Ist es jetzt tatsächlich schon vier Jahre her, als unser Chef mit strahlenden Augen verkündete, dass der Antrag zur Netzerneuerung bewilligt wurde? Datennetz und WLAN ausbauen und dazu noch auf eine neue Telefonanlage umstellen – in allen RWTH-Gebäuden. Das klang zu phantastisch…und wurde dennoch wahr.
Die nächsten Tage standen wir immer wieder in kleinen Gruppen zusammen und überlegten, wie wir so ein riesiges Projekt stemmen können. Und kurz darauf saß ich mit der Koordinatorenmütze auf dem Kopf in Besprechungen, denn unsere ganzen Prozesse und Abläufe mussten besprochen und angepasst werden. Durch die gesamte Abteilung „Netze“ ging ein riesiger Ruck, denn alle wollten sich dieser Herausforderung stellen und versuchen sich einzubringen, damit wir diese gewaltige Aufgabe schaffen.
Unsere erste Gebäude-Begehung
Und dann standen wir zur Begehung zu dritt vor dem ersten Gebäude, gespannt, was uns da erwarte und ob die gesamten Abläufe überhaupt so umsetzbar waren, wie wir uns das gedacht hatten. Aber statt Büros, über welche vorrangig gesprochen worden war, gab es erstmal nur Labore, Werkstätten und Sonderräume. Zusammenstehende Arbeitsplätze? Fehlanzeige! Alles stand verteilt im Raum. Ein Spezialfall nach dem anderen – also nichts mit Standardvorgehen. Die Euphorie wich der Ernüchterung. Und im zweiten Gebäude? Da schaute mich als erstes die Beschriftung des Endwiderstandes einer BNC-Verkabelung an. Und die funktionierte auch noch – das Netz ging sogar über mehrere Etagen. Unglaublich – hatten wir das nicht vor 20 Jahren bereits zurückgebaut? Super, direkt zwei Sonderfälle zum Start, das ging ja gut los. Aber es sollten nicht die letzten Überraschungen bleiben.
Netzwerke mal anders
In den vier Jahren durfte ich einige kuriose Dinge erleben. Admins müssen teilweise sehr erfinderisch bei der Entwicklung von Lösungen sein. Gestapelte oder in Wänden/Decken versteckte Switche mit Kabelspinne/-salat sind immer wieder zu finden, genauso wie scheinbar endlos in Kette verschaltete Switche aufgrund unzureichender Infrastruktur. Und mit der Zeit war dann auch das ein oder andere gewachsen. Jedoch faustgroße Löcher in den Wänden, um mit gespannten Patchkabeln an der Fensterfront die Büros mit Datennetz zu versorgen, da schaut man dann schon etwas ungläubig. Oder ein Druckeranschluss in der 2. Etage, wo das Patchkabel durch ein Loch in der Wand nach draußen ins Freie führte und an der Außenwand in einem Leerrohr schräg eine Etage tiefer verlief, um dann unterm Fenster wieder ins Gebäude hinein zu gehen und dort auf einem Switch steckte – dies war zum Glück bisher einmalig. Und genau in solchen Fällen sehe ich auch den Anreiz der Netzerneuerung: Wie ersetzt man die gewachsenen Strukturen durch aktuelle Standardlösungen und verbessert damit die Funktionalität?
Forschung an der RWTH erleben
Spannend bei den Begehungen ist aber auch immer: Was wird in dieser Einrichtung eigentlich genau gemacht? Um dann in Laboren eigenartig aussehende Apparaturen wie aus Filmen zu bestaunen, Roboter bei der Arbeit zu sehen, Mess- und Prüfstände, Werkstätten und ganze Arbeitshallen zu betrachten. Das hätte ich mir manchmal gern länger und genauer angesehen. Wir konnten elegante Besprechungsräume mit viel Technik bestaunen, während wir am nächsten Tag im Keller zwischen Kicker und Tischtennisplatte mit dem Admin saßen.
Arbeitshose oder Anzug
Aber so unterschiedlich, wie die Netzwerke in den verschiedenen Gebäuden auch waren, so unterschiedlich waren auch meine Ansprechpersonen der Einrichtungen. Einmal wollte eine Sekretärin alles über das Datennetz wissen und wie sowas überhaupt funktioniert. Wenn der Professor ihr schon die Aufgabe gibt, dann wollte sie auch verstehen, um was es geht. Ich erinnere mich auch gern an einen Hiwi zurück, welcher im dritten Semester Informatik studierte und mit mir über die Sicherheit des Internets fachsimpeln wollte. Und nicht vergessen werde ich einen altgedienten Admin, welcher uns direkt am Eingang erwartete, die Arme vor der Brust verschränkt, finsterer Blick und man konnte förmlich die Worte in seinem Gesicht lesen „Finger weg, das hier ist mein Revier!“. Überrascht bin ich immer wieder, wenn Professor*innen selbst die Ansprechpersonen für das Netzwerk sind. Dann gehen die Gespräche auch gern in Richtung Visionen und Möglichkeiten. Trotz dieser vielen verschiedenen Charaktere bin ich sehr erfreut, dass ich durch unsere Gespräche mit allen super zusammenarbeiten konnte. Egal, mit wem ich es zu tun hatte, alle haben voll mitgezogen und wir konnten alle Projekte erfolgreich meistern. Dies war zu Beginn so nicht zu erwarten gewesen, gab es in der Vergangenheit doch auch immer wieder kritische Stimmen von Admins und Nutzenden. Aber das tut gut und zeigt, dass unsere Arbeit so, wie wir sie machen, akzeptiert und angenommen wird.
Klar, alle Wünsche können wir natürlich nicht erfüllen. Aber in Summe sind doch alle ziemlich zufrieden. An einige Neuerungen müssen sich die Nutzenden zwar erst einmal gewöhnen, doch dies geschieht meistens sehr schnell. Dass es doch manchmal Meinungen gibt, wie z.B. „Früher haben die Telefone viel zuverlässiger funktioniert als die Neuen“ oder „Früher waren Umzüge viel einfacher als jetzt“ – das muss man akzeptieren. Jede Person hat nun mal seine eigene Sichtweise und nicht jedem sind alle Aspekte und Möglichkeiten bei Technik gleich wichtig. Denn es gibt auch die Fälle, bei denen mir der Admin direkt im ersten Gespräch sagt: „Ich habe nur auf Sie gewartet, denn unser Netz muss dringend überarbeitet werden“.
Spannende Erlebnisse
Einige Ereignisse bei Begehungen werden mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Zum Beispiel der Tag, als ich erst am Arbeitsplatz unseres Rektors stand, anschließend im Büro des Kanzlers. Da kommt man sicherlich nicht so oft hin und es war für mich ein sehr besonderer Moment.
In einem Bürogebäude habe ich mich gefragt: Ist das hier ein Hochsicherheitsgebiet, alle Mitarbeitende gehören zur Security und wir werden gleich gefangen genommen? Denn an jedem Arbeitsplatz lag mindestens eine Softgun. Ok, die Abteilung hatte für den Nachmittag als Teambuilding-Maßnahme ein Softgun-Gefecht geplant. Puh, Glück gehabt, wir waren sicher.
Oder als wir eine Werkhalle besichtigten, gab es auf einmal einen lauten Knall, gefolgt von einem lauten Kreischen. Ich konnte kaum noch den Alarm hören, so klingelte es in meinen Ohren. Ich sah nur noch rote Warnleuchten überall. Sofort wurden wir raus in Sicherheit geführt. Ein Schlauch mit Druckluft war geplatzt.
Und dann war da noch die Geschichte vom „goldenen Klo“. Spannend, was es so alles an der RWTH gibt. Ob jemand weiß, wo es sich befindet und was es damit auf sich hat? Ein kleiner Tipp: es befindet sich nicht im Hauptgebäude.
Insgesamt kann ich auf wundervolle vier Jahre zurückschauen. Spannende Gebäude und nette Nutzende, mit denen ich teilweise auch jetzt noch Kontakt habe. Und eine tolle Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen, welche ja die praktische Arbeit machen, die am Ende entscheidend ist, während ich ja „nur koordiniere“ und sie von einem Termin oder Auftrag zum nächsten schubse.
Weiter Informationen zur Netzerneuerung findet ihr auf unserem Blog.
Verantwortlich für die Inhalte dieses Beitrags Frank Lindner.
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