Heute möchten wir erneut an die Reihe „Was macht eigentlich ein Data Steward“ anschließen, und zwar unter dem neuen Titel „Data Stewards an der RWTH – Interview mit […]“. Die vorherigen Interviews finden Sie im FDM-Blog.
Das Konzept der Data Stewards ist für viele immer noch abstrakt. Daher ist es am besten, ihre konkrete Arbeit abzubilden, damit Sie sich als Leserschaft des FDM-Blogs ein besseres Bild von ihrer Tätigkeit machen können. Im heutigen Interview steht uns Frau Dr. Kseniia Dukkart zur Verfügung. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.
Frau Dukkart, in welchem Kontext arbeiten Sie als Data Steward an der RWTH?
Seit April 2023 arbeite ich zu 50 % als Data Steward an der RWTH Aachen. In meiner Rolle betreue ich den Sonderforschungsbereich Transregio 219 „Mechanisms of Cardiovascular Complications in Chronic Kidney Disease“ (SFB/TRR219), der jeweils am Universitätsklinikum der RWTH Aachen (UKA) und an der Universität des Saarlandes (Homburg) angesiedelt ist.
Die andere Hälfte meiner Arbeitszeit verbringe ich am IT Center der RWTH, wo ich Mitglied des Forschungsdatenmanagement-Teams (FDM) bin. Diese Kombination führt dazu, dass viele Aufgaben aus beiden Bereichen eng miteinander verwoben sind und ein guter wechselseitiger Austausch stattfindet.
Können Sie mir Ihre derzeitigen Aufgaben als Data Steward beschreiben? Welche konkreten Aufgaben haben Sie?
Meine Hauptaufgaben als Data Steward umfassen die folgenden Punkte:
- Organisation von FDM-Veranstaltungen: Ich plane und führe Workshops und Benutzertreffen durch (wie zum Beispiel das Benutzertreffen für Elektronische Laborbücher (ELN)). Regelmäßig halte ich auch Beratungsgespräche, um die FDM-Kenntnisse der Beteiligten am SFB/TRR219 zu vertiefen.
- Individuelle Beratung: Nach den allgemeinen FDM-Schulungen erreichen mich regelmäßig Nachrichten vieler Kolleginnen und Kollegen mit der Bitte um individuelle Beratung. Ich helfe bei der Lösung spezifischer FDM-Probleme, die in den jeweiligen Forschungsgruppen auftreten.
- Erstellung von Datenmanagementplänen (DMPs): Ich entwickle DMPs für die Projekte des SFB/TRR219, um die Datenorganisation und -bewahrung zu gewährleisten.
- Entwicklung von Standardarbeitsanweisungen (SOPs): Ich helfe bei der Erstellung von SOPs für die strukturierte Handhabung von In-vivo-, In-vitro- und Humanproben-Daten.
- Erstellung von Newslettern: Die monatlichen FDM-Newsletter behandeln Themen wie Datenstruktur, Versionskontrolle und FAIR-Prinzipien.
- Update der SFB/TRR219-Webseite: Ziel ist es, dass Informationen über ein gutes und nachhaltiges FDM im SFB/TRR219 leicht auffindbar sind.
Was sind besondere Herausforderungen in der Tätigkeit als Data Steward?
Eine der größten Herausforderungen besteht darin, dass ich erst in der zweiten Förderphase zum Team des SFB/TRR219 gestoßen bin. Das bedeutet, dass viele Arbeitsprozesse bereits etabliert sind. Zudem ist der SFB/TRR219 sowohl in Aachen als auch in Homburg angesiedelt, was die Nutzung einer gemeinsamen technischen Infrastruktur erschwert.
Dies führt dazu, dass einige organisatorische Maßnahmen, die wir in Aachen umsetzen können, in Homburg noch nicht in gleicher Weise realisiert werden können. Ein Beispiel dafür ist das ELN eLabJournal: Die Mitglieder in Homburg haben keinen Zugang zur hiesigen UKA-Instanz. Eine eigene Instanz einzurichten wäre kostspielig und wenig sinnvoll, da es keine Möglichkeit gibt, die Daten außerhalb von Homburg zu teilen.
Außerdem gibt es technische Hürden bei der Einführung von eLabJournal am UKA. Nicht alle Labore verfügen über die notwendige technische Ausstattung; weshalb wir versuchen, Benutzertreffen auch zwischen verschiedenen SFBs zu organisieren. Dies fördert den Austausch zur Lösung dieser technischen Defizite.
Eine weitere Herausforderung in meiner Arbeit ist die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Instituten und die damit verbundenen unterschiedlichen Arbeitsweisen innerhalb eines SFBs. Ich bin mit völlig neuen Themenfeldern konfrontiert – etwa datenschutzrechtlichen Aspekten bei Patienten- und Personendaten oder der Programmierung mit Python.
Was gefällt Ihnen an der Position?
Ich schätze besonders die Möglichkeit, ständig neue Herausforderungen zu meistern und dazuzulernen. Die Arbeit ist nie eintönig, stets kommen neue Aufgaben und Herausforderungen auf mich zu. Ein weiterer Pluspunkt ist das hervorragende Team – das ist für mich sehr wichtig.
Abschließend: Was war Ihre Motivation, sich als Data Steward zu bewerben? Bitte beschreiben Sie die Eckpfeiler Ihrer vorherigen beruflichen Laufbahn, um aufzuzeigen wie divers der Hintergrund von Data Stewards sein kann.
Meine Motivation, als Data Steward zu arbeiten, stammt aus meinem wissenschaftlichen Hintergrund: Ich habe als Wissenschaftlerin im Bereich Telemedizin und Kybernetik mit EKG-Geräten gearbeitet und Unterschiede in der Entropie von EKG-Indikatoren bei gesunden und kranken Menschen in der Ukraine untersucht. Obwohl sich die wissenschaftliche Arbeit in der Ukraine und in Deutschland unterscheidet, hat mir mein technischer Hintergrund geholfen, die Arbeitsprozesse besser zu verstehen. Die Position des Data Stewards steht also sehr nah an der Wissenschaft, was mir gefällt.
Frau Dukkart, vielen Dank für das spannende Interview!
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Hinweis
Data Stewards werden im Zuge von Drittmittelprojekten eingesetzt und über diese finanziert. Interessieren Sie sich für die Position eines Data Stewards an Ihrem Institut? Dann kontaktieren Sie das FDM-Team für mehr Informationen!
Verantwortlich für die Inhalte dieses Beitrags sind Dr. Kseniia Dukkart und Katharina Grünwald.
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