Künstliche Intelligenz (KI) treibt den technologischen Fortschritt mit nie dagewesener Geschwindigkeit voran, revolutioniert zahlreiche Branchen und eröffnet ein enormes Potenzial für die Automatisierung von intelligenten Aufgaben oder die Entwicklung von völlig neuen Produkten und Dienstleistungen. Während die Einführung von KI in anderen Teilen der Welt rasch voranschreitet, weist Deutschland sowohl in Unternehmen als auch in der Wissenschaft noch erhebliche Rückstände auf, obwohl KI von den meisten als relevantes Thema eingeordnet wird. Dies ist auf einen Mangel an Zugang zu Hardware-Ressourcen und angemessenen Dienstleistungen zur Unterstützung der Anwender zurückzuführen, verbunden mit einer Forschungslücke bei der Entwicklung skalierbarer Methoden und Systeme.
Angelernte Modelle beschleunigen die KI-Entwicklung
Gleichzeitig, während die aktuelle Generation von Deep-Learning-KI-Systemen immer zugänglicher wird, steht eine grundlegende und bahnbrechende Veränderung in der KI bevor: der Wechsel zur Verwendung sehr großer, vortrainierter Modelle. Diese können als Basis durch aufgabenspezifisches Training ergänzt werden und führen zu einem Quantensprung in Vorhersagegenauigkeit, Qualität und dem Umfang der adressierbaren Aufgaben. Große Modelle wie GPT-3 und andere Transformer-Modelle ermöglichen es, Aufgaben wie das Verstehen und sogar das Generieren von Text und Bildern mit beispiellosem Potenzial anzugehen. Gleichzeitig erfordern diese Modelle jedoch Rechenressourcen von höchster Größenordnung und sind immer noch schwer zu trainieren und auf neue Bereiche zu übertragen – insbesondere für kleinere Unternehmen und Organisationen.
Das WestAI KI-Servicecenter als zentrale Anlaufstelle
Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden und die Verbreitung von international wettbewerbsfähigen KI-Lösungen in Deutschland und NRW zu fördern, wurde das Servicecenter WestAI ins Leben gerufen. Dieses wird durch das BMBF gefördert und unterstützt Forschungsgruppen sowie kleine und mittelständische Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung von KI-gestützten Workflows. WestAI besteht aus kooperierenden Institutionen mit umfassender Erfahrung, die sich durch Forschungsexzellenz in den Bereichen des maschinellen Lernens, Künstlicher Intelligenz und skalierbarem Computing auszeichnen. Zudem verfügen sie über Fachkenntnisse in der Beschaffung, Betreibung und Bereitstellung von groß angelegten Recheninfrastrukturen. Neben der RWTH Aachen University sind dort folgende Partner vertreten: Universität Bonn, Fraunhofer IAIS/FIT/SCAI, Forschungszentrum Jülich, Technische Universität Dortmund und die Universität Paderborn.
Bei seinem Forschungs- und Serviceangebot setzt das WestAI KI-Servicecenter auf drei zentrale Ansätze:
- Forscherinnen und Forscher von WestAI untersuchen und entwickeln umfangreiche, offene und multimodale Datensätze sowie Modelle, die für eine Vielzahl von Anwendungen und Herausforderungen konzipiert sind. Die Ergebnisse dieser Forschung fördern nicht nur ein tieferes Verständnis von KI-Modellen, sondern tragen auch direkt zur Optimierung ihrer Anwendungen bei. Ziel ist außerdem, der Öffentlichkeit die erstellten Modelle, Datensätze und gewonnene Expertise zugänglich zu machen, z.B. in Form eines Ressource Hubs.
- Die Serviceabteilung von WestAI begleitet Forschungsgruppen und wirtschaftliche Partner bei der Anpassung von Foundation Models – also generalisierten Modellen – an ihre speziellen Anforderungen. Die Beratungsleistung erstreckt sich von der Erstberatung zur Machbarkeit von Projektideen bis hin zur Realisierungsberatung, die in einem Prototyp mündet. Ergänzend bietet WestAI Kurse, Schulungen und Best Practices zu diversen relevanten Themen an.
- Zur Unterstützung dieser Prozesse und der Konzeptphase stellt WestAI außerdem leistungsstarke und skalierbare Hardware-Ressourcen und die dazugehörige KI-Frameworks zur Verfügung.
Das IT Center stärkt das Projekt mit neuem HPC Cluster
Auch das IT Center der RWTH Aachen ist mit an Bord und wird zusammen mit dem Forschungszentrum Jülich im Laufe des Projekts Rechenressourcen für WestAI bereitstellen. Der neue HPC Cluster CLAIX-2023, welcher voraussichtlich in Q1 2024 in Betrieb geht, wird in diesem Zug mit 15 weiteren HGX Rechenknoten ausgestattet, die jeweils 4 NVIDIA H100 GPUs beinhalten (insgesamt also 60 GPUs). Das IT Center ist dabei für die Beschaffung, den Betrieb und die Wartung zuständig. Zusätzlich werden Lösungen entwickelt, um Nutzerinnen und Nutzern von WestAI einen unkomplizierten und direkten Zugang zu Ressourcen sowie dem erforderlichen Software-Stack zu ermöglichen. Dies reicht von klassischem SSH-Zugriff bis hin zur interaktiven Arbeit über JupyterHub.
Weitere Informationen findet ihr auf der Webseite von WestAI.
Verantwortlich für die Inhalte dieses Beitrags sind Jannis Klinkenberg und John Arnold.
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