Archiv für November 2020
Bilderkennungsprogramm senkt Darmkrebs-Risiko
Eine Software, die bei der Darmspiegelung zum Einsatz kommt, soll helfen das Darmkrebsrisiko zu senken. In früheren Studien sei festgestellt worden, dass 30 Prozent der Darmpolypen übersehen worden seien. Darmpolypen bilden die Vorstufe zu bösartigen Tumoren. Nun wird im Kasseler Marienkrankenhaus eine Software getestet, die während der Darmspiegelung ein Bilderkennungsprogramm mitlaufen lässt. Bislang sei die Software laut Dr. Gero Moog, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, nur unter Laborbedingungen getestet worden. Nun prüfe er die Effektivität in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg im Normalbetrieb. Es wird davon ausgegangen, dass mithilfe der neuen Technik 20 Prozent mehr Polypen entdeckt werden können.
Quelle: https://www.hna.de/kassel/krebs-risiko-arzt-gesundheit-kassel-vorsorge-darmkrebs-forschung-krankenhaus-medizin-90109368.html, 30.November
Gesetzesentwurf zur Modernisierung der Versorgung und Pflege vorgelegt
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat einen Referentenentwurf für ein „Gesetz zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege“ (DVPMG) vorgelegt. In dem PDSG wurde bereits geregelt, dass im Januar 2022 die grundsätzliche Pflicht zum E-Rezept für verschreibungspflichtige Medikamente startet. Bisher gab es dabei Ausnahmen für T- und BtM-Rezepte, die nach dem neuen Gesetzesentwurf aber zum 1. Januar 2023 fallen sollen. Weiterhin soll es das E-Rezept zukünftig auch in der häuslichen Krankenpflege, der außerklinischen Intensivpflege, der Sooziotherapie und bei Heil- und Hilfsmitteln geben. Zusätzlich soll die Rezepteinlösung auch in Apotheken im europäischen Ausland ermöglicht werden. Weiterhin soll die elektronische Gesundheitskarte künftig nicht mehr als Datenspeicher, sondern ausschließlich als Versicherungsnachweis dienen. Dadurch werden der elektronische Medikationsplan und die elektronischen Notfalldaten nur noch in der elektronischen Patientenakte geführt.
Quelle: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/11/17/neues-zum-e-rezept/chapter:all, 24. November 2020
Anschluss der Pflegeheime an die Telematikinfrastruktur in 2021
Ab 2021 soll die Pflege mittels einer Institutskarte an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen werden. Dabei wird laut Martin Heisch, Strategischer Produktmanager bei der Gematik, davon ausgegangen, dass jede Pflegeeinrichtung ein Primärsystem ihres Softwareherstellers hat, mit dem der Zugang zur TI ermöglicht wird. Bislang gebe es 30 Anbieter die dieses Softwarepaket anbieten würden. Zu Beginn sei noch kein personenbezogener Heilberufausweis notwendig. Dieser werde erste gebraucht, wenn Komponenten mit Signaturfunktion oder Abrechnungen dazukommen. Die Teilnahme für Pflegeeinrichtungen ist freiwillig.
Herbert Mauel, Geschäftsführer des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, betont, dass seine Pflegeeinrichtungen großes Interesse an dem Anschluss an die TI haben. Jedoch kritisiert er die Möglichkeit der Patienten vollständige Informationen zurückzuhalten. Auch Gerhard Timm, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, erwartet durch den Anschluss eine Entbürokratisierung und eine Verbesserung der Versorgung.
Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/118203/Pflegeheime-sollen-2021-an-Tele%C2%ADma%C2%ADtik%C2%ADinfra%C2%ADstruk%C2%ADtur-angeschlossen-werden, 17. November 2020
Vor-Ort-Apotheken erhalten Gesetz zur Stärkung
Das Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken (VOSG), das am 29.Oktober 2020 vom Bundestag beschlossen wurde und wahrscheinlich im Dezember 2020 in Kraft treten wird, sieht unter anderem vor, dass Apotheken zukünftig pharmazeutische Dienstleistungen anbieten und abrechnen können. Hierbei sollen der Deutsche Apothekenverband und der GKV-Spitzenverband neue pharmazeutische Dienstleistungen vereinbaren. Infrage kommen beispielsweise eine intensive pharmazeutische Betreuung von Krebspatienten oder eine Arzneimittelversorgung von pflegebedürftigen Patienten in häuslicher Umgebung.
Weiterhin soll für gesetzliche Versicherte künftig der gleiche Preis für verschreibungspflichtige Arzneimittel gelten, unabhängig davon, ob diese in einer Vor-Ort-Apotheke oder über eine EU-Versandapotheke erworben werden. Zusätzlich wird den Apotheken dauerhaft die Möglichkeit eingeräumt, bei der Abgabe von verschreibungspflichtigen Medikamenten im Wege eines Botendienstes einen zusätzlichen Betrag in Höhe von 2,50 Euro je Lieferort und Tag zu erheben.
Quelle: https://www.stb-web.de/news/article.php/id/24645, 11. November 2020
Elektronische Patientenakte auch für Privatversicherte
Anders als gesetzliche Krankenkassen, sind private Versicherer nicht dazu verpflichtet, zum 1. Januar 2021 eine elektronische Patientenakte (ePA) anzubieten. Um wettbewerbsfähig zu bleiben werde der fünftgrößte private Krankenversicherer Signal Iduna trotzdem gemeinsam mit dem Anbieter Research Industrial Systems Engineering (RISE) eine ePA für seine Kunden entwickeln. Ziel sei nach Angaben der beiden Unternehmen, eine zertifizierte ePA für Privatversicherte mit weiteren Mehrwertdiensten. So sollen Kunden beispielsweise die Möglichkeit erhalten, ihre Abrechnungen digital über die ePA einzureichen. Um Zugang zur Telematikinfrastruktur zu erhalten, soll es eine elektronische Gesundheitskarte geben. Darüber hinaus wird auch eine App entwickelt werden, die ebenfalls einen Zugang ermöglicht. Die entwickelte ePA soll auch anderen Privatversicherern zur Verfügung gestellt werden.
Quelle: https://www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/PKV-bereitet-sich-auf-ePA-Einstieg-vor-414315.html, 6. November 2020
Psychotherapeuten kritisieren ePA nach Hackerangriff in Finnland
Medienberichten zufolge wurden durch den bereits 2018 ausgeführten Hackerangriff auf den Server eines privaten finnischen Psychotherapieanbieters zehntausende vertrauliche Datensätze gestohlen. Nun würden das Unternehmen und betroffene Patienten von den Hackern erpresst werden. Sollte die Lösegeldzahlung nicht erfolgen, würden die Datensätze veröffentlicht werden.
Deutsche Psychotherapeuten zeigen sich bestürzt über den Vorfall in Finnland und sehen darin Risiken, die auch mit der deutschen ePA verbunden sind. Insbesondere die zentrale Speicherung von sensiblen Patientendaten sei laut Dieter Adler, Vorsitzender des Deutschen Psychotherapeuten-Netzwerks (DPNW), angreifbar. Das DPNW bezeichnet den Weg der zentralen Speicherung, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn trotz aller Datenschutz-Bedenken weiter geht, als „falschen Weg“. Die Psychotherapeuten sind der Meinung, dass Daten über Psychotherapie dezentral in die Praxen gehören. Auch eine dezentrale ePA ohne psychotherapeutische Daten auf die nur der Patient Zugriff hat sei akzeptabel.
Quelle: https://www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/Nach-Hackerangriff-in-Finnland-Psychotherapeuten-kritisieren-ePA-414113.html, 3. November 2020