„Viele haben die MOOCs als disruptive Herausforderung des Hochschulsystems betrachtet, als einen Versuch, mit modernen Medientechnologien eine Öffnung der Hochschulbildung herbeizuführen, und einige sehen MOOCs als Zerstörung der Universität“ – so führt Rolf Schulmeister im Vorwort des von ihm herausgegebenen Sammelbands in das kontrovers diskutierte Thema der MOOCs ein. Er selbst hat bisher eher „enttäuschende und befremdliche“ Erfahrungen mit MOOCs gemacht und möchte daher in einer umfassenden Darstellung dem MOOC-Phänomen auf den Grund gehen. Schulmeister skizziert in der Einleitung des Sammelbands die chronologische Entwicklung der MOOCs, bei der sich ein Trend von anfänglicher Euphorie hin zu Kritik abzeichnet.
Kontroverse Diskussionen zu MOOCs finden derzeit auch zwischen Autoren in verschiedenen Zeitungen statt. Tut dort jemand seine Meinung kund, folgt meist promt eine Gegenreaktion. So schrieb beispielsweise Jörg Drägler in der ZEIT ONLINE über „Maßgeschneiderte Vorlesungen für alle“ und die „Personalisierung der Bildung“, die durch die Digitalisierung der Hochschullehre möglich würden. Online-Kurse seien erst der Anfang, die wirklich großen Potenziale blieben bisher ungenutzt. Ralf Lankau nahm mit Bezug auf diesen Artikel eine deutlich skeptischere Haltung ein. Laut ihm sei die Individualisierung des Lernangebots vielmehr mit sozialer Isolation gleichzusetzen, digital stehe zudem für eine zunehmende Transparenz der Nutzer, die durch ihre Daten mehr und mehr selbst zur Ware würden. Er hält die Online-Kurse schlicht für nichts anderes als eine technische Variante des Frontalunterrichts – mit dem Unterschied, dass dabei sogar die möglichen Reaktionen der Nutzer technisch vorgegeben und normiert seien.
Eine ähnliche Debatte wurde auch in der FAZ ausgetragen. So formulierte Frank Kelleter eine Warnung vor der universitären Lehre im Internet, in der er die USA als falsches Vorbild nennt. Laut Hariolf Wenzler haben diese Ausführungen jedoch vorrangig mit Strukturfehlern der deutschen Hochschulen, nicht jedoch mit der Digitalisierung der Bildung zu tun. Er ist sich sicher, dass MOOCs und Co. einiges im Lehrbetrieb ändern werden. Dementsprechend wichtig sei es, Online-Kurse nicht zu verteufeln, sondern sie für die Individualisierung der Lehre zu nutzen. Darüber hinaus nennt Fridtjof Küchemann in seinem Artikel Beispiele deutscher Hochschulen, die MOOCs bereits einsetzen und ihre Potenziale unterschiedlich einschätzen. Einblicke in unterschiedliche Sichtweisen auf das MOOC-Thema in Deutschland bietet zudem ein Interview mit zwei Hamburger Wissenschaftlern, die im Newsletter ihrer Universität zu Wort kommen.
Auch im Bereich der Publikationen rund um MOOCs scheint nicht alles Gold zu sein, was glänzt. Das Portal e-teaching.org warnt vor Veröffentlichungen, die sich als Trittbrettfahrer erweisen und deutlich hinter dem gewünschten fachlichen Standard zurückbleiben.
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