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RWTH-Schreibzentrum

Aus dem Seminar direkt in die Zeitung: Eine Reportage in der Uniklinik RWTH Aachen

01. Dezember 2014 | von

Wir freuen uns sehr, dass erneut ein Text unseres Seminars Journalistisches Schreiben veröffentlicht worden ist. Marie Ludwigs Reportage über den Arbeitstag eines Onkologen an der Uniklinik RWTH Aachen erschien vergangene Woche in der Aachener Zeitung / Aachener Nachrichten (magazin). Wer die Ausgabe verpasst hat, kann den Text hier in voller Länge nachlesen:

 Panse_Az

 

Von Marie Ludwig
Allmorgendlich strömen zum Schichtwechsel Ärzte, Schwestern und Fachkräfte ins Aachener Uniklinikum. In der Masse: ein Mann mit Mountainbike. Zügig bahnt er sich den Weg durch die geschäftige Menge. Dr. Jens Panse Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Hämatologie und Internistische Onkologie sowie Paliativmedizin und arbeitet seit viereinhalb Jahren im Uniklinikum. Wie sieht ein typischer Arbeitstag eines Onkologen aus? Wir haben ihn begleitet…

7.15 Uhr: Jens Panse erreicht nach dem allmorgendlichen Radfahrsport sein Büro: „So bleibe ich fit!“, bemerkt er, während er sich den Schweiß von der Stirn wischt.
Nach dem ersten Kaffee wirft er sich kurzerhand in den weißen Kittel, um den Weg zur Besprechung der Patientenfälle anzutreten. In einem Dauerlauftempo, das selbst den größten Morgenmuffel letztlich erwachen lassen würde, fegt Jens Panse mit flatterndem Kittel durch die labyrinthartigen Gänge des Klinikums.
Ein kleiner Hörsaal ist das Ziel. Alle Oberärzte, Assistenzärzte, praktizierende Studenten und natürlich Chefarzt Tim Brümmendorf besprechen anhand zahlreicher Computertomographien die Krankheitsbilder der Neuankömmlinge auf der Station.

7.55 Uhr: Nach der Großbesprechung führt Panses Weg zur Station. In einem kleinen Raum voller Spinde mit Schaumstoffblümchen und elf Krankenschwestern wirkt der 1,83 Meter große Jens Panse etwas fehl am Platz. Doch der fachliche Austausch verbindet. An einem großen Tisch wird kräftig diskutiert. Wer hier nicht das Fachvokabular beherrscht, wird wohl wenig verstehen.
Doch selbst für einen Laien wird eines schnell klar: Die Schwestern und Pfleger der Station haben einiges zu leisten. Neben der zu behandelnden Krebsart leiden manche Patienten auch unter psychischen Erkrankungen.

8.30 Uhr: Nach der Besprechung geht es im Stechschritt auf die ambulante Station der Onkologie. „Die Aufzüge benutzen hier meist nur die Patienten“, bemerkt Panse und zwinkert einem Kollegen zu, der mit einem Cityroller durch die grünen Teppichflure fährt. Auf der Ambulanz angekommen, bahnt sich Panse seinen Weg durch den Chemotherapie-Aufenthaltsraum, in dem zahlreiche, weich gepolsterte blaue Sessel stehen. Ein Patient erhält hier beispielsweise alle drei Wochen Therapie, manchmal wird die Chemo einmal pro Woche verabreicht .

10 Uhr: Nach der Visite auf der Ambulanz und im Labor führt der Weg des Oberarztes zu einer weiteren Besprechung. Denn neben der Visite sind auch die Vor- und Nachbereitungen der Chemo wichtig. Insgesamt ist auf der onkologischen Station für etwa 48 Personen Platz. Zwischen warmer Heizungsluft, Atemschutz und Desinfektionsmitteln kann einem schon mal schnell schummrig werden, doch die klinische Sauberkeit ist hier ein Muss. Andernfalls würden die stationären Patienten von der kleinsten bakteriellen Infektion schwer erkranken.

11.20 Uhr: In kleiner Runde – zwei Assistenzärzte, drei auszubildende Studierende und ein Pfleger – geht es nun zur Visite. Denn neben der ärztlichen Untersuchung unterrichtet der Oberarzt die Studenten im Umgang mit den Patienten und stellt ihnen knifflige Fragen zu den Krankheitsbildern.
Bei der Untersuchung jedoch wechselt Jens Panse vom Lehrer zum einfühlsamen Vertrauten. Herzlich begrüßt er seine Patienten, nimmt sich Zeit, beantwortet zahlreiche Fragen und legt auch einmal beruhigend den Arm auf die Schulter. Auf die Frage, warum er sich ausgerechnet die Onkologie ausgesucht habe, wirft er lachend den Kopf in den Nacken: „Die meisten Menschen erwarten auf einer Krebsstation eine düstere, morbide Atmosphäre. Doch damit ist man auf dieser Station gewiss am falschen Platz.“
Bei seiner Frau, die als Kinderärztin arbeite, seien alle, die das erfahren, immer glücklich: „Aber wenn die Leute hören, dass ich Onkologe bin, dann bemitleiden sie mich“, fährt Panse kopfschüttelnd fort. Er hingegen lerne seine Patienten wirklich kennen und sei froh, Onkologe geworden zu sein.

13 Uhr: Nach der Visite geht es zur gefühlt zehnten Besprechung des Tages. Hier sind alle Ärzte der Ambulanz und Station anwesend. Im Anschluss an die einstündige Sitzung führt der Weg im Rudel in die Cafeteria. Mit in der Runde ist auch Chefarzt Tim Brümmendorf. Seit 2009 arbeiten er und sein Stellvertreter Jens Panse am Uniklinikum. Ihre Mission unter anderem: Der Aufbau einer Station für Stammzellentransplantation. Die Entwicklung zu einem onkologischen Spitzenzentrum, dem Euregionalen Comprehensive Cancer Center Aachens (ECCA) schreitet voran.
Bei der Frage, warum er gerade Jens Panse aus seinem früheren Team der Hamburger Klinik mitgenommen habe, beginnt Brümmendorf zu strahlen: „Jens Panse ist aus meiner Sicht ein Vorzeigemitarbeiter. Er erweist große fachliche Kompetenz, er ist herzlich, er ist direkt – ein Seelenverwandter.“

15.30 Uhr: Als nächste Etappe des Tages wartet auf Jens Panse die interdisziplinäre Tumorkonferenz. Neben den Onkologen treffen hier Pathologen, Radiologen und die andere Fachärzte zusammen und diskutieren Patientenfälle. Mit zwei Beamern werden CT-Bilder, mikroskopische Aufnahmen von Stammzellen und die Patientendokumentation an die Wand geworfen. Beim letzten CT-Bild einer Patientin hält Panse plötzlich inne: „Wir sollten herausfinden, was das für Knödel im linken Lungenflügel sind“, bemerkt er und beißt in eine Möhre. Die Sitzung findet im großen Piepergeklingel ein Ende, und die Ärzte strömen in allen Richtungen aus dem Saal.

17 Uhr: Der Weg des Oberarztes führt aus dem Konferenzsaal in Richtung Forschungslabor, um die Analysen durchzugehen. Im Anschluss geht es im Galopp wieder auf die Station, um die Patienten ein weiteres Mal zu besuchen. Letztlich warten zahlreiche Mails darauf, beantwortet zu werden. Denn neben seiner Stellung als Oberarzt hat Jens Panse noch weitere Posten: Stellvertretender Klinikdirektor der Onkologie, Medizinischer Leiter des ECCA und des Labors für Immunphänotypisierung, die Organisation von Projekten wie „Nichtrauchen ist cool Euregio“ sowie die Veranstaltungsreihe „Leben mit Krebs“ für Erkrankte, Angehörige und Interessierte.
Doch neben diesen zahlreichen Ämtern ist Jens Panse auch Familienvater: „Natürlich trägt man einen Teil der Arbeit mit nach Hause.“ Er nimmt die schwarz umrahmte Brille ab und fährt sich über sein kurz rasiertes Haar: „Da gab es einen Fall in meinen Anfangsjahren: ein 32-jähriger Patient, Vater einer einjährigen Tochter, erstickt an einem Lungentumor.“ Panse nickt, ja, das sei sehr berührend gewesen, aber mit der Zeit lerne man, wie man Abstand zum Beruf bekommen kann: „Fahrradfahren und Musik an, dann bin ich direkt raus!“

20 Uhr: Die Sonne ist schon längst untergegangen, als es in der Klinik zum Wechsel zur Nachtschicht merklich ruhiger wird. Jens Panse windet sich aus seinem weißen Kittel und hängt ihn sorgfältig an einem Bügel auf.
Ernsthaft bekundet er, dass es in seinem Beruf nicht nur um Tod und Verderben gehe: „Es werden wirklich viele Menschen vom Krebs geheilt. Das darf man nicht vergessen!“ Das wirklich Schlimme an seinem Beruf sei, dass er sich manchmal eher wie ein Verwalter fühle und nicht mehr wie ein Arzt. „Ich wünsche mir, dass die Klinik den Weg zurück zum Patienten findet und ihn nicht zum Kunden macht.“ Er verlässt das futuristische Uniklinikum mit seinen silbernen Wänden und grünen Teppichböden und meint: „Ich glaube, das Wichtigste ist, mit Herzblut bei der Sache zu sein!“

ZKS Story – Goldener Fisch

20. November 2014 | von

ZKS - Story (logo)

Ein frisch verheiratetes Paar, aber unglücklich? Und ein Fischer, der im venezianischen Abwasser nach Fischen sucht? Wie das zusammenpasst, erzählt Lars Heukens in seiner packenden und ironischen Kurzgeschichte „Goldener Fisch“, die in unserem Kurs: Kreatives Schreiben entstanden ist. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen!

 


Goldener Fisch

von Lars Heuken

Roberto schnippte seine Zigarette in den Kanal. Sie landete mit leisem Zischen auf der braunen Brühe, sog sich langsam mit Wasser voll und verschwand unter der Oberfläche. Früher hatte er auf der Stufe neben der steinernen Brücke im Osten Venedigs immer Erfolg gehabt. Ja früher hatte Roberto eimerweise Fische gefangen.

Heute lag der einzige Fang des Tages in einer weißen Plastiktüte neben ihm auf dem Boden. Ein kleiner silbernen Fisch war eine magere Ausbeute für einen ganzen Tag angeln, rauchen und schnippen.

„Ich habe ein Zimmer reserviert, Fusco mein Name.“ „Willkommen im Hotel Venezia Senior Fusco, ach ja die Hochzeitssuite, sehr gerne“, antwortete der hagere Mann hinter der Rezeption auf die Frage des stilvoll gekleideten Mannes, welcher betont lässig an der Empfangstheke lehnte. „Dritte Etage links, einen schönen Aufenthalt und angenehme Flitterwochen wünsche ich Ihnen.“ „Danke“, grummelte der Gast und zog seine frisch angeheiratete Frau hinter sich her in Richtung des luxuriösen Aufzugs.

Mit leisem Surren holte Roberto die Schnur seiner Angel immer wieder ein. Auswerfen und einholen, einen ganzen Tag lang. Seine dreckigen klobigen Füße baumelten knapp über der Wasseroberfläche wie die Wurzeln eines alten knorrigen Baumes. Der modrige Duft des Salzwassers vermengt mit dem Gestank des Mülls und des Taubendrecks der Stadt stieg ihm in die Nase. Die herunterbrennende Abendsonne hatte seinen Armen eine Farbe wie die der beige-braunen Bogenbrücke neben ihm verliehen. Er stopfte sich lustlos eine neue Zigarette in den Mundwinkel und zündete sie an. Das Streichholz schnippte er in Richtung einer schwimmenden Ente, die er knapp verfehlte.

„Guck mal Darling, wie gut mein Ring zum Aufzug passt“, sagte die frisch Verheiratete zu Herrn Fusco. Dabei wedelte sie mit ihrer Hand vor seinem Gesicht. „Wenigstens ist er aus echtem Gold, 18 Karat“ murmelte er, während er versuchte den weißen Knopf mit der Aufschrift „Drei“ möglichst leger zu drücken. Die Tür schloss sich und der Aufzug setze sich in Bewegung. Ihr weißes Sommerkleid war am Morgen mit viel Sorgfalt ausgewählt worden und passte perfekt zu ihren Schuhen, welche mit einer kleinen Schleife verziert waren. Auf ihrem Zimmer ordnete sie ihre Haare und formte sie auf kunstvolle Weise zu einem Turm, während er den Fernseher testete und ihn voreingenommen als „Schrott“ bezeichnete. „Bin ich so fein genug für eine Erkundung der Stadt?“, fragte sie, während sie aus einer Flasche üppig Parfum auf sich und um sich verteilte. „Muss ich ja wohl, habe ja mit ‚Ja ich will‘ geantwortet“ sagte er und blickte teilnahmslos aus dem Fenster.

Boote waren die Feinde eines jeden Anglers in Venedig. Meist fuhren sie zu schnell und verursachten noch höhere Wellen, als sie ohnehin schon gemacht hätten. Mit ihren Motoren verpesteten sie die Luft, manche hinterließen einen leichten Ölfilm auf dem Wasser. Roberto hasste Boote. Er ging stets zu Fuß durch die engen Gassen, ein Boot hatte er sich nie leisten können, aber er hätte auch keins gewollt. Immer wenn ein Wasserfahrzeug an der Stufe neben der Bogenbrücke vorbeifuhr, bildeten sich viele Wellen. Nahezu unaufhörlich schwappten sie in Robertos Richtung. Manche waren hoch genug, um seine Füße zu erreichen. Sauberer wurden sie dadurch nicht. Oft blieb ein Stück Müll zwischen seinen Zehen hängen, welches er dann zum Ausruf eines Schimpfwortes abschüttelte.

Wie ein Gentleman half Herr Fusco seiner Frau auf ein kleines Ruderboot an einem Pier hinter dem Hotel Venezia. Ihr entging dabei nicht, dass er währenddessen nur Augen für eine zierliche Kellnerin im angrenzenden Straßencafé hatte. Fast hätte er das Gleichgewicht verloren, so sehr ruhten seine Augen auf dem Hüftschwung der Espresso servierenden Schönheit. Sein Gesichtsausdruck war fast traurig, als das Boot ablegte und der Touristenführer es von der Steinkante in die Mitte des Kanals manövrierte.

Laut schnatternd schüttelte sich die Ente und flog mit schnellem Flügelschlag davon.

Diesmal hatte Roberto mit seinem brennenden Streichholz getroffen. Zufrieden wippte er mit seiner Angel, als ein Ruderboot in einiger Entfernung auftauchte. Direkt erlangte das weiße Sommerkleid seine Aufmerksamkeit.

Mit kräftigen Schlägen ruderte der Bootsführer das hölzerne Boot durch Venedig. Nebeneinander zu sitzen, hatte Herr Fusco mit einem „Nee ist mir zu eng so“ abgewimmelt, also saß das Ehepaar getrennt hintereinander. Laut und eindringlich klingelte das Mobiltelefon von Herr Fusco. Hektisch stützte er sich nach hinten, um es aus der Tasche seiner immer perfekt sitzenden Anzughose zu holen. Durch die schnelle Bewegung geriet das Boot aus dem Gleichgewicht, es schwankte und überraschte den Bootsführer mitten in seiner Bewegung. Die frisch Verheiratete verlor die Orientierung und plumpste unter lautem Geschrei in den stinkenden Kanal. Herr Fusco nahm seinen Anruf entgegen. Wild rudernd versuchte sich seine Frau über Wasser zu halten, ihre Frisur war ruiniert und erst ihr Kleid…

Roberto hatte die tragische Szene beobachtet. Er lächelte müde und erklärte den Angeltag für beendet. Seine letzte Zigarette flammte auf, und er schob seine Füße in ein Paar ausgetretene Badeschlappen. Den Fisch legte er in der Tüte zurecht und begann die Angel einzuholen.

Der Bootsführer ergriff die Initiative und streckte seinen Arm aus, um die Frau zu retten. Herr Fusco sah das nur aus dem Augenwinkel, sein Telefonat hatte höhere Priorität. Mit großer Anstrengung zog der Bootsführer die nasse Frau an Bord. Ihre Haare hingen ihr ins Gesicht, einige Plastikreste hatte sich darin verfangen. Ihr Blick senkte sich auf ihre Hand. „Neeein, der Ehering ist weg!“, schrie sie erbost. Sie begann zu weinen. Herr Fusco beendete das Telefonat in diesem Moment und antwortete kühl: „Naja, vielleicht hat es nicht sollen sein.“
Die letzte Zigarette ging zu Ende, Roberto schnippte sie in den vom Sonnenuntergang beleuchteten Kanal. Mit leisem Surren glitt die Schnur durch in die Rolle seiner Angel.

Er griff zur Tüte mit dem Tagesfang und schulterte die Rute. Fast hätte Roberto das goldene Schimmern an seinem Haken übersehen.

ZKS Story – Der Auftakt

11. November 2014 | von

ZKS - Story (logo)„Es war einmal… „, so klassisch fangen unsere Kurzgeschichten wohl nicht mehr an! Die neue Storyreihe des ZKS lässt sich eher mit: Studentisch, kreativ und definitiv lesenswert beschreiben! In regelmäßigen Abständen liefern wir euch ab sofort die schönsten Kurzgeschichten. Und das Beste: alles ist selbstverfasst von unseren Studierenden!

„Der gefährlichste Flugabschnitt“, so heißt die erste unserer Kurzgeschichten von Amelie Bender.

Also: Boarding started – wenn ihr bereit seid, geht’s los!


Der gefährlichste Flugabschnitt

„Passagiere für den Flug AB4389 nach München bitte zu Gate 13, das Boarding startet jetzt.“

Aufgeregt stellte ich mich in die Schlange am Gate an und konnte es kaum erwarten der Stewardess mein Flugticket zu zeigen. Als ich schließlich vorne stand, hätte ich es vor Aufregung fast fallen gelassen. Die Stewardess lächelte mich freundlich an, checkte mein Ticket und wünschte mir einen guten Flug. Durch einen relativ langen Finger näherte ich mich dann dem Flugzeug, das mich nach München bringen sollte: mein erster Zwischenstopp. Vor dem Eintreten berührte ich kurz mit den Fingern die weiße Außenwand, sie fühlte sich stabil und kühl an. Drinnen war der Flieger schon gut gefüllt: Deutsche, englische, sogar dänische Wortfetzen drangen an mein Ohr. Neben mir auf den Plätzen 14b und c saß ein junges Pärchen, das verträumt aus dem Fenster starrte. Minuten später rollten wir zur Startbahn. Ich setzte mich gerade hin und versuchte mich auf die Stewardessen zu konzentrieren, die uns Passagiere auf die Sicherheitsvorkehrungen hinwiesen. Doch wir durften noch nicht abheben. Schnell schob ich mir noch ein Kaugummi gegen den Ohrendruck in den Mund und richtete meinen Blick auf die ausgeklappten Bildschirme, welche die Startbahn vor uns zeigten. Unzählige Signale blinkten am Boden. Wer sollte denn da durchblicken? Kurz darauf setzten wir uns in Bewegung, erst langsam, dann immer schneller. Die Sekunden zogen sich in die Länge, der Lärm der Turbinen dröhnte in meinen Ohren und das Fahrbahnende kam beängstigend schnell näher. Heb endlich ab! Der Pilot schien auf meine Ängste gehört zu haben, denn in diesem Moment hob sich die Nase des Fliegers und ich spürte, wie ich in meinen Sitz gedrückt wurde. So schnell, als wollte ich ein Wettessen gewinnen, kaute ich auf meinem Kaugummi herum, schob es von einer Mundseite zur anderen und starrte auf den blauen Himmel auf dem Bildschirm. Ich hasste das Gefühl von einer scheinbar unsichtbaren Macht in den Sitz gedrückt zu werden, ich hasste den Druck auf den Ohren und vor allem hasste ich die Ungewissheit, ob wir den Abflug schaffen würden.

 

Hatte ich aus dem Augenwinkel gerade einen Vogel am Fenster vorbeifliegen sehen? Plötzlich ruckelte der Flieger samt Inventar, Crew und Passagieren. Ängstlich drückte ich gegen meine Rückenlehne, doch sie hielt stand, sie war nicht abgerissen. Auch der Sitz schien noch fest am Boden montiert und versuchte mir Halt zu geben. Dennoch war der Ruck nicht nur mir durch Mark und Bein gefahren. Wirre Wortfetzen drangen an mein Ohr. Kinder schrien. Irgendwo klingelte leise ein Wecker, den ein Gast wohl im Handgepäck verstaut hatte. Erneut durchfuhr mich ein Ruck. Bildete ich mir das nur ein oder hörte sich die Turbine an meiner Seite irgendwie ungesund? Ein Blick aus dem Fenster konnte mir jedoch nicht helfen, denn draußen herrschte grauer Einheitsbrei. Wo ist das schöne Wetter hin? Schnell wandte ich den Blick ab und rutschte unruhig in meinem Sitz hin und her. Auch wenn ich draußen nichts hatte erkennen können, das Gefühl in meinem Bauch trieb mir den Schweiß auf die Stirn. Mit feuchten Händen umklammerte ich die Lehne und starrte auf den Bildschirm. Sind wir noch schnell genug? Allerdings zeigte der Bildschirm weder unsere Geschwindigkeit noch unsere Höhe an. Mein Atem rasselte als würde ich persönlich hinter dem Flugzeug herlaufen und es anschieben. Mein Gefühl sagte mir, dass wir immer langsamer wurden. War es dafür nicht noch viel zu früh? Wir konnten unsere Flughöhe noch nicht erreicht haben. Wieder ruckelte es. Ich wurde heftig im Sitz hin und her gerissen, stieß mit dem Kopf gegen die Kabinenwand und sah erstmal gar nichts mehr. Tränen schossen mir in die Augen, während ich nach der Wunde tastete. Um mich herum schrien die Menschen. „Wir stürzen ab!“ Noch bevor mein Kopf die Worte verarbeiten konnte, reagierte mein Bauch. Mein Frühstück widersetzte sich der Natur und bewegte sich wie eine Lawine meine Speiseröhre bergauf, denn wir verloren an Höhe. Schnell. Zu schnell. Ich presste meine Lippen aufeinander. Durch den Tränenschleier blitzte es rot auf. Irgendwas Hartes streifte meine Schulter. Ich klammerte mich mit aller Kraft an den Sitz. Der Sicherheitsgurt bohrte sich in meinen Bauch. Der Lärm schwoll an. Bis alles in einem ohrenbetäubenden Erdbeben unterging und schwarz wurde.

Der Wecker klingelte. Sofort saß ich aufrecht im Bett und schnappte nach Luft. Nachdem ich ein paar Mal tief eingeatmet und wieder ausgeatmet hatte, galoppierte mein Herz immer noch in meiner Brust. Der Flieger war nicht abgestürzt, er war noch nicht einmal gestartet. Ich befand mich noch immer in meinem Bett in Hamburg. Ich gönnte mir ein paar weitere Sekunden Erholung, bevor ich aufstand, um pünktlich am Flughafen zu sein. So stand ich eine Viertelstunde später in der Küche und frühstückte eine Schale Müsli. Eigentlich hatte ich gar keinen Hunger vor lauter Aufregung, aber ohne Frühstück ging ich nie aus dem Haus. Da die Autobahn zu dieser frühen Stunde noch kaum befahren war, kam ich schneller als gedacht ans Ziel. In der noch leeren Abflughalle suchte ich mir einen Platz in der Nähe der Fenster und betrachtete die Flugzeuge vor der Scheibe, die im elektrischen Licht wie große weiße Kraniche strahlten. Welches wohl mein Flieger sein würde? Wie durch einen Nebelschleier nahm ich wahr, dass sich die Plätze um mich herum langsam füllten. Allmählich begann es vor dem Fenster zu dämmern, ungeduldig wippte ich mit den Beinen. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich auf die Uhr geschaut hatte, als endlich mein Flieger aufgerufen wurde: „Passagiere für den Flug AB4389 nach München bitte zu Gate 13, das Boarding startet jetzt.“

Die Schlange am Gate war schon erstaunlich lang, als ich ihr Ende erreichte. Es gab immer genug Leute, die in der Gate-Nähe nur darauf warteten, dass das Boarding begann und sie wie eine Horde wilder Pferde losstürmen konnten. Als ich den Kopf der Schlange bildete, zeigte ich mit zittriger Hand dem Bodenpersonal mein Ticket. Die junge Frau lächelte mich an, checkte das Ticket und wünschte mir einen guten Flug. Ein langer Finger führte mich und die anderen Passagiere zum Flieger. Dieser stand sicher auf dem Boden und wies keine großen Makel auf, wie ich feststellte, als ich seine Außenwand kurz berührte. Dennoch war ich unsicher, als ich durch die Tür eintrat. Ich atmete tief durch und ging zu meinem Sitz 14a. Ich schluckte, setzte mich hin und schnallte mich sofort an. Es war nur ein Traum. Mit feuchten Händen verfolgte ich wie die Stewardessen die Sicherheitsvorkehrungen durchgingen, nachdem die Türen geschlossen worden waren, und starrte anschließend auf den ausgeklappten Bordbildschirm vor mir. Das Kaugummi, das ich mir in den Mund schob, hatte keine Chance gegen meine Zähne, die zur Hochleistungsbearbeitung des Kaugummis ansetzen. Nebenbei versuchte ich gleichmäßig zu atmen und krallte die Finger doch in die Armlehnen. Wir rollten los, aber nur bis zum Ende der Startbahn, dort hielten wir erneut an. Wieder keine direkte Abflugerlaubnis. Ich wünschte, wir wären schon da.

Dann setzte sich der große, weiße Vogel in Bewegung. Um mich abzulenken, stellte ich mir gerne vor, wie wir zuerst ein Känguru, dann einen Leoparden und zuletzt einen Geparden überholten, bevor das Flugzeug schließlich abhob. Parallel zu meinem Gedankenspiel hob sich die Nase des Flugzeugs und wir hoben tatsächlich ab. Die gefährliche, unsichtbare Macht presste mich in die Polster. Ich schob das Kaugummi von einer Backe in die andere – Außenstehende hätten meinen können, ein Flummi würde in meinen Backen hin und her springen. Gleichzeitig dachte ich im Gleichtakt mit meinem Atem: einatmen, ausatmen. Es ruckelte. Bitte nicht schon wieder. Es ruckelte noch einmal. Ich kniff die Augen zu und wartete auf Schreie, doch das Flugzeug beruhigte sich wieder etwas. Weitere Minuten wurden wir leicht durchgeschüttelt, bevor der Himmel das Flugzeug aufnahm und wir uns ungestört vorwärts bewegen konnten. Ich hingegen entspannte mich wesentlich langsamer. Erst nachdem die

Anschnallsignale ausgeschaltet wurden und der Pilot uns begrüßt hatte, beendete mein Herz seinen Sprint. Wir hatten einen der gefährlichsten Flugabschnitte überstanden: den Start. Das Mädchen neben mir lächelte mich mitfühlend an.

„Keine Angst, der Flug ist nicht lang. Wir sind schneller wieder unten, als du denkst.“

Das waren nicht gerade die Worte, die mich aufmunterten.

„Ich glaube, die Stewardess wird unsere Reihe besonders betreuen müssen.“

Sie wies auf die zwei jungen Frauen auf der anderen Seite des Gangs. Die Gesichtsfarbe der Rothaarigen war käsig, dennoch starrte sie mit funkelnden Augen auf den Bildschirm vor ihr. Ihre Sitznachbarin hingegen hatte keinen Blick übrig für das Geschehen außerhalb des Fliegers, da ihr Kopf in einem Spuckbeutel steckte. Sie machte jedoch keine Geräusche. Ich lächelte meine Nachbarin an und erzählte ihr mit leiser Stimme von meinem Traum der letzten Nacht. Sie beruhigte mich, dass es nur ein Traum gewesen sei und wir sicherlich gut in München landen würden. Ich nickte. Dann wandte sie sich ihrem Freund zu, der auf ihrer anderen Seite saß, und gemeinsam betrachteten sie breit lächelnd die Wolkenformationen vor dem Fenster. Mit den großen Wolkenbergen wollte ich mich jetzt lieber nicht befassen. Mit Wolken verband ich Turbulenzen und an die wollte ich gerade definitiv nicht denken.

Also nahm ich mir meinen Australien Reiseführer aus der Sitztasche und blätterte ziellos hin und her. Ich wusste, dass ich mich nicht mit meiner Angst beschäftigen sollte. Es würde nur schlimmer werden. Dahingegen stellte der Reiseführer etwas Schönes dar, denn er sollte mir helfen das nächste Jahr in Australien glücklich zu leben. Mein Blick blieb an einem Bild, der gefährlichsten Spinne der Welt hängen, die in Australien lebte. Ich wusste über die Gefahren Bescheid, die dieses Land barg: angefangen bei den giftigen Zähnen der Spinnen und Schlangen bis zu den kräftigen Fäusten der roten Riesenkängurus. Dennoch fürchtete ich mich weniger vor der Natur als vor dem Ungewissen. Wie wird mein Leben dort aussehen? Ich allein am anderen Ende der Welt ohne einen Plan für das nächste Jahr? Das war nicht meine Art, aber ich wollte etwas Neues wagen und außerdem wollte ich schon so lange mal nach Australien, in mein Traumlandparadies.

Die Stewardess riss mich aus meinen Träumen, als sie neben mir mit Papiertüten raschelte. Erleichtert vernahm ich aber weiterhin keinen unangenehmen Geruch. Das Mädchen auf der anderen Seite des Gangs hatte die Papiertüte im Schoß liegen und hielt ein Glas Wasser mit beiden Händen fest umklammert. Nachdem die Stewardess weitergegangen war, bot ich ihr meinen Reiseführer zum Ablenken an – ich hatte schließlich noch genug Zeit ihn während meiner Flüge zu lesen. Lächelnd nahm sie ihn entgegen. Wir redeten kurz über unsere Reiseziele, bevor sie sich dem Buch zuwendete.

Ich schloss die Augen und dachte an mein Ziel. Ein leichter Wind wehte. Ich roch das Salz des Meeres, spürte den warmen Sand unter meinen Füßen und fühlte die wohlig warme Sonne auf meiner Haut. Dann nahm der Wind zu, zerrte an meiner Kleidung und schleuderte mir meine vom Salz verkrusteten Haare ins Gesicht. Ich roch Feuer. Schnell riss ich die Augen auf, bevor mein Tagtraum komplett außer Kontrolle geriet.

Vorsichtig schnupperte ich. Kein Feuer, aber es roch nach verbranntem Toast und der Wind war auch nicht erträumt, es ruckelte schon wieder. Ich atmete tief ein und wagte einen Blick aus dem Fenster.

Das hätte ich besser bleiben gelassen. Es hatte sich nicht nur zugezogen, es war pechschwarz draußen. Wir flogen mitten durch ein Gewitter. Die Anschnallsignale blinkten schlagartig auf, was für mich keine Handlung bedeutete – ich war noch angeschnallt. Wieder krallte ich meine Finger in die Sitzlehnen, die meine Sitznachbarin glücklicherweise nicht benötigte, da ihr Freund ihre Hände in den seinen hielt. Wir wurden durchgeschüttelt. Es nahm überhaupt kein Ende. Jeder Blick aus dem Fenster hielt mir vor Augen, dass noch keine Besserung in Sicht war. Dann musste sich selbst noch die Crew hinsetzen. Am liebsten hätte ich aufgeschrien. Warum war ich ausgerechnet heute bei diesem Wetter in das Flugzeug gestiegen? Vielleicht hätte ich meinen Traum als Omen sehen sollen? Nein, ich war nicht abergläubisch. Eigentlich passierte bei Turbulenzen in der Luft auch nur äußerst selten was. Start und Landung waren viel gefährlicher. Einatmen, ausatmen. Neben mir knisterte es. Ich entdeckte braune Haare, die aus einer Papiertüte zu wachsen schienen. Die Rothaarige neben ihr hatte ihr eine Hand auf den Rücken gelegt, sah aber aus wie ein Zombie, genauso wie ich mich fühlte. Mein Reiseführer befand sich in Sicherheit in ihrer Sitztasche, wo ich ihn allerdings nicht erreichen konnte, um mich abzulenken.

Mein Traum würde sich erfüllen, in etwas mehr als einem Tag würde ich erstmals australischen Boden betreten. Ich freute mich auf die Erfahrungen, die Landschaft, die netten Australier – zumindest hatte ich schon von vielen gehört, wie hilfsbereit die Menschen dort waren. Plötzlich verloren wir ein paar Meter, fielen wie in ein Loch und mein Frühstück drohte mir aus meinem Magen. Ich schluckte, während ein paar Kinder weinten und ihre Mütter versuchten sie zu trösten. Meine Fingernägel bohrten sich wie Krallen in den Stoff der Lehnen und stießen auf das Plastik darunter. Ich wusste, dass so ein Flugzeug stabil in der Luft lag; würde es hingegen zum Aufprall kommen, würde es wie ein Spielzeug zerbrechen. Keine schöne Vorstellung.

„Bitte bleiben Sie angeschnallt an Ihren Plätzen. Wir setzen nun zur Landung an und es kann turbulent werden.“, ertönte die Stimme des Co-Piloten aus den Lautsprechern.

Dürfen die bei den Bedingungen überhaupt landen? Ist das nicht zu gefährlich? Ich hoffte inständig, dass der Pilot wusste, was er tat. Andererseits durfte nur ein Pilot mit viel Erfahrung einen derartigen Flug übernehmen, ich musste ihm vertrauen.

Hatte ich gerade das Gefühl, wir wären durchgeschüttelt worden, so lernte ich nun, was das wirklich hieß. Ich knallte gegen alle möglichen Ecken, während ich die Grenzen des Sicherheitsgurtes ungewollt austestete, der den wilden Kräften zwar standhielt, mich ihnen aber auch aussetzte. Als ich mit dem Kopf gegen die Kabinenwand knallte, dröhnte nicht nur mein Kopf, sondern auch mein Herz. Es schlug so laut wie nie zuvor. Es verdeutlichte mir den Lärm im Flieger, während ich durch einen Tränenschleier kaum etwas sehen konnte. Zum Erholen blieb mir jedoch keine Zeit, da ich bereits wieder nach hinten gerissen wurde. Ungeschickt tastete ich nach meiner Schläfe. Der Aufprallort pochte, als säße mein Herz direkt hinter meiner Schläfe, doch Blut fühlte ich keins. Meine Sitznachbarn hatten sich vornübergebeugt und an ihre Vordersitze gelehnt. Ich kannte die Pose von Bildern. Sie versuchten sich vor dem Absturz in eine sichere Position zu bringen. Nein, nein, nein. Um mich herum schrien die Leute. Angst hört sich in jeder Sprache gleich an, ob englisch, deutsch oder dänisch. Eine Handtasche streifte meine Schulter und verfehlte meinen Kopf um Zentimeter. Ich zuckte zusammen.

Ein Blitz riss meine Aufmerksamkeit zum Fenster. Draußen war es für einen Augenblick heller als drinnen. Doch der Anblick all der Wolken und der zitternden Flügel ließ mich schlucken. Wie will der Pilot bei den Bedingungen die Landebahn treffen? Ich zog meinen Sicherheitsgurt enger, auch wenn er sich dann in meinen Bauch bohrte, so verlor ich wenigstens nicht so schnell das Bewusstsein. An Australien denken half nicht mehr, es klappte auch nicht mehr, die Realität beanspruchte mich und meine Gedankenwelt. Im Sekundentakt traf uns eine neue Windwelle und riss das Flugzeug wie ein Schiff auf hoher See gefährlich hin und her. Krampfhaft spannte ich meine Muskeln an und versuchte den Kollisionen mit Flugzeuginventar oder Handgepäck aus dem Weg zu gehen. Doch es klappte nicht allzu gut, da mir mein Körper nicht voll gehorchte. Ich zitterte. Als ein nasser Fleck auf meinem Bein entstand, realisierte ich, dass mir Tränen aus den Augen liefen. Mit meinem Ärmel wischte ich sie weg.

Wenn ich gesund landen sollte, wusste ich nicht, ob ich jemals wieder in ein Flugzeug steigen würde, auch nicht nach Australien. Neben mir erklangen Würgegeräusche. Auch mein Mageninhalt pochte nun kräftiger gegen meine Speiseröhre. Ich versuchte ihn runter zu schlucken, doch wir verloren an Höhe, was mein Vorhaben nicht begünstigte. Ich versuchte mir einzureden, dass es normal sei bei der Landung Höhe zu verlieren, aber mein Herz ließ sich nicht beruhigen. Es schlug unglaublich schnell. Zu schnell für meinen Geschmack. Ich presste meine Lippen aufeinander. Irgendwas Hartes streifte meinen Kopf. Ich klammerte mich mit aller Kraft an den Sitz. Der Sicherheitsgurt bohrte sich in meinen Bauch. Der Lärm schwoll an. Bis alles in einem ohrenbetäubenden Erdbeben unterging und schwarz wurde.

Hell und dunkel. Irgendwo musste Licht sein. Rauschen drang an mein Ohr. Ich spürte das weiche Bett unter meinen Fingern. Traum oder Realität? Wortfetzen erreichten mein Gehirn, ergaben aber keinen Sinn. Ich öffnete die Augen. Weiß strahlte die Decke im Tageslicht und blendete mich. Warum steckt ein Schlauch in meiner Hand? Dann kam der Schmerz und ich presste die Augen wieder zu. Meine Fragen waren beantwortet. Vorerst.

 

Yes, we can relatif!

31. Oktober 2014 | von

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Zwei unser Texte aus dem letzten Semester haben es in die neue Ausgabe der relatif geschafft. Wir möchten Melina Pospiech zu ihrer Reportage „Der Jetzt-Zustand ist nur das Produkt all dessen, was vorher passiert ist“ über Archäologie in Aachen und Lisa Fromm zu ihrem Portrait „Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln: Zwischen Aachen, Israel und Palästina“ über den Nachwusregisseur Wisam Zureik noch einmal herzlich gratulieren. Die Texte könnt ihr auch als relatif-Online-Ausgabe lesen.

Aus dem Seminar direkt in die Zeitung: Maries Artikel in der AZ

25. August 2014 | von

Wir freuen uns sehr, dass dieses Semester einige Texte unserer Seminare Journalistisches Schreiben und Kreatives Schreiben veröffentlicht worden sind. Letzte Woche war es wieder so weit: Maire Ludwigs Reportage über eine Nacht im Streifenwagen der Aachener Polizei wurde in der Aachener Zeitung veröffentlicht. Wer die Ausgabe verpasst hat, kann den Text hier in voller Länge nachlesen:

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Hinten rechts sitzen immer die Bösen – eine Nacht auf Streife in Aachen

Einbruch, Körperverletzung und Mord. Ob im Buch oder im Fernsehen – jeder kennt sie: die Polizisten aus den Krimis. Doch wie sieht eine Nacht auf Streife wirklich aus? Welche Verbrechen passieren? Und kann man als Beamter eigentlich ein ganz „normales“ Leben führen?

Eine Reportage von Marie Ludwig

Aachen. Einbruchsalarm. Mit Vollgas rast ein Streifenwagen durch die Nacht. Blaue Lichter flimmern über die Häuserfassade. Von außen wirkt alles verlassen. Der Sicherheitsbeauftrage schließt die Türe auf. „Hier ist die Polizei“-Rufe schallen durch das Haus. Nachbarn recken neugierig die Köpfe aus dem Fenster. Das Adrenalin steigt. Doch Nicole Hallmann ist in ihrem Element: „Einbrüche in Häuser sind immer was Besonderes“, gesteht die 38-jährige Polizistin. „Das ist immer ein richtiger Nervenkitzel, ob der Täter noch im Haus ist.“ Vorsichtig pirschen sie und ihr Kollege Offermanns sich an Ansammlungen von Nippes-Figürchen und Häkeldeckchen vorbei durch das Haus. In jeden Winkel wird geschaut. Doch ein Täter ist dieses Mal nicht im Haus. Weiterlesen »

Auf ein Neues

04. August 2014 | von

WP_20140708_006swDie Semesterferien sind da und auch die letzten Texte aus unserem Business-Writing-Kurs trudeln bei uns ein. Über mehrere Monate sind in Kooperation mit der IVU spannende Texte über Projekte des Unternehmens entstanden, die wir zusammen mit der Unternehmenskommunikation der IVU verfeinert haben.  Wer von euch auch gerne einen Businesss-Writing-Kurs belegen möchte, kann sich freuen: Nächstes Jahr im Sommersemester findet der Kurs wieder statt.

Inzwischen ist das neue Kursangebot für das Wintersemester 2014/2015 online: Vom Kreativen Schreiben, über Journalistisches Schreiben bis hin zum Training Schriftsprache und Wissenschaftlichem Schreiben ist für jeden was dabei! Auch eine Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten wird es im Februar 2015 wieder geben.

Die Anmeldephase beginnt bei uns am 01. August 2014. Wer Lust hat, im September schon durchzustarten: Frau Münzberg von der Duden-Redaktion kommt wieder zu uns und wird die Crashkurse  „Gefühltes Komma ‒ richtiges Komma?“ –  Zeichensetzung (Termin: 25.09.2014, 11.00 – 13.00 Uhr) und Zweifelsfälle: deutsche Grammatik in zwei Stunden (Termin: 30.09.2014, 11.00 – 13.00 Uhr) halten.

Anmelden könnt Ihr euch wie gewohnt unter Campus: Sommersemester 2014/Interdiziplinäres Lehrangebot/Sprache.

Wir wünschen euch sonnige und entspannte Ferien und freuen uns euch bald wieder in den Kursen vom ZKS zu sehen.

 

 

 

Kursprogramm im Herbst

30. Juni 2014 | von

Im September bieten wir erneut den Kurs  „English Writing Workshop“ und das Seminar „Schreiben für internationale Studierende“ in Kooperation mit dem Sprachenzentrum an.

In unserem „English Writing Workshop“ lernen die Teilnehmenden, wissenschaftliche Texte in englischer Sprache zu konzipieren. Der Kurs „Schreiben für internationale Studierende“ richtet sich an Deutschlernende, die mindestens ein B2-Niveau in Deutsch nachweisen können (nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen). Hier bekommen die Teilnehmenden Unterstützung bei allen Bereichen der Textarbeit, beispielsweise bei der Themenentwicklung und der sprachlichen Optimierung wissenschaftlicher Texte.

Mehr Informationen zu unserem Kursangebot erhalten Sie hier.

Ab sofort ist die Anmeldung für diese Kurse über CampusOffice (Interdisziplinäres Lehrangebot -> Softskills -> Sprache) möglich.

Seminar bei der AZ/AN: Journalistisches Schreiben

22. Mai 2014 | von

Für das Seminar Journalistisches Schreiben haben wir seit dem letzten Semester auch die Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten als Kooperationspartner. Beim Außentermin in der Redaktionsszentrale der Zeitung am vergangenen Freitag wurden unsere SeminarteilnehmerInnen vom stellvertretenden Chefredakteur Bernd Büttgens persönlich begrüßt, herumgeführt und mit allerlei Anekdoten versorgt.

Die Ausgangsfrage war einfach: „Wieso hat Aachen eigentlich zwei Zeitungen?“ Die Antwort wurde etwas länger und führte von der Demokratisierung der Presse in der Nachkriegszeit zur Fusion der zwei konkurrierenden Familienunternehmen AZ und AN in den 70er Jahren. Und schon saßen wir mittendrin in der Redaktionssitzung für Einsteiger: Wie wird eine Zeitung gemacht, woraus besteht sie, wann geht sie in den Druck, wer sucht die Themen aus, welche Informanten werden geschützt… Eine riesige Bandbreite an Themen eröffnete sich und machte schnell klar: Es gibt hier einiges zu lernen, und das direkt an der Quelle.

Handfeste Einblicke in den Betriebsalltag gab der Rundgang auf der Redaktionsetage: Hier arbeiten die Redakteure der einzelnen Ressorts an ihren Themengebieten und im WP_20140516_009a„Newsroom“ kann der Entstehungsprozess der Zeitung von Morgen auf großen Bildschirmen mitverfolgt werden. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs sah die Vorlage noch aus wie ein Flickenteppich: Platzhalter hier, weiße Flecken da. Bis zum Druck waren es noch über 10 Stunden, da konnte man noch keine fertige Zeitung erwarten. Spannender waren da schon die Klickzahlen der Online-Artikel, die ebenfalls auf einem der vielen Bildschirme angezeigt wurden, ein Verkehrsunfall in der Region und das Neueste zum Thema Aachener Clubsterben standen ganz oben auf der Liste. Weiterlesen »

Fehlende (Schreib-) Kenntnisse zu Studienbeginn: Die Aachener Erstsemesterbefragung 2014

03. April 2014 | von

Im Januar wurden die Erstsemester in den Bachelorstudiengänge der RWTH Aachen zu Ihrer Zufriedenheit mit dem Studium befragt. Das Schöne an den Ergebnissen: Die Mehrzahl der Studierenden sehen die RWTH als Wunsch-UniFireShot Screen Capture #019 - 'RWTH-Aachen-Erstsemesterbefragung-WS13-14_pdf' - blog_rwth-aachen_de_lehre_files_2014_04_RWTH-Aachen-Erstsemesterbefragung-WS13-14und sind mit ihrem Studium zufrieden.

Was uns natürlich besonders interessiert hat: Der Bedarf an Veranstaltungen zur Verbesserung der Schreibkompetenz. Tatsächlich geben 34% der Befragten an, dass sie zu Studienbeginn nicht ausreichend Vorkenntnisse „im Verfassen von schriftlichen, akademischen Arbeiten“ mitbringen. Immerhin noch 25% sind der Ansicht, dass Sie diese Fähigkeiten auch nicht durch ihr Studium erwerben können.

Unsere Angebote sollen genau dazu einen Beitrag leisten, diese Nachfrage zu bedienen. Unabhängig davon, ob man am ZKS einen eher wissenschaftlich, journalistisch oder literarisch orientierten Kurs besucht, am Ende wird durch die gezielte Schreiberfahrung und die Betreuung bei der Verbesserung von Texten aller Art auch das Schreiben im Studium leichter fallen.

Wir nehmen das Ergebnis als Asporn und hoffen, viele von denen zu erreichen, die ihre Schreibfähigkeiten verbessern wollen.

In diesem Sinne: Wir wünschen ein produktives Sommersemester 2014 und wünschen beim Studieren und Schreiben viel Spaß und Erfolg!

Ran an den Job: Praxisorientierte Kurse im Sommersemester

27. März 2014 | von

Im kommenden Sommersemester gibt es am Zentrum für Kreatives Schreiben gleich zweimal die Chance, ein berufs- und praxisorientiertes Seminarangebot zu besuchen: Die Veranstaltungen Business Writing und Journalistisches Schreiben finden in direkter Kooperation mit Aachener Unternehmen statt. Sie binden die TeilnehmerInnen in die Unternehmensabläufe ein und bieten die Chance auf erste realistische Arbeitserfahrungen. Ein Ziel der Seminare ist die Veröffentlichung der produzierten Texte durch unsere Kooperationspartner.

Das Seminar Business Writing findet in Kooperation mit dem international agierenden Unternehmen IVU Traffic Technologies AG (mit Sitz in Aachen) statt, das den Studierenden detaillierte Einblicke in die Textproduktion im Berufsleben bietet. Die TeilnehmerInnen werden individuell von Projektleitern der IVU und vom Seminarleiter betreut. Die IVU ist interessiert an einem intensiven Kontakt mit den Studierenden und ist für TeilnehmerInnen aller Fachbereiche offen.SAMSUNG CSC

Das Seminar Journalistisches Schreiben bietet eine enge Zusammenarbeit mit den Redaktionen unserer Kooperationspartner, der Aachener Zeitung, der relatif und dem Hochschulradio Aachen. Nach persönlichem Interesse werden Themen gewählt, Texte spezifisch für ein gewähltes Medium geschrieben und schließlich auch veröffentlicht.

Die Anmeldeverfahren laufen bereits und sind in CampusOffice in der Rubrik Interdisziplinäres Lehrangebot/Softskills/Sprache zu finden. Weitere Informationen zu diesen und anderen Veranstaltungen des ZKS finden Sie auch auf unserer Homepage und auf Facebook.