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IT Center Blog

60 Jahre IT Center – Die Ära Bischof (1998-2011)

27. August 2018 | von
Prof. Christan Bischof

Quelle: Eigene Darstellung

Im Jahr 1998 übernahm Prof. Christan Bischof die Leitung des IT Centers, welches damals noch als Rechenzentrum bekannt war. Herr Bischof studierte Mathematik und Informatik und spezialisierte sich später in seiner Forschung auf automatische Differenzierung, immersive Visualisierung, universitäre IT-Servicearchitekturen und Hochleistungsrechnen. Vor allem Letzteres nahm für ihn eine besondere Rolle ein: an der RWTH Aachen war er Inhaber des Lehrstuhls für Hochleistungsrechnen (Informatik 12).

2002 etablierte sich der neue, interdisziplinäre Studiengang Computational Engineering Science (CES). Der Lehrstuhl Informatik 12 war von Beginn an dabei. Vier Jahre später wird im Rahmen der Exzellenzinitiative die Graduiertenschule Aachen Institute for Advanced Study in Computational Engineering Science (AICES) gegründet. AICES bot ein neues Promotionsprogramm für Bachelor- und Master/Diplomabsolventen an, das ihnen einen verkürzten und attraktiven Weg zur Promotion öffnete. Die Graduiertenschule AICES ist eine Kooperation von 15 Instituten aus vier Fachbereichen der RWTH Aachen, darunter der Lehrstuhl für Informatik 12.

2007 erfolgte die Gründung der Jülich Aachen Research Alliance – JARA. In der Allianz zwischen der RWTH Aachen und dem Forschungszentrum Jülich ist der Forschungsbereich JARA-HPC („High Performance Computing“) ein wichtiger Bestandteil.

Virtuelle Realität am IT Center

Seit nunmehr schon 20 Jahren forscht das IT Center auf dem Gebiet der Virtuellen Realität. Mit den Forschungsprojekten ist dieses sogar auf der CeBIT 2000 in Hannover vertreten. Mit drei Exponaten zeigt das Rechenzentrum, was mit dieser neuen Technik alles möglich ist. Im selben Jahr wird auch das VR Center Aachen ins Leben gerufen, dabei handelt es sich um eine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft, die alle Forschungs- und Lehraktivitäten an der RWTH Aachen in VR-relevanten Gebieten bündelt. 2004 folgte die erste eigene CAVE (Cave Automatic Virtual Engineering). Dies ist ein Raum, dessen Wände und Boden mit Projektionsflächen gebildet werden, sodass die virtuellen Darstellungen zur Auswertung wissenschaftlicher Daten optimal geeignet sind. So können mehrere Nutzer gleichzeitig die virtuelle Realität erleben, sich frei bewegen und mit komplexen VR Applikationen arbeiten.

Quelle: Walter Ulrich

 

Abb.: VR-Anwendungen aus dem Automobilbau, der Fabrikplanung und der Architektur.

Aus dem Rechenzentrum wird das Rechen- und Kommunikationszentrum

Durch einen Zusammenschluss der Nachrichtentechnischen Zentrale (NTZ), der Zentralen Hochschulverwaltung im Wendlingweg und dem Rechenzentrum im Seffenter Weg entstand im Jahre 2000 das Rechen- und Kommunikationszentrum. Seitdem verfügt das Rechen- und Kommunikationszentrum der RWTH Aachen über zwei Dienstgebäude.

Neue Möglichkeiten wie ISDN-Telefone, die Nutzung der neuen Glasfaserverbindungen für Daten und Sprache, Voice over IP oder Unified Messaging machen eine Trennung von Daten- und Sprachdiensten nicht mehr länger sinnvoll. Im Zuge der Fusionierung wurde die bisherige analoge elektromechanische Telefonanlage Siemens EMD durch die digitale Anlage Alcatel 4400 ersetzt.

Das Hochschulkernnetz – mit Hochleistung ins Internet

Schon kurz nachdem Professor Bischof die Leitung übernahm hieß es: Internet für alle! Im Jahre 2000 wurde das neue Hochschulnetz in Betrieb genommen, wobei alte Kupferkabel durch deutlich schnellere Glasfaserkabel ersetzt wurden. Mit Hilfe der Telekom wurde für häusliche Arbeitsplätze im Rahmen des Uni@Home Projektes eine Einwahlmöglichkeit ins Hochschulnetz geschaffen, jedoch bald danach durch Uni DSL als direkte Anbindung ans Hochschulnetz ersetzt. In diesem Zuge wurden auch Wohnheime angeschlossen, wodurch heute insgesamt 45 Wohnheime direkt ans Hochschulnetz angebunden sind.

Auch ein eigenes WLAN Netz – das berühmt berüchtigte MoPS (Mobile Professoren und Studierende) – wurde eingerichtet, wodurch Studierenden und Professoren nunmehr schon seit rund 18 Jahren eine kostenlose drahtlose Internetverbindung in RWTH Gebäuden und Teilen der Aachener Innenstadt zur Verfügung steht. 2007 schließt sich die RWTH dem eduroam-Verbund an, dadurch haben Studierende und Professoren nun die Möglichkeit, sich an allen teilnehmenden Unis und Organisationen direkt mit dem vor Ort vorhandenen eduroam-Netz zu verbinden. eduroam ist mittlerweile in fast 90 Ländern zu finden, wobei das MoPS-Netz seitdem seine Funktion als Netz für Gäste der RWTH Aachen erfüllt.

Seit 2003 kann sich jeder Hochschulangehörige nun auch außerhalb des RWTH-Netzes mittels einer VPN (Virtual Private Network) Verbindung sicher durch eine verschlüsselte Datenübertragung mit dem Hochschulnetz verbinden.

IT-ServiceManagement

Angestoßen von Herrn Bischof begann 2008 die Umstrukturierung des RZ nach der IT-Infrastucture Library. Es handelt sich dabei um einen prozessbasierten Ansatz mit dem Ziel, IT-Services unter Berücksichtigung unternehmensspezifischer Bedürfnisse und des Mehrwertes für die Kunden zu liefern.

Durch diese Umstrukturierungsmaßnahmen wurde der Grundstein gelegt, das Rechen- und Kommunikationszentrum in einen modernen IT-Serviceprovider zu transformieren, um den wachsenden Ansprüchen der Nutzenden nach angepassten IT-Services gerecht zu werden. Eine der daraus resultierenden Veränderungen im Jahr 2010 war die Entstehung des IT-ServiceDesk, als Single Point of Contact aus dem Helpdesk.

Hochleistungsrechnen

Bereits drei Jahre nach seinem Amtsantritt wurden im Jahr 2001 die neuen SunFire 6800 beschaffen, diese ersetzen die alten Vektorenrechner. Die neuen Parallelsysteme führen gleichzeitig Berechnungen auf mehreren Haupt- und Grafikprozessoren durch, wodurch die neuen Computer um ein vielfaches schneller waren: Auf der Liste der leistungsstärksten Rechner aus dem Jahre 2003 belegten sie Platz 151!

2011 fand ein neuer Hochleistungsrechencluster von Bull seinen Weg ins Rechenzentrum; doch was macht diesen Cluster so besonders, im Gegensatz zu anderen, gewöhnlichen Computern? Er besaß mehr als 28.000 Prozessorkerne, über 91,6TB Arbeitsspeicher und ist somit nicht nur optimal im Bereich der Computersimulationen einsetzbar, sondern auch vor allem für die ingenieur- und naturwissenschaftlichen Fakultäten unverzichtbar. Auf der Liste der 500 schnellsten Supercomputer des Jahres 2011 nahm er den Platz 32 ein. Eine Behausung fand der Rechner im extra für diesen neu errichteten Gebäude im RZ, sodass ein energieeffizienter Betrieb gewährleistet werden konnte. Seine Rechenleistung – und natürlich das fachliche Wissen der Forscher und Entwickler – trug dazu bei, dass die RWTH im Bereich der Simulation Sciences sowohl im nationalen als auch im internationalen Vergleich eine führende Position einnimmt.

Nach 13 Jahren am RZ, im Juli 2011, folgt Prof. Bischof einem Ruf an die TU Darmstadt. Heute ist er Sprecher des Hessischen Kompetenzzentrums für Hochleistungsrechner in Darmstadt.

Wie Sie sehen, die 13 Jahre waren Jahre voller Veränderungen. Aus der elektronischen Steinzeit hinein in eine Zeit, in der ein Internetzugang für jeden einzelnen Standard wurde, Computer nicht mehr nur daheim verstauben, sondern überall hin mitgenommen werden und sich die Technologie schneller als je zuvor weiterentwickelt. Schritt zu halten, war sicherlich nicht immer einfach, umso beeindruckender ist es, wie gut Herr Bischof diese Herausforderungen gemeistert und neue Wege geebnet hat.

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