Das Berufsfeld der Data Stewards ist spannend und vielseitig, deshalb möchten wir unserer FDM-Blog-Leserschaft auch einen dritten Teil unserer Reihe „Was macht eigentlich ein Data Steward?“ nicht vorenthalten. In diesem Interview steht uns Frau Katharina Grünwald Rede und Antwort.
Frau Grünwald, bitte beschreiben Sie Ihre besonders wichtigen Eckpfeiler Ihrer vorherigen beruflichen Laufbahn.
An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz studierte ich Geschichte und Kunstgeschichte im Bachelor und fuhr danach mit einem Masterstudium in Public History an der Universität zu Köln fort. Während meiner Studienzeit absolvierte ich durch Erasmus+ zwei Auslandsaufenthalte, zum einen in Estland und zum anderen in Norwegen.
Nach Studienende begann ich ein wissenschaftliches Volontariat beim Landschaftsverband Rheinland im Kulturdezernat in der Abteilung Digitales Kulturerbe, wobei meine Tätigkeitsfelder in der Digitalisierung von Kulturerbe, der Online-Redaktion sowie der Daten-Kuration bestanden. Im März 2022 startete mein Jobeinstieg als Data Steward am IT Center der RWTH Aachen University an. Dabei ist meine Stelle aufgeteilt: Ich arbeite je zu 50 % im Kontext NFDI4Microbiota und NFDI-MatWerk.
Was war Ihre Motivation, sich als Data Steward zu bewerben?
Im Volontariat „Digitalisierung von Kulturerbe“ hatte ich die Möglichkeit, mich mit dem NFDI-Konsortium „4Objects“ zu beschäftigen. Die Idee der NFDI interessierte mich sofort, da auch mir aufgefallen war, dass die meisten Forschungsdaten separat voneinander gespeichert und oft mangelhaft mit Metadaten beschrieben sind. Also sozusagen keine ordentliche Bibliothek, sondern einzelne Bücher in verschiedenen Städten ohne Buchdeckel… Dieses Problem anzupacken, fand ich super. Die RWTH Aachen ist in verschiedenen NFDI-Konsortien involviert, also habe ich mich am Ende des Volontariats hier beworben.
Die Fachfremdheit ist dabei kein Problem: Im geisteswissenschaftlichen Studium habe ich gelernt, komplexe Sachverhalte zu überblicken. Ob ich mich mit dem Konstrukt von Erinnerungskultur oder mit dem Konstrukt einer Infrastruktur für Forschungsdaten beschäftige, macht dabei keinen so großen Unterschied aus. Aus diesem Grund kann ich Geisteswissenschaftler nur dazu ermutigen, sich in diesem Bereich weiterzubilden und sich zu bewerben! 🙂
Können Sie mir Ihre derzeitigen Aufgaben als Data Steward beschreiben?
Die Aufgaben eines Data Stewards variieren von Stelle zu Stelle. Mein Fokus liegt auf den praktischen Anwendungen, von denen Forschende an der RWTH Aachen und im NFDI-Konsortium einen direkten Nutzen haben. So beispielsweise die Einführung von Elektronischen Laborbüchern (ELN) bzw. Labor Inventarisierungs- und Managementsystemen (LIMS). Dies stellt die Labore vor drei Herausforderungen: Erstens müssen die Workflows, die sich über Jahre analog oder analog-digital etabliert haben, nun in das Format der ELN gebracht werden. Dies stellt neben der wissenschaftlichen und fordernden eigentlichen Tätigkeit der Mitarbeitenden eine Hürde dar. Zweitens ist die technische Voraussetzung oft nicht gegeben, es mangelt z. B. an Tablets in den Laboren. Drittens müssen die im Labor gewonnenen Forschungsdaten mit Metadaten versehen und FAIR gemacht werden. Komplette digitale Workflows von der Generierung über die Doku in den ELN bis hin zur Analyse und Archivierung der Daten funktioniert nicht ohne Schnittstellen und die Verknüpfung über PIDs. Die Erkenntnisse aus diesen Umstellungsprozessen leite ich an die NFDI weiter.
Eine weitere wichtige Aufgabe als Data Steward ist die Vernetzung: Ich nehme wöchentlich an Meetings zum Austausch bezüglich FDM innerhalb und außerhalb der NFDI-Konsortien teil. Durch Corona lief es 2022 überwiegend via Online-Meetings, jedoch geht es auch wieder mehr in den persönlichen Kontakt über. Dienstreisen zu den Partnerinstitutionen in Deutschland gehören auch mitunter dazu. Zudem unterstütze ich das IT-Servicedesk bezüglich Anfragen zu FDM-Themen und übernehme für NFDI4Microbiota Social-Media- Aktivitäten.
Was sind besondere Herausforderungen in der Rolle als Data Steward?
Für mich ist die Aufteilung der Stelle eine Herausforderung. Die NFDI-Konsortien sind riesige, deutschlandweit agierende Apparate mit zahlreichen Beteiligten. Da nicht den Überblick zu verlieren, Prioritäten zu setzen und die Zeit aufzuteilen, ist nicht immer leicht. Darüber hinaus stehen wir, was die Digitalisierung in Forschungseinrichtungen angeht, noch ziemlich am Anfang. Einzelne Arbeitsschritte laufen natürlich bereits digital. Die Daten aber so zu standardisieren, dass sie dem FAIR-Prinzip folgen, wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Vielen Dank für das Interview und die spannenden Einblicke!
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Verantwortlich für die Inhalte dieses Beitrags sind Katharina Grünwald und Lina-Louise Kaulbach.
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