen und dort über dem Feuer gebraten werden. Der Ausspruch bedeutet also eigentlich „in die Hölle kommen“.

11. Etwas (nicht) übers Knie brechen
Nachgewiesener Maßen ist diese Redensart seit dem 17. Jahrhundert gebräuchlich. Sie beschreibt das Zerbrechen dünner Bretter oder Äste über dem Knie. Dabei entsteht allerdings kein sauberer Schnitt, sondern eine unregelmäßige Bruchstelle. Bevor man also etwas übers Knie bricht, sollte man in Ruhe vorher überlegen und nicht übereilt reagieren, um dabei keine Fehler zu machen oder eine Entscheidung im Nachhinein zu bereuen.

12. Hand und Fuß haben
Im Mittelalter galt das Abhacken von Gliedmaßen wie Hand oder Fuß als schwerwiegendere Strafe als beispielsweise die Todesstrafe, da die entstehenden Einschränkungen die komplette Hilflosigkeit bedeuteten. Das Besteigen eines Pferdes oder auch das Halten eines Schwertes wurden unmöglich. Doch schon seit dem 16. Jahrhundert setzte sich die Redensart im Sinne der Tauglichkeit eines Unternehmens oder eines Vorhabens durch.

13. Noch ist nicht aller Tage Abend
Noch ist nicht aller Tage Abend, also ist auch noch nichts entschieden, der Ausgang ist noch ungewiss, eine Entscheidung steht noch aus. Die Redensart taucht erstmals im Werk »Ab urbe condita« des römischen Schriftstellers Titus Livius auf (59 v. Chr. – 17 n. Chr.) auf. Die dortige lateinische Entsprechung lautet: »Nondum omnium dierum solem occidisse.« Seitdem wurde die Redensart oft verwendet und findet sich unter anderem in den Schriften des Reformators Martin Luther (1483 – 1546).

14. Jemandem die Zähne zeigen
Erwartungsgemäß kommt diese Redewendung von den Drohgebärden der Raubtiere. Wölfe zum Beispiel fletschen die Zähne, wenn sie angriffslustig sind. Dadurch wirken sie bedrohlich und zeigen, dass sie jeden Moment zubeißen könnten. Darum sagt man auch über Menschen, die bereit sind, starken Widerstand zu leisten, dass sie „die Zähne zeigen“, sich also nicht unterkriegen lassen.

15. Wie ein Phönix aus der Asche
Diese Redewendung stammt ursprünglich aus der ägyptischen Mythologie, die sich um einen Vogel, zunächst in Form eines Reihers, rankt. Alle paar hundert Jahre erscheine das Fabelwesen und verbrennt bereits in den ersten Sonnenstrahlen des Morgens, um dann verjüngt aus seiner Asche wieder aufzuerstehen. Griechische und römische Autoren verbreiteten in der folgenden Zeit die Sage um den Phönix. Zum endgültigen Symbol der Unsterblichkeit wurde der Phönix dann in der Spätantike. Bei den Christen wurde er zum Sinnbild der Auferstehung.

 

Verantwortlich für die Inhalte dieses Beitrags ist Tanja Wittpoth-Richter

2 Antworten zu “2021 ist das Gelbe vom Ei, oder doch nicht?”

  1. Nicole sagt:

    Richtig cooler Beitrag 🙂 Danke dafür! Ganz liebe Grüße an das gesamte IT Center Blog Team