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Kilian

Wenn alles auf einmal teuer ist…

18. Juni 2015 | von

Ich wurde vorgewarnt. Jeder, dem ich von meinen Plänen berichtet habe, hat mir gesagt, dass Australien teuer ist. Nicht nur ein bisschen, sondern richtig teuer. Mir wurden von Nudeln mit Tomatensauce und Couscous im Wechsel berichtet. Dass der 5€ für 10l Misch-Wein aus dem Tetra-Pack (goon genannt) zwar unfassbare Kopfschmerzen macht, aber man da in den sauren Apfel beißen muss, weil alles andere außer Reichweite ist.

Es ist diese Umrechnung in Euro im Kopf, dieser Vergleich mit deutschen Preisen, von dem ich mich in vielen Momenten nicht lösen kann.

Es ist dieses Gefühl beim ersten Besuch im Supermarkt etwa 10 Minuten planlos herumzulaufen, ohne auch nur eine einzige Sache im Korb zu haben. Man denkt sich: Ok, was brauche ich. Käse. Ab zum Käseregal. Unter $7 nichts zu machen, beeindruckt denkt man sich „Hui Käse scheint teuer zu sein, dann eben kein Käse“. Auf dem Weg zum Brot komme ich an den Softdrinks vorbei. Cola 600ml A$3,60 im Supermarkt. Dieser Preis lässt mich schon kurz nachdenklich werden. „Wasser ist ja sowieso gesünder und gibt es hier überall gefiltert und gekühlt“, denke ich mir.

Mit einem schlechten Gefühl, packe ich nach gefühlt 18 Minuten mein erstes Teil überhaupt in den Korb. Eine Packung Toast für knapp A$4, der wenigstens behauptet nicht nur aus Weizenmehl und Luft zu bestehen, auch wenn er sich praktikabel auf etwa 10% seines Volumens zusammendrücken lässt. Darauf folgt das Kilo Joghurt für A$6. Dass viele Artikel hier in großen Verpackungsgrößen verkauft werden, macht die Sache jetzt nicht unbedingt besser. Weiter geht’s zu den Eiern, 12er Pack A$ 6 zunächst liegen lassen, umgedreht und dann doch in den Korb gelegt.

Es ist ein ständiger Wechsel zwischen „Vergiss es man, ich zahle doch keine 5€ für eine Packung Champignons“ und „Irgendwas sollte ich vielleicht dann doch kaufen“. Mit einem halbherzig gefüllten Korb, mit eigentlich viel weniger Sachen als ich kaufen wollte und eigentlich benötige, begebe ich mich auf den Weg zur Kasse. Der Moment der Wahrheit: 60$ für gefühlt nichts, mein Rucksack, für den ich mich hier schon fast rechtfertigen muss, warum ich keine Tüten möchte, ist noch nicht halb gefüllt. Der gleiche Rucksack der in Deutschland bei Aldi bei einem Einkauf von 15€ aus allen Nähten platzt. Zuhause angekommen muss ich beim Einräumen schmunzeln, wie kurios das eigentlich ist, dass man obwohl man relativ mehr verdient, nicht bereit ist relativ mehr auszugeben. Besonders witzig für mich persönlich war, dass ich exakt diese Situation bei meinem ersten Einkauf in der Schweiz hatte.

Im Pub, Restaurant oder Café bestelle ich mir ein Bier und trinke es in einer Geschwindigkeit bei der, in Deutschland, der Kellner zwischendurch fragen würde, ob er es mitnehmen kann oder ob sonst etwas mit dem Bier nicht stimmt.

Nach einem Haarschnitt für A$ 20 habe ich die Theorie aufgestellt, dass ich nächstes Mal eher A$ 50 investieren sollte, oder direkt für A$9 zuschlagen werde. Schlimmer kann es nicht werden, als dass der Frisör (oder besser der Typ mit der Macht in Form einer Schere) kein Englisch kann und nicht wirklich versteht, was ich ihm mitteilen will.

Ich hatte die Passage in meinem Arbeitsvertrag über das wöchentliche – hier wird vieles wöchentlich berechnet- Gehalt oft gelesen, mir kam die Höhe “astronomisch hoch” vor. Nach einiger Zeit, würde ich es wohl eher als “angemessen um sorgenfrei einen normalen Lebensstandard als Single zu führen” beschreiben.

Aber wie immer im Leben ist man zum Glück ein Gewohnheitstier. Bierchen für umgerechnet 5€ kommen mir langsam günstig vor und ein Essen unter A$ 10 ist auch schon trügerisch günstig. Nachdem ich mir dann auch mein erstes case (24×0.33l Biere) für A$ 55 gekauft habe, habe ich mich langsam akklimatisiert. Es fühlt sich trotzdem nicht richtig an.

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Löwenbräu in The Rocks  IMG_20150613_180244

 

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