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Kilian

Eine Ode an Sydney

20. September 2015 | von

Samstag 1. August. Per Definition Winter. 25°, Sonnenbrille auf der Nase, Shorts an und Cabrio Verdeck offen. Auf geht es nach Bronte Beach. Burger auf den Grill, ein paar gekühlte Bier im esky (so nennt man Kühlboxen auf „Australisch“) und ein bisschen mit dem Ball gekickt. Danach weiter auf einen DJ Contest am Nachmittag mit 3 Stages in einem Innenhof eines historischen Kolonialstil-Hauses. Auf dem Weg nach Surry Hills einen überragenden Pulled PorkBurger-Stop eingelegt und dann auf pub crawl um die Häuser, Spelunken und Pubs schlussendlich noch ein wenig das Tanzbein zu 90ern feat. Queen geschwungen. Ein Samstag in Sydney…

Mein Reiseführer beginnt mit den Worten „Gäbe es eine Miss-Wahl für Metropolen so wäre Sydney relativ sicher in den Top 5 vertreten.“ Für mich war Sydney bevor ich hier hingezogen war, das opera house. Nicht mehr und nicht weniger, wusste ich wirklich von Sydney. So stumpf wie es klingt, aber die Atmosphäre von einer tief stehenden Sonne, die durch die harbour bridge scheint, mit einem riesigen Kreuzer am Quay und einigen Segelyachten auf dem Wasser, ist jedes Mal wieder absolut stunning. Einen vergleichbaren Vibe einer Metropole habe ich bis jetzt nur in Rio de Janeiro empfunden.Nach knapp 4 Monaten würde ich Sydney wohl als absoluten Favorit meiner persönlichen Miss-Wahl der Städte der Welt einstufen.

Der Lifestyle bewegt sich hier irgendwo zwischen Kö in Düsseldorf, Fast Food aus den Staaten, Alternatives Ökö-Hipster Szene aus East London, Street Food aus China und sandige Lockenfrisur. Hier parkt ein Maserati, neben einem schlammigen 4×4 Mitsubishi und daneben steht eine Abordnung von einem Harley-Davidson Club—Kurzer Einwurf: Die Mopeds sind hier teilweise sowas von übertrieben laut, daneben startet ein Kampfjet lautlos. Ich kann mit einem schönen Motorenklang durchaus etwas abgewinnen, wenn sich aber alle Leute die Ohren zu halten beim Vorbeifahren, sollte ich mir vielleicht Gedanken machen, ob das wirklich noch im Rahmen ist.—

Diese Ansammlung findet sich dann wahlweise in der Castlereagh St, wo sich Gucci, Prada und Hermès die Hand geben. Oder in the Rocks, am Ufer des Sydney Harbours, wo Parktickets schon mal so viel wie ein Abendessen kosten. Aber auch vor dem vegetarischen Café in Glebe, das von Vietnamesen betrieben wird und in dem hauptsächlich Studenten sitzen. In den Vororten Sydneys fühlt man sich teilweise wie mitten in Asien. Abgesehen von den Straßenschildern sind viele Schriftzeichen zu erkennen, auf der Straße hört man je nach Vorort die jeweilige vorherrschende Landessprache. Wie auch immer die Kollegen das machen, auch das Preisniveau vor allem für landesstypische Lebensmittel, wie Gemüsesorten oder auch Tofu, ist deutlich niedriger als im Supermarkt. Durch die großen Gemeinden bekommt man auch wirklich authentisches Essen in den zahlreichen Restaurants. Ich war schon ein bisschen in Asien unterwegs, teilweise fühle ich mich wirklich an die Zeit dort erinnert.

Vielleicht liegt es auch an Surry Hills wo ich lebe, aber hier in Sydney (und wohl auch im Rest Australiens) gibt es eine wahre Pub-, Café- oder Restaurantkultur. Wenn man am einem Samstag Morgen Frühstücken gehen will, ist es eigentlich Standard erstmal einen Kaffee im Stehen zu trinken. Die Cafés sind alle bis auf den letzten Platz belegt. Ab 11 Uhr kann man dann auch schon nahtlos ins Pub umsiedeln, die Ersten sind auf jeden Fall schon am Start und genießen ihr Bierchen. Irgendeine Wiederholung von einem Rugby oder AFL Spiel wird gezeigt.

Das ganze Spektakel hat natürlich auch seine Schattenseiten. In Australien ist das Investieren seiner Ersparnisse in Immobilien ein Nationalsport. Jeder mit einem soliden Einkommen hält 2 oder mehr Immobilien. Nachdem die Chinesen ja auch nicht unbedingt wissen, wohin mit ihrer Kohle, sind diese auch noch relativ aktiv am Markt. Das ganze findet gerade seinen Höhepunkt. Die Immobilienpreise sind im letzten Jahr um 22% (!!!) gestiegen, der Durchschnittspreis ist auf über A$ 1 Mio. gestiegen. Ein Ende ist nicht in Sicht, allerdings wirkt das auf mich schon teilweise etwas überbewertet. Würde mich nicht wundern, sollte das hier in der nahen Zukunft etwas kollabieren. Dagegen spricht, dass im letzten Jahr wieder ein neue Rekordzahl an Leuten nach Australien eingewandert ist und Sydney in den nächsten 10 Jahren eine weitere Million an Bewohnern bekommen wird.

 

VIvid (3)

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Integration via Sport: All blacks vs Wallabies

17. September 2015 | von

Im Gegensatz zu Australien ist es in Neuseeland deutlich besser gelungen die Einheimischen und ursprünglichen Bewohner des Lands in die Gesellschaft zu integrieren. In Australien haben die Aboriginees ein Dasein jahrhunderter langer Diskriminierung erlebt und nach einer blutigen Historie von Morden, Aufständen und Ausgrenzung nur langsam etwas besser integriert werden. Ich habe hier zum Beispiel noch keinen einzigen Boomerang gesehen, eine der Sachen, die man in Deutschland zu Australien zuordnet. Der weiße Aussie setzt da eher auf eine altbewährte Schrotflinte.

Mein Zuhause ist hier an der Grenze zwischen Redfern und Surry Hills. Redfern gilt als ein Stadtteil, in dem viele aboriginal people leben. Bei einem kleinen Spaziergang durch die Straßen Redferns (Abends nicht unbedingt zu empfehlen) sieht man leider auch relativ viele Obdachlose, die klar zu dieser Volksgruppe gehören. Das Bild vom obdachlosen, betrunkenen und aggressiven Mann projizieren immer noch viele Australier auf die gesamte Minderheit. Ich habe selbst leider mit noch keinem Australier mit entsprechender Herkunft sprechen können. Insgesamt kann man wohl sagen, dass die Integration – Es klingt ja schon etwas schief davon zu sprechen, dass Ureinwohner eines Landes in eine Gesellschaft des Landes „integriert“ werden sollen.—wohl noch eine ganze Zeit lang dauern wird, bis diese ein akzeptables Level erreicht. Gerade geht hier wieder ein Skandal durch die Medien. Ein Spieler des AFL-Teams der Sydney Swans, Adam Goodes, wurde auf dem Feld von Fans mehrfach rassistisch beleidigt und ausgebuht und hat aus diesen Gründen für 3 Spiele ausgesetzt. Goodes ist eine sehr polarisierende Persönlichkeit und hat jetzt nicht unbedingt die Höchstpunktzahl auf der Beliebtheitsskala, nun sind rassistische Beleidigungen natürlich trotzdem völlig unangebracht. Viele argumentieren allerdings, dass jeder Spieler, egal welcher Herkunft und Hautfarbe, für seine Art und Auftreten ausgebuht werden würde. An Kommentaren von einer Mutter, eine Entschuldigung Goodes eingefordert hat, sieht man jedoch, dass das Ganze wohl tatsächlich keine Lappalie ist. Ihre Tochter, die aus dem Stadion geworfen wurde, hatte Goodes als „Affe“ bezeichnet hatte.

Nun also zu Neuseeland. In Neuseeland ist zwar auch nicht nur heile Welt, es sind immer noch Leute in ein Land gekommen und haben dieses erobert. Die Maori, die ursprünglichen Bewohner Neuseelands, sind jedoch schon immer ein wichtiger Bestandteil der Kultur und des Landes. So auch sind auch schon immer einige Maori Teil der erfolgreichsten Mannschaft im Sport der Welt:

Die New Zealand „The Original All Blacks“ besser bekannt als „All blacks“. Ihr historischer Spitzname war allerdings „The Originals“. Die All blacks haben gegen jede gegnerische Mannschaft auf der Welt eine positive Bilanz, ihr legendärer Ruf geht jedoch auf die Originals Tour 1905 zurück, die in die Geschichte einging. Dazu muss man wissen, dass der Rugby Verband in NZ erst 1892 gegründet wurde und das erste richtige Länderspiel wurde 1903 gegen Australien in Sydney ausgetragen. Nun segeln also 27 ganz in schwarz gekleidete Neuseeländer in 9 Tagen nach Großbritannien und spielen dort gegen die besten Rugby Teams, die im Königreich und Europa zu finden sind. Sie haben dort alles was zu finden war, absolut zerstört, 63:0, 41:0,32:0,41:0…. Diese Spiele fanden fast alle mit nur wenigen Pausen dazwischen statt, drei in fünf Tagen und so weiter. Selbstverständlich wurden auch die Nationalteams Englands, Frankreichs und Schottlands rasiert. Auf der ganzen Tour gab es nur eine knappe 0:3 Niederlage gegen Wales in rund 40 Spielen. Die addierte Punktzahl ergab 976:59. Diese Tour macht noch immer den Mythos der „All blacks“ aus.

Relativ früh haben wir uns Karten besorgt um wohl das Spiel der Spiel im Rugby zu sehen. Die All blacks gegen die Wallabies (Känguruhs), das Team Australiens. Die Atmosphäre beim Haka, dem traditionellen Willkommenstanz der Maori, war schon sehr interessant. Das Spiel war Teil der Rugby Championship, die dieses Jahr aber eher als Vorbereitung für die anstehende WM gilt. Australien hat tatsächlich zum ersten Mal in 15 Jahren wieder gewonnen. Die Stimmung in Stadion ist einfach nicht die gleiche wie in einem deutschen Fußballstadium, schade eigentlich. Es ist alles weniger emotional, die Hälfte der Zuschauer scheint sich nicht so wirklich für das Spiel zu interessieren und ist mit dem Smartphone beschäftigt. Alles in allem, trotzdem wieder ein gelungener Abend.

 

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Mein erstes Mal

14. September 2015 | von

Ich kann mir ungefähr denken, was ihr euch gerade denkt. Hat er sich mal wieder so einen nichtssagenden Titel ausgesucht, nur dass ich jetzt hier drauf klicke und beginne mir den Kram durchzulesen. – Korrekt!

Ich hatte allerdings wirklich ein erstes Mal, ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Golf gespielt. Ein Sport, dem ich bis jetzt eher aus dem Weg gegangen bin. Ein Sport, der wohl den signifikantesten (immer öfter schlägt mein Englisch auf meine Wortwahl im Deutschen durch…) Imagewandel aller Sportarten hinter sich hat. Wo früher nur der Mercedes E500 neben dem SL350 auf dem Kiesparkplatz stand, stehen heute Familien-Vans und grenzwertig verkehrstüchtige VW Polos von jungen Leuten. Mit Martin Kaymer, der erste Deutsche (zumindest für eine Zeit lang) an der Spitze der Weltrangliste, haben wir auch wieder einen absoluten Topstar in der Szene. In Deutschland ist der gute Martin deutlich weniger bekannt als in den USA, wo ihn jedes Kind kennt.

Nachdem einige meiner Freunde regelmäßig den Schläger schwingen, habe ich das Ganze nun auch mal ausprobiert. Ein freier Montag, langes Wochenende, makellos blauer Himmel versprachen gute Bedingungen um ein paar Bälle in den Ozean zu kloppen. Mein absoluter Favorit aller Golfplätze auf denen ich war ist, ist nämlich der Bondi Beach Golf Club. Oberhalb einer der berühmtesten Strände der Welt, wo wohl zu jeder Tageszeit was los ist, haben wir uns als blutige Amateure auf die Runde gestürzt. Zumindest in Bondi, kann man, anders als auf den meisten Plätzen in Deutschland, ohne Rücksicht auf Verluste loszocken. Stilecht mit Shorts, Turnschuhen und Cap auf dem Kopf übrigens.

An Loch eins habe ich mir nach einigen Probeschwüngen auch noch einige extra Schwünge gegönnt, nachdem der Ball echt nicht so einfach zu treffen ist. (Wobei ich mir jetzt schon ein bisschen Talent in Schlägersportarten zuspreche.) Mein Kollege hatte den ultimativen Wettbewerbsvorteil, er hatte schon ein Mal zuvor gespielt. Das Gerücht, das man beim Golfen keine Kraft sondern hauptsächlich Technik benötigt, stimmt voll und ganz. Ab Loch 3-4 bekam ich das dann schon einigermaßen hin, dass der Ball deutlich vom Boden abhebt und auch einigermaßen Richtung Grün fliegt. Jedoch noch weit entfernt von der Bogenlampen-Flugbahn, die Profis an den Tag legen.

Auf dem Grün hatte ich aufgrund meiner Semiprofessionellen Laufbahn als Mini-Golf Spieler (im Alter von 3-5 Jahren) eigentlich meine Stärke gesehen. Schon damals, als ich gerade den Schläger selbst halten konnte, hatte ich meinem älteren Bruder eine schmetternde Niederlage beigebracht, so dass dieser in Tränen vom Platz geschlichen war. Nur irgendwie ist der Transfer meiner Skills vom Modell Mini-Golf auf den Putter mit höherem Kopfgewicht (heisst das Teil unten überhaupt so?) nicht so recht gelungen. Auf dem Grün läuft die Kugel wirklich außerordentlich reibungsfrei, sodass es anfangs öfters vorkam, dass der Ball nach dem Schlag auf dem Grün weiter vom Loch lag, als davor.

Insgesamt muss ich sagen, das Golf wirklich Laune macht. Ich würde es für mich nicht unbedingt unter Sport einordnen, da die Komponente sich körperlich zu betätigen für mich fehlt. Es ist aber wirklich eine abwechslungsreiche Art Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Für einen freien Tag am langen Wochenende auf jeden Fall weiterzuempfehlen. Ich werde bestimmt in der Zukunft mal das Grün betreten, aber direkt in einen Golfclub werde ich jetzt nicht einsteigen. Problematisch ist, dass Golf sich nahtlos in die Reihe zu Motorradfahren, Rennradfahren und so weiter einreiht. Alles relativ zeitintensive Aktivitäten, die ich gerne mache und für die man als Student leicht einen Nachmittag findet. Im Arbeitsleben wird das dann schon etwas schwieriger.

 

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Australien – Wie Europa, nur besser? Teil 3 – Die Wirtschaft

20. August 2015 | von

Ich versuche mich mal an einer kleinen Analyse oder besser Zusammenfassung der Wirtschaft Australiens. Heute also weniger Gefühl und Lebensart, es geht um das liebe Geld und seine Freunde. Neben der Arbeit, hauptsächlich im Zug, lese ich hier viele Artikel und Kommentare der gängigen Zeitungen. Ich werde hier einige Zahlen in den Raum werfen, die ich alle relativ oberflächlich recherchiert habe, irgendwo aufgeschnappt oder grob über den Daumen gepeilt habe. Also alles ohne Gewähr (und Pistole). —Wer möchte, kann auch gerne einen Kommentar hinterlassen, das wäre dann der Erste, der nicht mit Spam inkl. suckysucky.com kommt.—

Australien als Binnenmarkt, Hochlohnland und relativ dünn besiedelt bezieht seine Wirtschaftskraft zu einem Großteil durch Exporte. Unter der weitläufigen Oberfläche finden sich Rohstoffe, weit mehr als Australien selbst benötigt. Vor allem findet man hier Eisenerz, nach China ist Australien der größte Förderer von Eisenerz. Im Gegensatz zu China, das sein Erz direkt selbst verwertet, exportiert Australien fast ausschließlich. Abnehmer ist China mit seinem riesigen Hunger an Ressourcen um die größte Volkswirtschaft der Welt am Laufen zu halten. Nun hat Australien gerade zwei gravierende Probleme, die zu einem Knick in der Wirtschaft führen.

Das erste Problem sind die niedrigen Rohstoffpreise. Gold als einer der weiteren wichtigen Exportgüter ist auf einem 6-Jahrestief. Öl ist zur Zeit auch nicht mehr, das was es mal war und ist bei unter $50 für den Barrell angekommen, der Gaspreis ist ja bekanntlich an den Ölpreis gekoppelt. Kohle, auch im Überfluss in Australien vorhanden, nähert sich einem 10-Jahrestief. Und der liebste Freund des Australiers, der Eisenerzpreis, hat sich in den letzten zwei Jahren halbiert, zuvor war er aber auch relativ hoch. Das mit dem liebsten Freund ist übrigens nicht nur scherzhaft, die allermeisten Australier wissen tatsächlich, wo der Eisenerzpreis gerade liegt.

Das zweite Problem ist der Abnehmer und der Zielhafen, der tausenden Tanker, die vor allem Western Australia verlassen: China. Die Wirtschaft im Reich der Mitte hat gerade das erste Mal in der jüngeren Vergangenheit „Probleme“. Probleme einer Art, die wohl 95% der Länder der Welt gerne hätten. Die Wachstumsprognose ist nur noch einstellig und wird etwa 7% erreichen. Nach Jahren der zweistelligen Wachstumsraten, unglaublichen Industrieaufträgen, auch für europäische Firmen, hat sich das Ganze also etwas abgekühlt. Einige halbwegs unabhängige Aktienindeces (meine Kenntnisse über den chinesichen Aktienmarkt sind wirklich grenzwertig minimal…) fahren Achterbahn. Hinter den Kulissen scheint es rundzugehen, anders sind Sprünge von mehreren Prozent in Minuten nicht zu erklären. Für Australien bedeutet das Ganze, dass der Bedarf an Erz und anderen Rohstoffen sich etwas abkühlt. Und für die dann schon reduzierte Menge bekommt man auch noch einen relativ schlechten Preis. Die großen Förderfirmen wie BHP billiton, FMG und Rio Tinto sind zu einem sehr großen Teil kreditfinanziert. Der mangelnde Zahlungsstrom stellt also eine reale Gefahr für das Überleben der Kollegen dar. Manch einer munkelt, dass für Falle einer Pleite einer der Firmen, chinesische Investoren schon mal die Geldkoffer bereitgestellt haben. Dies impliziert auch ein künstliches Preisdrücken der Chinesen um hier einen Fuß in die Tür zu setzen. Das sind wiederum wenig haltbare Vermutungen.

Nebenbei kommt den Exporten, aber die Australische Währung von der Seite zur Hilfe geeilt. Obwohl der Euro durch die ganzen Geschichten in Südeuropa nicht gerade seine Hochphase erlebt, verliert der Dollar sogar gegen den Euro kontinuierlich. Die allgemeine Meinung geht auf eine Überbewertung des Dollars während einer Phase hohen Eisenerzpreises zurück. Diese wird nun zurückgenommen und der Dollar stark abgewertet.Alles in allem bleibt die Lage nicht sonderlich rosig in der australischen Wirtschaft, man hat aber auch schon schlimmere Konjunkturphasen erlebt.

Mein Zuhause

10. August 2015 | von

Wenn mich jemand in Australien fragt, wo ich herkomme, antworte ich „aus Deutschland“. Wenn mich in Deutschland jemand fragt, wo ich herkomme, antworte ich „aus Nürnberg“. Wenn mich jemand aus Nürnberg fragt, wo ich herkomme, antworte ich „Großgründlach“. Schwieriger wird es dann schon, wenn ich gefragt werde, wo mein Zuhause ist.

Kandidat 1: Walker St, Redfern, Sydney, Australien
Zur Zeit lebe ich in Sydney. Eine Weltmetropole, die seinesgleichen sucht. In einer WG mit zwei netten Australiern, die ich jetzt exakt 4 Monate kenne. Und die ich nach meiner Zeit hier mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in meinem Leben nicht mehr treffen werde. Dieses „man bleibt auf jeden Fall in Kontakt und bis bald“ – Ritual am Ende eines längeren Auslandsaufenthalts, klappt nur in den aller wenigsten Fällen. Ich habe ein ausreichend großes Zimmer und fühle mich in der Wohnung sehr wohl. Aber ob es mein Zuhause ist? Ich denke nicht. Genauso wenig wie meine WG in Lausanne mein Zuhause geworden ist oder meine (meist unbeheizte) überragende 2erWg in Toulouse. Es ist mein momentaner Rückzugspunkt in einer Stadt der unendlichen Möglichkeiten jedoch nur für einen absehbaren Zeitraum.

Kandidat 2: Großgründlacher Hauptstraße, Nürnberg, Franken, Deutschland
Ein Ort im wunderschönen Frankenland in einer der meist unterschätzten Städte Deutschlands (ok, leichter Lokalpatriotismus! Aber schaut mal vorbei, wenn ihr noch nicht da wart). Ich habe dort mit Abstand die längste Zeit meines Lebens verbracht, bin dort aufgewachsen. Mein erstes Fahrrad wurde dort geklaut, genauso wie meine Kindergartenliebe meine erste Freundin wurde. Meine Eltern leben überraschenderweise auch noch exakt dort. Ich habe noch viele Freunde in der Gegend und freue mich immer wieder hier hin zu fahren.
Aber abgesehen von ganz wenigen Leuten, weiß keiner Bescheid, wie es mir die meiste Zeit geht. Der Kontakt zu (Schul-)freunden ist merklich sporadisch geworden. Dazu haben viele selbst Nürnberg bzw. Erlangen, wo ich zur Schule gegangen bin, verlassen. Wenn ich dort bin, fühlt es sich sehr bekannt und gut an. Es ist meine Heimat, der Ursprung und mit einer Zeit verbunden, die ich nicht missen möchte.

Kandidat 3: Hermannstraße, Aachen, Rheinland, Deutschland
Seit knapp 5 Jahren stehen dort Sachen von mir in der Gegend rum. Mal in Kisten gepackt, mal aus Kisten ausgepackt. Ich habe dort einige unvergessliche Partys gefeiert. Ich habe zeitweise einen„Frühstück und Mittagessen in einem um 15 Uhr“ Studentenmodus gelebt und geliebt. Meine Freundin, die Person, die am meisten über mich weiß und deren Meinung mir besonders wichtig ist, lebt dort. Viele meiner Mitbewohner (aktuelle und ehemalige) sind sehr gute Freunde von mir geworden. Freunde mit denen ich die halbe Welt bereist habe.

Meine Jungs aus der Uni (muss man wohl so sagen, Aachen) werde ich mein Leben lang, als „den“ Glücksgriff bezeichnen. Leute mit denen ich an einem Tag ohne Rücksicht auf Verluste Weihnachtsfeiern auf dem Katschhof zelebriere, am nächsten Tag bei Döner und Bundesliga am Blücherplatz hänge. Die gleichen Jungs, mit denen ich 8h+ am Tag über Regelungstechnik gehangen hab. Mit denen ich Diskussionen geführt habe, ob nun 1A oder 3C richtig ist. Wobei am Ende meist 2B richtig war. Freunde, Kommilitonen und zeitweise Chefs, die wohl in vielen Bereichen „genau auf meiner Wellenlänge“ sind.

Genau dieses Gesamtpaket an Leuten und Erinnerungen ist es, warum Aachen mein Zuhause geworden ist. Nürnberg wird für immer meine Heimat bleiben. Sydney, Toulouse oder Lausanne sind es nicht geworden. In 5-10 Jahren werde ich wohl mit ziemlicher Sicherheit ein neues Zuhause haben, wo auch immer das sein mag. Mit hoffentlich wieder einem überragenden Gesamtpaket.

Trailer: Round Trip OZ/NZ: First World Problems und Reiselust

04. August 2015 | von

Australien ist 7,692,024 km2 groß. Das ist in etwa so groß wie Europa, 20 mal so groß wie Deutschland. Meine Heimat Franken passt tatsächlich mehr als 250 mal hinein. Ich wohne mittlerweile seit knapp 4 Monaten in diesem Land und hab bis jetzt abgesehen von Melbourne, Sydney und Sydneys Umgebung noch nicht wirklich viel gesehen. Dies soll sich ändern, denn nach meinem Praktikum bis Ende August stehen noch 7 Wochen Urlaub in Australien und Neuseeland an. So nun plant man mal 6 Wochen für eine Fläche die 300 mal so groß wie Deutschland ist. Macht man Urlaub in Australien, ist das in etwa so, wie zu sagen: Ich fahre in 3 Wochen von Griechenland nach Stockholm und dann noch schnell von Hamburg nach Lissabon. Bei der Auswahl der Etappenziele oder eher der Auswahl der Städte und Regionen, die man gekonnt links liegen lassen muss, dachte ich mir: Am besten frage ich meine Kollegen, Freunde und Locals hier. Anfangs hab ich noch angefangen etwas mitzuschreiben, mittlerweile schreibe ich nur noch Städte, Inseln oder Tipps auf, die mir von mindestens 2 oder 3 Leuten empfohlen werden.

Es wird also eine Auswahl von nur MUST Dos, die ich besuchen werde. Normalerweise habe ich im Urlaub immer die Einstellung: Flug hin und zurück und dann mal sehen. In Australien ist das nicht wirklich möglich. Wir werden also eine richtig gute Zeit haben, ohne uns hier Abzustressen um alles auf jeden Fall gesehen zu haben. Trotzdem steht der Plan schon einigermaßen. So werde ich zum Beispiel aus Australien abreisen ohne den Uluru (Ayer’s Rock) gesehen zu haben. – Nebenbei erwähnt, bin ich nicht wirklich ein Fan von der Nummer, die da mitten im Outback abläuft, aber da kann sich jeder seine eigene Meinung bilden—Nachdem ich etwas Werbung gemacht hatte, kommt ein Freund aus Aachen für die ersten 4 Wochen in Neuseeland und Victoria. Ich rechne ihm das wirklich sehr hoch an, seinen Urlaub mit mir zu planen und seine wohlverdienten Euros hier mit mir auszugeben. Anschließend treffe ich mich mit meiner Freundin an der Westküste um dann über Queensland nach Sydney zurückzukehren. Der Urlaub wird auch den Blog hier begleiten, also freut euch schon mal auf Bilder von Seenlandschaften und Gletscher in Neuseeland, Pinguine in Victoria und Segelyachten in Queensland.

Mein Leben in den letzten 5 Jahren hatte drei Hauptaufgaben. Das waren Studium, Arbeiten und Reisen. Da ich mich in der Uni relativ schadlos halten konnte, habe ich bereits ab dem zweiten Semester neben dem Studium als Hiwi gearbeitet. Die Erfahrung war klasse und die Kohle wurde zu einem großen Teil in das Reisen gesteckt. Ich bin meinen ersten Mitbewohnern immer noch relativ ausufernd dankbar mich mit ihren Geschichten über Backpacking, Kulturschocks, Erlebnissen und Erzählungen damals auch auf den Geschmack gebracht zu haben, die Welt zu erkunden. Dieser nächste Trip wird sich also in die Reihe der vergangenen Jahre stellen, diese ganze Reisegeschichte hat nur einen grundsätzlichen Haken:
Je mehr man von der Welt gesehen hat, desto mehr stellt man fest, dass man eigentlich noch viel mehr andere wunderschöne Städte, Kulturen oder Naturschauspiele unbedingt sehen muss. Es ist wie eine niemals endende Sehnsucht nach Neuem. Nicht, dass ich nur noch Reisen möchte, ich bin keiner der mit dem Rucksack 2 Jahre um die Welt reisen könnte. Nach 4-5 Wochen habe ich meistens kein Problem wieder zurück zu fliegen oder fahren. Nicht, dass ich nicht auch noch eine paar Wochen weiter reisen könnte, aber dieses ständige Weiterziehen mit ständig gleichem Smalltalk beginnt mich dann zu nerven. Wahrscheinlich bin ich auch mit mir selbst relativ im Reinen und brauche keinen Selbstfindungstrip, wie es manche beschreiben. Auch habe ich das Gefühl, das Erlebte dann erstmal verarbeiten zu müssen, es ist wie eine Art Überdosis an Neuem und Erlebnissen. Ich habe gerne eine Art Basis, zu der ich zurückkehre und die dann auch meine „Heimat“ ist. Ob diese nun in Deutschland sein muss, sei mal dahingestellt. Ich hoffe meine Oma liest das hier nicht gerade und hat Angst, dass ihr nächster Enkel auswandert. Wenn doch, liebe Grüße.

Unnützes Wissen Edition Australien

02. August 2015 | von

Hier eine Sammlung von Fakten, Eigenarten und Regeln in Australien, die wohl kein Mensch wirklich wissen braucht.

Schooner, Midi, Pint
Hier ein kleiner Guide, wie man in Australien ein Bierchen bestellt. Willst du auf Nummer sicher gehen bestellst du dir einfach ein Pint. Exakt so wie man aus UK kennt, sind es knapp 520ml lecker frisch gezapftes Bier. Solange man sich von VB, sämtlichen Bieren, die den Namen Fosters (abstoßend!!) Tooheys, Boags oder XXXX in sich tragen fern hält, kann man hier erstaunlich leckeres Bier bekommen. Es gibt eine riesige Anzahl an craft beer, meistens Pale Ale oder Lager, aber auch Kölsch wird hier gebraut. Schmeckt sogar besser als das Original (zugegeben ja auch nicht schwer, peace). Während ich Brot wirklich vermisse, ist gutes Bier hier auf jeden Fall ausreichend vorhanden. Zurück zu den Glas Größen. In NSW (Bundesstaat in dem Sydney liegt) ist die nächst kleinere Größe dann der Schooner. Das ist auch die Größe, die man im Tausch gegen 7-10 Goldstücke serviert bekommt, wenn man einfach ein Bier bestellt. Der Vollständigkeit halber gibt’s dann noch den Midi, aber wer trinkt schon Biere in 225ml Gläsern… In Victoria(u.a. Melbourne) heißt das ganze dann Pint, Schooner(was aber nicht üblich ist) und Pot. In Adelaide gibt es für die selben Größen Imperial Pint, Pint und Butcher. In den anderen Staaten gibt es wieder neue Namen und neue Größen.

A****kalte Buden
Ich tippe hier gerade an einem Montagabend an meinem Blog und sitze in meinem Stammpub (www.blackpenny.com.au). Nicht nur, weil der Besitzer echt cool drauf ist und der Laden echt gelungen ist. Ich sitze hier hauptsächlich, weil meine Bude verdammt kalt ist. Das Haus in dem ich wohne, ist wie viele Häuser in Surry Hills national heritage. Alles wunderbar, nur hatten die Kollegen vor ein paar Jährchen einen kleinen Vorteil gegenüber mir. Die haben im Winter einfach den Kamin im Zimmer angeschürt. Da war das dann auch kein Problem, dass man das Fenster nie aufmachen muss, weil die 1-3 cm Spalte an jedem Fenster ausreichend sind um natürlich zu lüften. Sollte man mal ein paar Holzscheite zu viel drauf gelegt haben, kein Problem, innerhalb von 5 Minuten nachdem der Kamin aus ist, ist direkt wieder Außentemperatur. Das Haus ist das selbe, nur der Kamin ist schon länger in Ruhestand. Als Ersatz hab ich hier einen hocheffizienten, Energiesparklasse Z++ 200W Elektroheizer. Wenn ich meine Füße direkt davor halte, werden sie tatsächlich warm! Ansonsten helfen nur von Oma selbstgestrickte Socken und warme Pubs durch die längste Phase kalter Polarluft seit Jahren. Tagsüber solange die Sonne scheint im Hemd in der Sonne zu sitzen und abends mit Schal am Herd zu stehen, ist schon eine etwas seltsame Erfahrung.

George Street (Abgekürzt St), Crown St, Kent St,
Diese Auswahl gibt es in jeder Stadt. Nicht nur in jeder größeren Stadt, in jedem (Vor-)Ort. Im Umkreis von 10 km um die Harbour bridge gibt es gefühlt  23 George St, 12 Kent St, und 24 Elizabeth St. Warum die Australier solche Einfallspinsel im Benennen von Straßen waren, bzw. sind kann mir keiner sagen. Zuweilen wird auch einfach sehr pragmatisch herangegangen, so gibt es in Western Australia (WA) zum Beispiel useless loop, inklusive dem useless loop airport. Schöne Bundesstraßen werden dafür mit klangvollen Namen belegt, z.B. Panomaric Drive und auch die prominente Great Ocean Road heißt wirklich so.

„It is a 4 hours drive“
Bleiben wir direkt beim Autofahren, einer der Lieblingsbeschäftigungen der Australier. —Kurzer Einwurf, der mir gerade in den Sinn kommt. Hier in Sydney wird zur Zeit ein weiterer Tunnel gebaut, damit man schneller in die Stadt kommt. Die Parkplätze mit etwa A$60 für ein Tagesticket im CBD (Central Business District, quasi die Innenstadt) sind ja preiswert und nicht schon in ausreichender Anzahl überbelegt.—
Entfernungen werden hier in Stunden Fahrtzeit angegeben. Newcastle ist also nicht 180km entfernt, it is a two hours drive. Witzigerweise wird das auch teilweise für Entfernungen verwendet, die wirklich nur Hartgesottene am Stück fahren. Townsville ist von Sydney also ein 14 hours drive entfernt. Perth (Westküste) nach Sydney ist demnach ein 40 hours drive.

„Summer jacket“?! Was das denn?
Sehr witzig fande ich, wie sich mein neuseeländischer Kollege darüber lustig gemacht hat, dass wir in Europa das Wort Sommerjacke haben. Summer und Jacke sind für ihn zwei Sachen die überhaupt nicht zusammen gehören. Dass wir dafür auch noch ein Wort haben, hat ihn köstlich amüsiert.

Hier noch ein lustiges Video über den Aussie Slang youtube: how to speak Australian.

 

Das Zeug gibt es hier tatsächlich zu kaufen

Das Zeug gibt es hier tatsächlich zu kaufen

Leben im Ausland

29. Juli 2015 | von

Ob USA, Schweden, Chile, Brasilien (gegebenenfalls erkennt sich der ein oder andere wieder) oder einfach nur in die nächste Stadt hinter der Grenze, eins verbinden alle Auslandsaufenthalte von Freunden und auch mir. Ich kenne nur ganz wenige, die diese Zeit wohl nicht als „ wohl beste Zeit ihres Lebens“ bezeichnen würden. Warum ist das eigentlich so? Ist Deutschland wirklich so mies, dass man am besten lieber heute als morgen den Abflug machen sollte? Wenn das so wäre, würden wohl viele Freunde aus dem Ausland nicht von „der besten Zeit ihres Lebens“ während ihres Semesters/Praktikums etc. in Deutschland sprechen. Deutschland hat wunderschöne Orte, Städte und Natur, Sicherheit, Wohlstand und eine wunderbare Infrastruktur. Hier in Australien zB. ist man ohne Auto aufgeschmissen. Ich denke nicht, dass es daran liegt.

Meiner Meinung nach ist es einfach das mind set (ich bin eigentlich kein großer Fan von Anglizismen, aber manchmal passen Wörter in einer anderen Sprache einfach besser). Erst gestern hatte ich wieder so einen Moment. Es ist ein Standard-Samstag im Juli, Winter, es ist nichts Großes geplant. Ein Kollege und ich treffen uns am Darling Harbour und fahren mit der Fähre im Sydney Harbour durch die Gegend. Zunächst nach Cockatoo Island, von da weiter über Circular Quay nach Rose Bay und Watson’s Bay. Es ist dieser Moment direkt auf der ersten Etappe nach Cockatoo Island. Sunnies auf der Nase, keine einzige Wolke am Himmel, Fahrtwind plus Brise weht. Segelboote, ein lebensmüder Stand Up Paddler und einige Yachten sind ebenfalls auf dem Wasser, perfekte Postkarten-Szenerie. Mein Kollege und ich grinsen fast zeitgleich und im klassischen Aussie slang sagt er, was ich exakt auch denke „ F*** warum leben wir eigentlich in Deutschland“. Wir lachen beide und genießen den Moment. Für Leute, die seit Jahren in Sydney leben ist so eine Fährfahrt einfach nur Mittel zum Zweck, sie wollen nur von A nach B kommen. Die meisten Leute sitzen im Inneren des Bootes und beschäftigen sich mit ihrem Smartphone. Es gibt Fast-Ferry Services, die dann noch 5 Minuten rausholen. Haben diese Leute verlernt Sydney zu genießen?

Jedes Mal wenn ich aus einem Auslandsaufenthalt wieder zurück nach Aachen gekommen bin, nehme ich mir vor Deutschland und Aachen bewusster wahrzunehmen, das Leben einfach mehr zu genießen und die Möglichkeiten auszukosten. Rückblickend kann ich sagen, dass ich jedes Mal grandios versagt habe. Ich hab es in 3,5 Jahren in Aachen exakt 3 Mal ans Meer in Belgien/Holland geschafft. Ich war insgesamt spärliche 3 Tage in Paris, das nur drei Stunden entfernt liegt und günstig zu erreichen ist. Amsterdam, habe ich auch nur spärlichst für einen Stopover besucht. Selbst der Privatstrand der RWTH am Rursee hat mich seltenst gesehen. Mein NRW Ticket könnte ich viel mehr nutzen.

Hier in Australien glüht meine opal card, in der Schweiz habe ich wohl mehr Zeit im Zug verbracht als in der Uni und in Frankreich hat Franky (der treue Nissan Micra meines Mitbewohners) in seinen alten Tagen alle spots rund um Toulouse gesehen. Wenn ich in Sydney einfach mal ein Wochenende nichts Großes plane, kommt dieser „Junge, du bist in Sydney verdammt und dir fällt nichts Besseres ein, als zu Hause in deiner Bude abzuhängen und planlos irgendeinen Kram im Internet zu lesen?“-Modus. Ich habe das Gefühl meine Zeit zu „verschwenden“. Gerade sitze ich also am Cogee beach im Gras und lasse mir die Wintersonne ins Gesicht scheinen. Nervig ist nur, dass ich keine Shorts zum Beachvolleyball spielen eingepackt habe.

Warum auch immer ich im Ausland besser darin bin mein Leben zu genießen und die Zeit zu nutzen, ich weiß es nicht. Fakt ist, ich werde mir wieder vornehmen in Deutschland einen besseren Job zu machen. Am besten klappt das jedoch einfach wieder an einem neuen Fleck der Erde, deswegen nennt mich meine Freundin wohl immer ihren „Weltenbummler“. Ich hoffe diesen Lifestyle mit Freundin, Familie und Job in der Zukunft vereinbaren zu können. Mal sehen, ob es klappt.

 

Watson’s Bay

Einfach nur von A nach B…

Einfahrt in den Darling Harbour

Feierabend

27. Juli 2015 | von

Der Feierabend ist per Definition die Zeit nach der Arbeitszeit eines Tages. Wenn ich es genau nehme, verlasse ich so gegen 7:45 das Haus und komme so um 18:00 bis 19:00 Uhr nach Hause. Meinen täglichen Schönheitsschlaf halte ich so gegen 0:30. Das macht fast sechs Stunden Lebenszeit jeden Tag nach der Arbeit. Abzüglich Haushaltsaufgaben, wie Einkaufen, Wäsche waschen etc. bleiben noch etwa 5 Stunden jeden Tag, die man mehr oder weniger sinnvoll nutzen kann. Im Praktikum ist im Gegensatz zum Studium der Tag auch wirklich vorbei und man muss sich keine Gedanken machen, ob man genug geschafft hat oder eine Klausur ansteht, für die man wohl auch noch weiter lernen könnte. Was ich nun mit dieser Zeit hier anstelle, könnt ihr hier lesen. Feierabend ist übrigens eines der Worte für die es in keiner Sprache, die mir bis jetzt in die Quere gekommen ist, eine adäquate Übersetzung gibt.

  1. Sport. Die wohl beste Beschäftigung an einem Feierabend ist Sport. Danach erschöpft im Bett zu liegen und zufrieden wie ein Kind einzuschlafen, ist ein Glücksgefühl, das ich eigentlich nur durch Sport erreiche. Da mein Knöchel mich seit drei Jahren etwas im Stich lässt, habe ich etwas umgesattelt. Einige Runden Basketball im Park sind noch drin, wo Multikulti auf dem Platz gelebt wird. Ansonsten bin ich mit Arbeitskollegen hier ab und an Bouldern, meistens jedoch bin ich Schwimmen. Im Vorbereitungstest für den Sport Leistungskurs in der Schule hat mich mein Kursleiter noch bemitleidend angesehen, als ich mich nach nur zwei mal knapp zu Ertrinken zu 100m Freistil in gefühlt 4:23 gequält hatte. Damals noch, eher schlecht als recht auf Brust gesetzt, kann ich hier mittlerweile nach knapp 2,5 Monaten Training 1,5km Freistil schwimmen. Schwimmen ist eine wirklich gute und effektive Sportart sich schnell und voll auszupowern. Vor allem ist es wohl DIE Sportart, in der man durch Training unfassbare Fortschritte machen kann. Zumindest, wenn man so einigermaßen talentfrei ist, wie ich. Sich direkt eine 20er Karte für das Bad zu kaufen, kann ich jedem weiterempfehlen, der ähnlich wie ich gerne ab und zu
  1. „Einfach nur in die Muschel“ geht. Es sind diese Tage. Morgens im Bett wacht man ungläubig auf, geweckt von einem Lied, das man bevor man es als Wecker eingestellt hat, mal gerne gehört hatte. Mit einem halb geöffneten Auge linst man auf das Display, ob einen das Handy auch nicht linken will. Tatsache, es ist bereits fünf Minuten später als man eigentlich spätestens aufstehen sollte. Rollo hoch, Regen. Regen von der Sorte, dass ich jetzt schon weiß, dass meine Schuhe am Hauptbahnhof durchnässt sind. Ich quäle mich also aus dem Bett in die Dusche und greife mir noch eine Banane als Frühstück im klaren Bewusstsein, dass spätestens ab 10:30 Uhr 90 Minuten Hunger in unangenehmen Ausmaß einsetzt.
    Kurz rekapituliert und verflucht man den gestrigen Abend, entweder war es das berühmte letzte Bier, die völlig nichtssagende Dokumentation, die man noch zu Ende schauen musste oder weil man das Buch in 2,5 Stunden „nur noch eben auslesen, sind ja nur noch ein paar Seiten“ wollte. Einer dieser Gründe hat dazu geführt, dass das Handy gestern angezeigt hat „Dieser Wecker klingelt schon früher, als es dir lieb ist, Amigo!“. Mit Magengrummeln hangelt man sich durch den Arbeitstag, klickt den Bericht fertig um festzustellen, dass man auch noch Überstunden an so einem Tag gemacht hat. Durch den Regen zurück, Schuhe inklusive Füße erneut nass. Das sind diese Tage, an denen ich „einfach nur in die Muschel“ gehe. Dieser Ausdruck nach der Arbeit einfach gekonnt ins Bett zu gehen und erst mal zu schlafen, habe ich von einem Praktikantenkollegen bei Airbus übernommen. Nach kurzer, aufwandsoptimierter Essensaufnahme (Döner, Subway etc.) geht es oft einfach wieder zurück ins Bett.
  1. Bars in Sydney gehören wohl mit zu den besten, in denen ich in meinem Leben war. Unter der Woche ist es oft angenehmer dort, weil es am Wochenende doch relativ schnell überlaufen ist. Man findet hier Szene Bars in Surry Hills in der Pommes in einer genähten Jeanshosentasche serviert werden, eine Bar, in die man durch eine Kühlschranktür geht, aber auch die Blu Bar im 32. Stock des Shangri La Hotels. Dort kann man einen Diamond Martini für A$ 10 000 bestellen kann. Dieser beinhaltet einen Martini, ein separierter privater Raum und einen Diamant im Drink. Der Ausblick über den Circular Quay dieser Bar ist wirklich einer der Besten. Viele fixieren sich auf das Sydney Eye (Westfield tower), ich war selbst noch nicht oben. Aber einen Besuch in der Blu Bar würde ich jedem empfehlen, der in Sydney ist.
    Aber auch in Sydney gibt es für mich
  2. Alltag. Mein Montagsritual im Pub blog tippen, hat sich mittlerweile etabliert. Viele der Zeilen, die ihr hier lest, habe ich dort geschrieben. Ich habe mich ein wenig mit dem Besitzer angefreundet und wir haben nette Gespräche, sobald ich den Laptop zugeklappt habe. Ansonsten koche ich mir oft Abends etwas, teilweise auch für den nächsten Tag in der Mittagspause.
Ian Thorpe Aquatic Center

Ian Thorpe Aquatic Center

Blu Bar Shangri La (durch Scheibe fotografiert)

Blu Bar Shangri La (durch Scheibe fotografiert)

Café Sydney im Customs House

Café Sydney im Customs House

 

Australien – wie Europa nur besser? Teil 2- Das Essen

14. Juli 2015 | von

Eins meiner Hobbies ist Kochen, aber auch Essen im Allgemeinen. Sydney ist eine der kulinarisch wohl spannendsten Städte der Welt. Im Rahmen der Reihe nun Teil 2 – Das Essen. Ich möchte hier mal ein paar Gerichte vorstellen, die ich hier (zumindest die meisten) kennengelernt habe. Australien hat wohl keine eigene richtige Küche, abgesehen von beetroot, vegemite und Tim-Tams. Abgesehen von letzterem (Kekse) jetzt nicht so unbedingt mein Fall. Mit Kollegen bin ich eigentlich fast jeden Tag außerhalb der Firma essen, da die Kantine eher eine Notlösung darstellt. Um unsere Arbeit liegen einige Vororte, jeder mit seinem eigenen, meist asiatischen, Einschlag. Aber auch abends esse ich ab und zu auswärts. Aus dem einfachen Grund, dass es finanziell eigentlich keinen Unterschied macht, ob man selbst kocht oder (günstig) Essen geht. Also hier ein kleiner Rundumschlag über das, was ich mir hier so zwischen die Kiemen schiebe.

— Extrem krumme Nummer übrigens, die Gerichte zuerst mit dem Handy zu fotografieren und dann loszulegen, aber für euch gebe ich alles–

In Bankstown regieren die Vietnamesen. Hier essen wir Pho. Eine Suppe mit klarer Brühe als Basis. Mein bzw. unser Favorit, Pho mit Beef brisket and raw beef. Ich hab keinen blassen Schimmer, ob das Gericht auch so heißt, es bestellt immer unser Vietnamese auf vietnamesisch. Ich glaube, eigentlich hat es noch einen kleinen Zusatz Pho Tai oder so. In die heiße Brühe wird dann zusätzlich zu breiten Reisnudeln gekochtes und rohes Rindfleisch gegeben. Das rohe Rindfleisch zieht und gart in der Brühe und wird dann mit Stäbchen aus der Suppe geangelt. Dazu gibt es noch Sojasprossen und Thai-Basilikum.

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Granville ist fest in libanesischer Hand. Etwas übertrieben, aber manchmal habe ich das Gefühl, es leben mehr Libanesen in Sydney als im Libanon. Chicken shops und Falafel, Schwarma und Hummus soweit das Auge reicht. Unser Charcoal Chicken Shop liegt gute 8 Minuten optimalen Mittagsspaziergang entfernt. Das Standardgericht ist ein quarter chicken (leg or breast) mit libanesischem Brot, Knoblauchcrème und Pickles. Wenn man lieb fragt, bekommt man auch noch Eisbergsalat und Tomaten für lau dazu. Auch die frisch gemachten Falafel sind wahrscheinlich die besten, die ich bis jetzt essen durfte. Den Inhalt packt man dann in das Brot und verspeist es je nach Lust und Laune.

Für unter A$ 7 ist das mit Abstand best value in town.

In Lidcombe sind wir ebenfalls beim Vietnamesen, dessen Speisekarte wohl eher gemischt-asiatisch ist. „signature dish“ ist hier seafood laksa. In Deutschland bin ich nicht der größte Seafood fan, aber hier in Sydney schlägt Qualität und Angebot einfach alles. Laksa ist wiederum eine Nudelsuppe, allerdings auf Curry-Basis. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen es ist auch ein Schuss Kokosmilch mit von der Partie. Neben erneut Reisnudeln schwimmt dieses Mal eine gemischte Portion Seafood aus Garnelen, Squid, weißem Fisch und anderem Zeugs darin. Auch wahrscheinlich eine gesunde Portion Geschmacksverstärker (MSG, wie man sagt), aber schmeckt auf jeden Fall relativ überragend.

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Australien hat in vielen Momenten einen amerikanischen Einschlag. Was also nicht fehlen darf, ist der ein oder andere Burger Laden. Hier gibt es durchaus auch einige solide Ketten wie grill’d, aber vom Style her gewinnen die kleinen Buden, wie chur burger, auf jeden Fall. Einige „neue“ Kreationen habe ich auch schon verspeist. Bilder sprechen im Falle von Burgern, mehr als tausend Worte.

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-Kili, Lust auf Sushi?    – Nee du, lass mal.

Vor etwa einem halben Jahr wäre das wohl etwa meine Antwort gewesen.

-Kili, Lust auf Sushi? – Ja auf jeden Fall! Heute, morgen und übermorgen von mir aus.

Das ist meine Antwort hier in Sydney. Nichts gegen Oishii, Best friends und co, aber gegen die Qualität, Geschmack und –Achtung, das kommt jetzt überraschend- die Preise hier kann kein Aachener Laden anstinken. Favorit ist bis jetzt ein sushi train (running sushi) im darling harbour. Aber auch viele California Rolls etc. auf die Hand an einem der frequentierten Läden kann wirklich überzeugen. 22°, Sonne pur, sunnies (mein absolutes Lieblingswort hier) auf der Nase, Meer voller Surfern, nicht zu verachtende Beachvolleyballerinnen in Aktion und frischstes Sushi in Manly war bis jetzt einer der Momente hier.

IMG_20150623_200402 besagtes Manly Sushi

Zum Abschluss noch ein paar weitere Bilder ohne nähere Beschreibung, ab sofort werde ich auch aufhören Bilder von meinem Essen zu machen 🙂

 

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Stir Fry – Koreanisch

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Ramen – Japanische Nudelsuppe

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Paella – spanischer Chef Oscar

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Taco Tuesday im Standardpub 3$ each