Lukas C. Bossert ist seit Oktober 2019 als Data Steward an der RWTH Aachen University beschäftigt. In seiner Rolle als Data Steward betreut er die Sonderforschungsbereiche (SFB) 1382 Darm-Leber-Achse (Anm. d. Red.: Hier geht’s zum Best-Practice-Beitrag „SFB 1382“) und 917 Nanoswitches.
Über seine Aufgaben und Herausforderungen bei seiner Arbeit spricht er hier im Interview.
Herr Bossert, was hat Sie bewogen sich auf die Stelle als Data Steward für den SFB 1382 Darm-Leber-Achse und den SFB 917 Nanoswitches zu bewerben?
„Die Stellenausschreibung mit den unterschiedlichen Aufgaben und dem breiten Spektrum der Arbeitsbereiche hatte mich sofort angesprochen. Es geht als Data Steward nicht darum, monolithisch eine Sache zu können, …“
… sondern?
„… sondern zum einen flexibel auf vorhandene Strukturen reagieren zu können und zum anderen, in der Lage zu sein, passgenaue Ideen und umsetzbare Workflows für konkrete Projekte zu entwickeln, die einen effizienteren Umgang mit Forschungsdaten ermöglichen. Diese Zweiteilung finde ich nach wie vor spannend und motivierte mich zur Bewerbung damals.“
Sie haben Ihr Bachelorstudium der Kulturwissenschaften der Antike an der Universität Konstanz absolviert, um anschließend Ihren Master und Ihre Promotion in klassischer Archäologie an der Humboldt-Universität zu Berlin abzuschließen. Wie kommen Sie zum Datenmanagement?
„Wie wichtig gutes Datenmanagement ist, wurde mir im Laufe meines Studiums und besonders während der Promotion deutlich. Ich hatte mit vielen unterschiedlichen Daten und Datensätzen (Zahlenreihen, Abbildungen, 3D-Modelle etc.) zu tun, die ich möglichst effizient in mein Textprogramm (LaTeX) einarbeiten wollte. Daher habe ich mich auch intensiv mit Datenmanagement beschäftigt, weil ich erkannt hatte, dass ich mit einer guten Datenorganisation nicht nur Zeit sparen würde, sondern auch den Arbeitsaufwand gering halten würde, um dann schnell die Publikation vorantreiben zu können.
Die Erfahrungen mit dem Umgang von Daten konnte ich darüber hinaus am altertumswissenschaftlichen Exzellenzcluster „Topoi“ einbringen, wo ich im Bereich der Redaktion für die Aufarbeitung von Forschungsdaten zuständig war. Somit habe ich langsam aber sicher den Wechsel von den altertumswissenschaftlichen hin zu den allgemeinen „data driven sciences“ vollzogen.“
Und nun sind Sie Data Steward in den Sonderforschungsbereichen. Erzählen Sie uns doch etwas über Ihre aktuelle Beschäftigung. Fangen wir mit dem neuen SFB 1382 Darm-Leber-Achse an. Was sind Ihre Aufgaben dort?
„Am SFB 1382 arbeite ich zurzeit in einem Team bestehend aus Mitgliedern der Fakultät 10 und des SFBs an der Einführung eines elektronischen Laborbuchs. Dabei sind nicht nur technische Hürden zu überwinden, sondern es müssen auch vergaberechtliche Schritte eingeleitet oder Absprachen mit anderen Klinikums-Abteilungen getroffen werden.
Zudem wird gerade eine Vorlage für einen Datenmanagementplan erarbeitet, der speziell auf den bio-medizinischen Bereich ausgelegt ist.
Darüber hinaus kümmere ich mich bei direkten Anfragen zur Datenstrukturierung und -handhabung um konkrete Hilfestellungen. In diesem Rahmen findet nun auch ein Workshop zum „Forschungsdatenmanagement in der Medizin“ statt, der von Mitgliedern des FDM-Teams der RWTH und der „ZB Med – Informationszentrum Lebenswissenschaften“ gehalten wird.“
(Anm. d. Red.: Lesen Sie gerne auch den Beitrag zum Best Practice des SFB 1382)
Und Ihre Arbeit bei dem SFB 917 Nanoswitches?
„Da der SFB 917 bereits in seiner dritten Förderphase ist, sind gewisse Datenmanagementstrukturen bereits vorhanden und etabliert. Aktuell wird die Einführung einer Software zum Probenmanagement vorangetrieben. Dabei helfe ich mit, indem ich als Schnittstelle zu den Verantwortlichen der unterschiedlichen Bereiche (Entwickler, Nutzer, Administratoren etc.) fungiere und die Treffen der Arbeitsgruppe organisiere. Ebenso trage ich Informationen zu technischen Diensten und Services hinsichtlich FDM zusammen und bereite sie für die Mitglieder des SFBs auf.“
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen bei Ihrer Arbeit?
„Eine besondere Herausforderung bei meiner Arbeit sind die vielen unterschiedlichen Institute und damit unter anderem auch Arbeitsweisen, die in einem SFB zusammenkommen. Gerade im medizinischen SFB ist für mich als Altertumswissenschaftler vieles Neuland und ich bin nun mit ganz neuen Themenfeldern konfrontiert; beispielsweise die Berücksichtigung von datenschutzrechtlichen Aspekten bei Patienten- und Personendatenn: Wer darf auf welche Daten zugreifen, wo dürfen sie liegen und wie müssen sie (pseudo)anonymisiert werden. Das sind wichtige Fragen, mit denen ich als Data Steward zu tun habe.
Eine andere Herausforderung ist es, den Nutzen eines Forschungsdatenmanagements zu vermitteln und warum es wichtig ist, über die eigenen Daten nachzudenken. In die Dokumentation von Forschungsdaten fließt durchaus Arbeit. Das ist es, was Forschende zumeist vor Forschungsdatenmanagement abschreckt, den es klappte ja auch bisher immer – irgendwie. In Gesprächen zeige ich dann, dass es keine verlorene Zeit ist, weil besonders bei großen Forschungsprojekten der Mehrwert dann sichtbar ist, wenn man das Projekt abschließen muss und eigentlich für Themen wie Archivierung, Publikation von Forschungsdaten etc. wenig Zeit übriggeblieben ist.
Dies ist dann immer eine Herausforderung, wie man Forschende von der anfänglichen Mehrarbeit überzeugen kann.“
Herr Bossert, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.
„Vielen Dank.“
Das Interview führte: Sascha Lankers
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