Im zweiten Teil unserer Reihe haben wir ein spannendes Interview mit der Archäologin Dr. phil. Sophie Helas aufbereitet, die seit 2021 an der RWTH Aachen University als Data Steward tätig ist. Was ihre Motivation war, sich als Data Steward zu bewerben, wie ihr Aufgabenfeld und ihre Herausforderungen im Alltag aussehen, haben wir für Sie diesem Blogbeitrag zusammengefasst.
Frau Helas, bitte beschreiben Sie Ihre besonders wichtigen Eckpfeiler Ihrer vorherigen beruflichen Laufbahn.
Mein Studium der Klassischen Archäologie, Alten Geschichte und Italienischen Romanistik startete ich im Jahr 1989 in Köln und schloss mit einem Magister Artium der Klassischen Archäologie im Jahre 1997 ab. Im Anschluss gewann ich ein Promotionsstipendium der Gerda Henkel Stiftung und wurde 1999 im Fach der Klassischen Archäologie promoviert. Es folgten eine Anstellung an der Universität Gießen, ein einjähriges Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) und eine Anstellung am DAI Rom für sechs Jahre. Danach leitete ich, inzwischen Mutter von zwei Töchtern, von der Universität Bonn aus ein sechsjähriges DFG-Projekt in Gabii/Italien und schließlich ein dreijähriges Forschungsprojekt der Gerda Henkel Stiftung in Selinunt/Sizilien.
Zur RWTH Aachen kam ich im Oktober 2021 und zwar an den Lehrstuhl für Architekturgeschichte im Rahmen des DFG-Projektes baureka.online. baureka.online ist eine Projektidee zur Forschungsdatenverwaltung, die hier an der RWTH entstanden ist und von Frau Professorin Anke Naujokat beantragt wurde, als eine von drei Antragstellenden.
Nach meiner der Dissertation habe ich immer als Wissenschaftlerin gearbeitet, in der Regel bei Forschungsprojekten, die mit archäologischen Ausgrabungen gekoppelt waren. Dabei fallen viele Forschungsdaten an, deren Sicherung und Verwaltung von zentraler Bedeutung sind, denn Ausgraben bedeutet Zerstören. Wichtige Informationen während der Grabung zu sammeln und zu sichern, um sie anschließend auswerten zu können, erfordert Systematik, Disziplin und Geduld. Aber ohne diese Daten kann weder ausgewertet noch publiziert werden.
Ich habe also meine Forschungsdaten schon immer gemanagt, bevor ich zum sogenannten Forschungsdatenmanagement kam. Beispielsweise habe ich bereits vor über 25 Jahren eine (später relationale) Datenbank für archäologische Ausgrabungen in der FileMaker-Umgebung (Version 2.1!) aufgebaut und ständig weiterentwickelt. Sie läuft im Übrigen immer noch.
Was war Ihre Motivation, sich als Data Steward zu bewerben?
Die Aachener Projektstelle hat mich sehr angesprochen, da ich die Notwendigkeit, Forschungsdaten strukturiert abzulegen und zugänglich zu machen, aus eigener Erfahrung kenne. Außerdem habe ich ein Faible für Architektur und ich bearbeitete auch immer als Archäologin architektonische Themen.
Für besonders vielversprechend halte ich den Ansatz, das Forschungsportal in enger Abstimmung mit der Fachcommunity zu entwickeln, da ich auch bereits die Erfahrung machte, dass den wissenschaftlich arbeitenden Personen fertige Konzepte vorgesetzt werden, die sich dann als nicht praxistauglich erwiesen und mehr nervten als halfen. Damit hatten sie keine Zukunft. Mich reizt es, an der Entwicklung dieses Portals mitzuarbeiten, das sowohl wissenschaftlichen Ansprüchen genügt als auch nutzerfreundlich und optisch attraktiv sein wird. Das war die eigentliche Motivation: das Pferd von der Benutzerseite her zu zäumen, damit es gut läuft.
Können Sie mir Ihre derzeitigen Aufgaben als Data Steward beschreiben?
Meine Aufgaben im Team sind das Projektmanagement, also die Veranstaltung von Meetings, Workshops und Tagungen, die Öffentlichkeitsarbeit, wozu auch die Pflege unserer Homepage gehört, und die Kontaktpflege besonders zu den Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats.
Dazu kommt, dass ich meine praktischen Erfahrungen mit verwandten Forschungsdaten in die Evaluation unseres Projektes, das gemeinsam mit der TU Berlin und dem FIZ Karlsruhe entwickelt wird, einfließen lassen kann. So überprüfe ich, ob beispielsweise das Metadatenmodell auch in der Praxis funktioniert und es den jeweiligen Forschungsgegenstand befriedigend beschreibt. Meine Aufgabe ist also auch (leider) ständig Kritik auszuüben.
Was sind besondere Herausforderungen in der Rolle als Data Steward?
Die Forschungsdaten zur Historischen Bauforschung sollen aber nicht nur langfristig sicher aufbewahrt werden, sondern auch auffindbar sein für eine eventuelle Nachnutzung – kein leichtes Unterfangen, da wir auch externe Daten fremder Repositorien erschließen wollen.
Eine besondere Herausforderung wird sein, das Vertrauen der Fachcommunity zu gewinnen, um baureka.online als das Forschungsdatenportal der Historischen Bauforschung zu etablieren. Ich denke, wir werden vor allem mit Qualität überzeugen müssen. Viel wird aber auch von der Vermittlung abhängen; da müssen wir die richtige Sprache finden und sehr nutzerorientiert denken.
Vielen Dank für das Interview und die spannenden Einblicke!
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Bei Fragen rund um Data Stewards oder zum FDM im Allgemeinen schreiben Sie einfach eine Nachricht an das IT-ServiceDesk. Das FDM-Team freut sich auf Ihre Nachricht.
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Verantwortlich für die Inhalte dieses Beitrags sind Dr. phil. Sophie Helas und Lina-Louise Kaulbach.
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