Im Sommersemester 2013 haben wir mit unserer Projektidee „Lehrer in der digitalen Welt. Einsatz von Tablet-PCs zur praxisorientierten Umsetzung des innovativen Konzepts ‚Lernen durch Gestalten‘.“ erfolgreich an der Exploratory Teaching Space – Ausschreibung (ETS) teilgenommen. Bereits im Januar 2014 begannen wir mit Recherche- und Anschaffungsvorbereitungen, so dass wir das Projekt im Sommersemester richtig beginnen konnten. Ausgangspunkt unseres Vorhabens war die Idee, das Prinzip Lernen durch Gestalten in die Lehramtsausbildung der RWTH zu integrieren.
Dieses mediendidaktische Konzept wird gegenwärtig von Prof. Sven Kommer, der unser Lehrgebiet „Allgemeine Didaktik“ leitet, theoretisch und praktisch ausgearbeitet. Von zentraler Bedeutung ist hierbei das Ziel, mediendidaktische (also auf mediengestützte Wissensvermittlung fokussierende) und medienpädagogische (auf Medienkompetenzvermittlung und Medienbildung zielende) Ansätze miteinander zu vereinen. Im Mittelpunkt des Lernens durch Gestalten steht nach Kommer dabei der Ansatz einer handlungsorientierten Medienpädagogik. Kernelement ist dabei die eigenständige Produktion medialer Artikulationen (z.B. Videos, Podcasts, Blogs etc.). In der außerschulischen Arbeit hat sich dieses Prinzip schon bewährt, insbesondere in Medienwerkstätten erfolgt die Medienkompetenzvermittlung über die Erstellung eines Medienprodukts. Im Schulunterricht wird hingegen häufig auf eine theoretische Auseinandersetzung mit den Medien fokussiert. Um das Prinzip des Lernens durch Gestalten im Kontext medienpädagogischer Fragestellungen an Schulen etablieren zu können, müssen Lehrkräfte diesbezüglich geschult und ausgebildet werden. Sie benötigen theoretische und technische Kompetenzen, damit sie ihre Schülerinnen und Schüler bei der Erstellung von Medienprodukten adäquat anleiten können. Zum Einsatz kommen bei uns dabei Tablet-PCs (iPads).
Der Einsatz von Tablet-PCs bietet aus technischer und didaktisch-pädagogischer Sicht Vorteile: Zunächst die in weiten Teilen leichte und intuitive Anwendung. Die aktuellen Modelle sind kompakt, kommen ohne zeitfressendes Starten und ohne komplizierte Bedienung, wie es bei Desktop-Computern sowie vielen mobilen Geräten bekannt war, aus. Ebenso fällt hier die teilweise unattraktive, labile und sehr teure Software weg. Dafür sorgen v.a. die für Smartphones konzipierten schnellen Betriebssysteme IOS, Android oder Windows 8, die Steuerung via Gestenkommunikation (Touch) und intuitive App(lications). Dies erleichtert es, auch weniger technik-affine Lehramtsstudierende mit den Einsatzmöglichkeiten so vertraut zu machen, dass sie nach kurzer Zeit selbst in der Lage sind, Schülerinnen und Schüler anzuleiten. Gleichzeitig deckt die Ausstattung von Tablets eine breite Palette von bisher divergenten Einzelmedien ab: die integrierten Kameras ermöglichen Fotografie und Videoaufzeichnung und mit den Mikrophonen können Audioaufzeichnungen gemacht werden. Die Nutzung profitiert dabei von der einheitlichen Bedienoberfläche – und der didaktisch hoch relevanten Möglichkeit, mit entsprechenden Apps direkt zur Weiterbearbeitung (z.B. Videoschnitt) überzugehen. Teamarbeit, die sowohl im universitären als auch im schulischen Kontext relevant ist, wird durch unterschiedliche Kommunikations- und Kooperations-Apps unterstützt.
Nun scheint ein selbstzweckhafter Medieneinsatz im universitären Kontext weder angemessen noch zielführend. Deswegen ist es für uns das Ziel, eine passende inhaltliche Rahmung zu finden, indem eine Verknüpfung zu einer medienpädagogischen Fragestellung hergestellt wird. Das Phänomen Cybermobbing bietet sich hierfür aus mehreren Gründen an. Es handelt sich hierbei um ein Phänomen, das in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat und dem eine gesteigerte Aufmerksamkeit zuteilwird. Da die Schule beim Thema Cybermobbing in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle spielt, erscheint es uns notwendig, dies auch im Rahmen der Lehramtsausbildung aufzugreifen. Die Verknüpfung des Tablet-Einsatzes mit dem für die Schule relevanten Thema Cybermobbing wird realisiert, indem unsere Studierenden mediengestützte Unterrichtskonzeptionen entwickeln. In Anlehnung an bestehende Konzeptionen (u.a. von klicksafe) werden eigenständige Adaptionen erarbeitet, in denen die Erstellung eines Medienprodukts mithilfe der Tablets eine entscheidende Rolle einnimmt.
Ein wesentliches Kernelement unserer Planung stellt dann die Erprobung der Unterrichtskonzepte dar. Wir möchten mit unseren Studierenden nicht nur auf der Ebene der hochschulinternen Simulation verbleiben. Vielmehr soll in der Praxis erprobt werden, ob die Überlegungen und Ansätze auch tatsächlich mit Schülerinnen und Schülern umgesetzt werden können. Hierfür gewannen wir mehrere Aachener Schulen als Kooperationspartner – es wurde deutlich, dass Lehrerinnen und Lehrer sich aktuell nicht vor diesem Thema verschließen können und entsprechende Präventionsarbeit leisten müssen, um zukünftig sowohl klassische Mobbing- als auch Cybermobbing-Aktivitäten besser erkennen und eindämmen zu können. Für die Durchführung des Projekts werden wir pro Schule einen Projekttag zum Thema Cybermobbing durchführen. Dabei werden drei bis vier Studenten jeweils eine Schulklasse, vorranging die siebten und achten Klassen, betreuen und mit ihnen die entwickelten Konzepte erproben. Aktuell befinden wir uns mit den Schulen noch in der Vergabe von Terminen, jedoch zeichnet sich eine Durchführung Ende Juni/Anfang Juli, also kurz vor den Sommerferien, ab.
Wir sind gespannt auf die Ergebnisse unseres Projekts und erhoffen uns, ebenso durch großes Interesse der Aachener Schulen geleitet, das Vorhaben zum Thema Cybermobbing im Wintersemester wiederholen zu können. Darüber hinaus werden die Daten der bereits durchgeführten Vor- und der anstehenden Abschlussevaluation unserer Studierenden weitere wichtige Erkenntnisse liefern, die durch wissenschaftliche Artikel hinreichend gesichert und ausgewertet werden.
Weitere aktuelle Informationen finden Sie in unserem ETS-Blog und unter Twitter.
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