- Electrical Engineering M.Sc.
- Limoges, Frankreich
- I.Ceram
- 03.05.-23.07.2021
Ich habe das Industriepraktikum, das ich für meinen Master in Elektrotechnik an der RWTH absolvieren muss, in Frankreich in Limoges absolviert. Dort war ich bei der Firma I.CERAM angestellt.
I.CERAM ist eine eher kleine Firma mit etwa 30-40 Mitarbeitern, die sich in der Herstellung von medizinischen Implantaten, besonders auf Implantate aus Keramik, spezialisiert haben. Mein Praktikumsbetreuer war der CEO, also der Geschäftsführer der Firma. Mein Büro hatte ich bei der Produktionsmanagerin der Firma. Dies hing damit zusammen, dass mein Praktikumsthema eine Produktionsanalyse und das Design neuer Produktlinien und -familien beinhaltet hat. Es hat sich also nicht um ein klassisches Elektrotechnik-Praktikum gehandelt, sondern eher um eine Mischung aus Ingenieur- und Betriebswirtschaftlichem, was ich allerdings auch sehr interessant fand. In der Firma hatte ich überall freien Zugang und habe neben meiner Hauptaufgabe auch jede Menge anderer Aufgaben erledigt, die in fast alle Bereiche gefallen sind. Dadurch habe ich einen guten Überblick über die gesamte Firmenstruktur und die Funktionsweise einer solchen Firma bekommen. Dies ist denke ich auch der Vorteil an einer kleineren Firma. Das Team war im allgemeinen super nett und ich habe mich dort sehr wohlgefühlt. Mein Chef hatte einen eher schwierigen Charakter und einen Führungsstil, der mir nicht so gut entsprochen hat. Für ein paar Monate hat mich dies allerdings nicht gestört.
Bei der Praktikumssuche hatte ich einige Schwierigkeiten. Ich hatte mich von Anfang an auf Frankreich fixiert und wollte davon auch nicht abweichen. Da ich im tiefsten Corona-Winter meine Bewerbungen verschickt habe, kamen zahlreiche Absagen mit der Begründung, dass sie im Homeoffice nicht auch noch Praktikanten gebrauchen können. Viele haben mir auch einfach gar nicht geantwortet. Letztendlich habe ich aufgehört, meine Suche auf bestimmte Städte festzulegen und habe einfach nach irgendetwas in einem Bereich gesucht, der mich thematisch interessiert. So bin ich in Limoges gelandet, einer Stadt, von der ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Nach anfänglich eher schwerfälligen Wochen, da ich Frankreich Anfang Mai immer noch eine Ausgangssperre ab 19 Uhr verhängt war, bin ich in Limoges richtig angekommen. Die Stadt ist nahezu aufgeblüht und ich kann sie gerade für ein Praktikum oder zum Studieren nur empfehlen. Es handelt sich zwar nicht um eine Stadt, die man als Tourist besichtigen würde, da sie nicht sonderlich viele Attraktionen hat. Sie ist allerdings unfassbar lebenswert. Die Altstadt ist mit lauter Fachwerkhäusern ausgestattet, in denen es von kleinen Bars und Restaurants nur so wimmelt. Die Vienne, der große Fluss, der durch Limoges fließt, ist wunderschön und lädt ein zum Relaxen oder auch für die ein oder andere Open-Air-Veranstaltung, die dort stattfindet. Ein weiterer Vorteil von Limoges ist, dass man zu Fuß sehr gut klarkommt. In einer halben Stunde kommt gut überall hin, wo man hinwill. Die Fahrradwege sind mittlerweile auch immer mehr und mehr ausgebaut, allerdings ist es hier sehr hügelig, weshalb das vielleicht nicht jedermanns Sache ist. Auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die au elektrischen Busen bestehen, kommt man hier gut rum. Sie sind im Vergleich zu Deutschland auch deutlich günstiger. Mit 22 Euro im Monat kann man sich da wirklich nicht beschweren. In der Innenstadt braucht man diese allerdings nicht wirklich. Wer aber wie ich jeden Tag ein wenig weiter außerhalb zur Arbeit fahren muss, kann hiermit absolut glücklich werden.
Gewohnt habe ich während meines Praktikums in einer WG mit zwei anderen Mädels. Gerade am Anfang war diese auch eine sehr gute Lösung für mich, da man so trotz Ausgangssperre noch Gesellschaft hatte. Beide haben so wie ich gearbeitet, wodurch wir einen ähnlichen Rhythmus hatten. Dies hat vermutlich auch zu dem Wohlbefinden aller beigetragen. Ein Vorteil von Limoges ist, dass die Wohnpreise günstiger sind als in anderen Teilen Frankreichs. Für ein recht kleines Zimmer in einer Wohnung mit einem riesigen Wohnzimmer, das auch ausgiebig genutzt wurde, habe ich pro Monat 375 Euro gezahlt. Allgemein lässt sich sagen, dass die Lebenserhaltenskosten in Frankeich höher sind als in Deutschland. Sowohl im Supermarkt, aber auch vor allem in Bars und Restaurants merkt man da auf jeden Fall einen Preisunterschied.
Alles in allem hat mir meine Zeit in Limoges sehr gefallen. Die Stadt ist sehr lebenswert und hat mich wahnsinnig positiv überrascht. Auch die Firma hat mir viele interessante Einblicke gegeben, was ich als große Bereicherung empfinde.
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