Kurzer Überblick über meinen Arbeitsplatz: Ein typisches Großraumbüro mit jeweils vier Tischen zu einer Einheit zusammengeschoben, Neonröhren an der Decke, viel Tageslicht und einheitliche Büromöbel. Also europäischer Standard wie es sich für ein aus Deutschland stammendes Familienunternehmen gehört. An den Rechnern erstrahlt zu 95% MS Excel oder SAP, Outlook organisiert den Tagesablauf und die Kommunikation.
Nun zu dem, was das Ganze hier so spannend macht: Gegenüber sitzt ein Spanier aus Barcelona, weiterhin ein Chinese, ein Malaie, ein Inder, neben mir eine Praktikantin aus München, ein Australier mit italienischen Wurzeln („Oz born, italian roots“ wie man hier sagt)… Ich höre jetzt mal in der Mitte des Büros auf um euch nicht zu langweilen.Die Atmosphäre unter dem Einfluss aus so vielen unterschiedlichen Kulturen ist super spannend und neu für mich, vereint unter der australischen „Hey mate, ho’ a’ya?“-Mentalität. Dadurch, dass selbst der Managing Director (also der Oberchef), den man in Deutschland wahrscheinlich als Praktikant kaum zu Gesicht bekommt, einfach nur der „Michael, how are you?“ ist, entsteht eine offene und sympathische Atmosphäre, die aus meinen Eindrücken bis jetzt ein Teil Australiens ist. Es wird ausschließlich der Vorname verwendet, im täglichen Umgang und auch in Emails zu unbekannten Kollegen oder Ansprechpartnern anderer Firmen. Anfangs ist das etwas ungewohnt. Diese in Deutschland oft sehr steife Herangehensweise einfach niemanden direkt anzusprechen, um die Auswahl zwischen Siezen und Duzen zu vermeiden, fällt komplett weg und macht den Start in einer neuen Abteilung und Firma wirklich einfach.
Der große Vorteil gegenüber einem willkürlich ausgewähltem Backpackerhostel in Südostasien oder der australischen Ostküste, wo man vermutlich meistens ebenfalls eine Ansammlung verschiedenster Nationalitäten trifft, ist, dass die Leute erstens alle hervorragend Englisch sprechen und zweitens nicht am nächsten Tag nach einer durchzechten Nacht weiterziehen und man nach zwei Tagen und hundert neuen Vornamen, sich nur noch an die wenigsten erinnert. Den Standard-Smalltalk hat man mit den meisten Kollegen nach den ersten Tagen relativ schnell überwunden, so dass ich in der lunch break und den kurzen Kaffeepausen Gespräche eine wirkliche Breitseite an Einsichten in die verschiedensten Kulturen bekomme. Heute zum Beispiel beim Mittagessen mit einer Kollegin von den Philippinen.
Die meisten meiner Kollegen sind um die 30 Jahre alt, was mich besonders überrascht, dass vor allem die älteren Kollegen über 50 super offen und hilfsbereit sind. Ich habe hier noch keinen getroffen, der altersmüde erscheint oder weniger Motivation auf dem Weg zu seiner bevorstehenden Rente an den Tag legt. Vor allem macht hier keiner den „Ich bin seit 30 Jahren in der Firma und weiß wie das hier zu laufen hat, habe aber keine Lust dich an meinem Wissen teilhaben zu lassen“. Ein Phänomen oder Gefühl, was ich in deutschen Büros leider schon manchmal hatte.
Das Komplettpaket macht die Arbeit hier wirklich sehr angenehm und gibt mir hoffentlich viele Eindrücke und Impulse mit auf den Weg, die ich für mein späteres (Berufs-) Leben mitnehmen werde.
Schreibe einen Kommentar